Brustkrebsforschung: Uni Graz arbeitet an präzisen Diagnosen

Ziel: Möglichst früh erkennen, ob gängige Immun-Behandlungen bei Patientinnen ausreichen

Bei Brustkrebs ist eine frühzeitige und genaue Diagnose entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Ein Team der Universität Graz hat einen neuen Ansatz entwickelt, um die Konzentration eines Eiweißmoleküls Hormons zu messen, welches das Wachstum von Karzinomen begünstigt. Aufbauend darauf soll an neuen Diagnose-Methoden geforscht werden, um bessere Behandlungskonzepte zu entwickeln. Dafür wurde das Team mit dem Brustkrebsforschungspreis der Österreichischen Krebshilfe ausgezeichnet.

Bei der Pink-Ribbon-Gala der Österreichischen Krebshilfe im Parlament wurde der Brustkrebsforschungspreis an Sandro Keller verliehen, den Leiter des Teams Membranbiophysik am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz. Rektor Peter Riedler gratuliert den Wissenschaftler:innen zu dieser außerordentlichen Leistung. „Der Preis macht die Bedeutung von Grundlagenforschung sichtbar, welche die Basis für jeden medizinischen Fortschritt ist.“

Der mit 100.000 Euro dotierte Forschungspreis ermöglicht es, dass die junge Forscherin Lena Bauernhofer in ihrer Dissertation daran arbeiten kann, die Diagnostik von Brustkrebs zu verfeinern, so dass betroffene Frauen noch schneller die für sie adäquate Behandlung erhalten können.

Dabei geht es um das Protein „HER2“, das bei manchen Frauen überproportional vorkommt und die Ausbreitung von Karzinomen beschleunigt. „Wir wollen eine Methode entwickeln, diese Proteinmoleküle zu zählen und ihre Aktivität zu bestimmen“, erklärt Bauernhofer.

Immun- und Chemotherapie genau aufeinander abstimmen

Der Hintergrund: Schon heute gibt es Antikörper, welche dieses Protein blockieren und das Wachstum von Brustkrebs damit stoppen. Wird das Protein beim Gewebetest entdeckt, startet deshalb eine sanfte Behandlung mit Antikörpern. „Allerdings wirkt diese Medikation nur bei weniger als der Hälfte der betroffenen Frauen“, erklärt der Biophysiker Keller. Deshalb wird anschließend oft mit einer Chemotherapie begonnen, von der die betroffenen Patientinnen aber schon zu einem früheren Zeitpunkt hätten profitieren können.

Das Ziel der Forschung ist daher, möglichst früh zu erkennen, ob gängige Immun-Behandlungen bei Patientinnen ausreichen. „So können wir schwer betroffenen Frauen schneller eine effektive Therapie empfehlen und gleichzeitig Patientinnen mit milderen Ausprägungen von Brustkrebs eine belastende Chemotherapie ersparen“, sagt Keller. Möglicherweise ließen sich auch individualisierte Antikörper entwickeln, um mit einer schonenderen Kombinationsbehandlung jenen Frauen zu helfen, bei denen die bisherigen Therapien nicht anschlagen.

In einem ersten Schritt will die Jungforscherin Bauernhofer in ihrer Dissertation ab Februar eine Methode entwickeln, mit der das Protein HER2 in Biopsie-Proben gezählt werden kann. Die Ergebnisse sollen dann in neue Diagnoseverfahren einfließen, die nach ausreichender Testung in fünf bis zehn Jahren in der Medizin ankommen könnten.

Mit rund 30.000 Studierenden in rund 120 Studien und 4700 Mitarbeiter:innen ist die Universität Graz die zweitgrößte Hochschule in Österreich. Mit forschungsgeleiteter Lehre und interdisziplinärer Zusammenarbeit erarbeiten die Wissenschaftler:innen Lösungen für die drängenden Probleme unserer Gesellschaft. Ein wichtiger Profilbereich ist dabei der Bereich „BioHealth“, in dem unter anderem die molekularen Ursachen von Krankheiten wie Krebs erforscht werden.

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