Weil der „Glaube“/die Hoffnung für uns Menschen im Leben eine fundamentale Wichtigkeit hat: Die tausenden Pilger bei Wallfahrten nach Lourdes, Mariazell, nach Mekka oder sonst an einen heiligen Ort sind dorthin nicht unterwegs, weil sie darauf hoffen, unmittelbar ein „Wunder“ zu erleben, sondern der Ort für sie ein besonderer ist.

Fußball-Fans sind da logischerweise ganz anders gepolt. So auch die 600 Fans, die Sturm Graz in Lille unterstützen werden. Sie gehen zumindest bis vor Spielbeginn davon aus, dass ihre Mannschaft das große Fußball-Wunder schafft. Nämlich in Lille nicht nur zu gewinnen, sondern nach einem 0:3 zu Hause sogar ins Viertelfinale der Conference League aufzusteigen.

Das 50.000 Zuschauer fassende Stadion wird wahrscheinlich nur knapp zur Hälfte gefüllt sein. Aber nur deshalb weil der Lille OSC allein rund 20.000 Dauerkartenbesitzer hat. Die Zahl bei Sturm Graz liegt unter 10.000. Die Stadt Lille ist mit ihren 230.000 Einwohnern kleiner als Graz mit knapp 300.000.

In der 18 Klubs großen französischen Liga 1 nimmt Lille OSC derzeit den vierten Platz ein. Sturm ist bekanntlich hinter Salzburg die Nummer 2 in Österreich.

Die Erfolge auf internationaler Ebene, in der Conference League im vergangenen Herbst machen aber ein Fußballwunder unwahrscheinlich. Sturm hat in den letzten vier Spielen in der Europa/Conference League vier Niederlagen einstecken müssen: Gegen Atalanta Bergamo eine 1:0-Niederlage, zu Hause gegen Raków ein 0:1, in Lissabon gegen Sporting CP ein 3:0 und letzte Woche gegen Lille in Graz ein 0:3. Also kein einziges Mal „eingenetzt“, aber dafür 8 Tore kassiert.

Es wäre ein Erfolg, wenn diese Torsperre heute Abend ein Ende hätte. Bei einem sich abzeichnenden Heimsieg von Lille könnten sich die Franzosen – weil nicht mehr 100-prozentig bei der Sache – möglicherweise als „großzügig“ erweisen. Auch die Wettquoten sprechen eine klare Sprache: Einen Euro auf Sturm gesetzt würde beim Auswärtssieg bis zu 7 Euro einbringen.