Wenn das Leben in Sekunden zerbricht

Trotz unermesslichen Leids finden Betroffene der Gewalttaten von 2025 in Österreich Halt – im Engagement des „Weißen Rings“ und in einer Welle der Solidarität.

Prägende Schock-Ereignisse

Zwei Taten haben das Jahr 2025 in Österreich geprägt – Ereignisse, die Fassungslosigkeit, Trauer und Wut hinterließen. Im Februar riss ein Messerangriff in Villach ein junges Leben aus der Mitte der Gesellschaft. Im Juni erschütterte ein Amoklauf in einer Grazer Schule das Land: Zehn Tote, unzählige Verletzte, Kinder und Jugendliche, die das Erlebte kaum begreifen können.

Was bleibt nach solch brutalen Gewaltausbrüchen? Für viele: Schmerz, Angst, Stille – und die Frage, wie man je wieder Vertrauen fassen kann.

Ein Fonds als Zeichen des Zusammenhalts

Um konkrete Hilfe zu leisten, hat das Sozialministerium den „Hilfsfonds zur Unterstützung von Opfern von Verbrechen besonderer Schwere und Tragweite“ ins Leben gerufen. 15 Millionen Euro stehen bereit, um jenen beizustehen, die durch die Attentate ihr Leben unwiderruflich verändert sehen.

Abgewickelt wird der Fonds vom „Weißen Ring“, einer Organisation, die seit Jahrzehnten für Opferrechte und Menschlichkeit steht. Ihre Mitarbeiter:innen begleiten Betroffene bei Anträgen, Gesprächen und in den oft schwierigen ersten Schritten zurück in den Alltag.

Mehr als nur finanzielle Hilfe

Rund 1,5 Millionen Euro sind laut Angaben des „Weißen Rings“ bisher an Menschen ausbezahlt worden, die beim Schulmassaker in Graz Angehörige verloren oder selbst schwer verletzt wurden. Auf die KLIPP-Anfrage nach der Höhe der Auszahlung für die Betroffenen in Villach heißt es ausweichend: Da wurde noch nichts ausbezahlt und man verweist auf die Zuständigkeit des Sozialministeriums. Doch das Geld kann ohnehin nur ein symbolisches Zeichen: Ein Land lässt seine Opfer nicht allein.



… wieder Vertrauen fassen

Neben den finanziellen Leistungen werden auch Bestattungs- und Überführungskosten übernommen. Noch wichtiger jedoch sind die langfristigen Unterstützungsangebote – psychologische Betreuung, rechtliche Hilfe, seelsorgerische Begleitung.

Experten betonen, dass Heilung nicht in Zahlen messbar ist. Jeder Fall wird individuell begutachtet; jedes Schicksal zählt. Das Ziel des Fonds ist klar: Belastungen abzufedern, damit Betroffene sich auf das konzentrieren können, was wirklich zählt – den Weg zurück ins Leben.

Ein stilles Versprechen

Jene, die helfen, wissen: Das Leid lässt sich nicht ungeschehen machen. Aber es lässt sich teilen. Der Fonds, die Arbeit des „Weißen Rings“ und die Solidarität vieler Menschen in ganz Österreich setzen ein Zeichen – gegen das Vergessen und für das Mitgefühl. Denn wo Gewalt Trümmer hinterlässt, kann Anteilnahme der erste Stein für einen neuen Anfang sein.

Anmerkung

Enttäuschung darüber, Wut, Zorn und weitere Trauer sind bei den Befunden des Expertengremiums um die beschlossenen Beträge für die Opfer voraussehbar. Denn was ist der Wert eines Menschenlebens? Eines ist klar: nicht berechenbar, es gibt keinen Preis dafür. Was erkennbar und einigermaßen abschätzbar ist – und wofür es Regelungen und Tarife gibt –, sind körperliche Verletzungen, Schäden und die folgenden Heilungskosten. Zum Teil auch psychische Traumata mit Langzeitfolgen. Aber wer bemisst und urteilt über die Entschädigung für Depressionen, langjährige? Verbunden mit Antriebslosigkeit, tagelang im Bett liegen, nicht arbeitsfähig sein. Oder wer entscheidet über Entschädigung für die Oma, den Onkel, mögliche Geschwister, Freund oder Freunde, die mit dem erlittenen Leid nicht zurecht kommen? Wer zieht die Grenzlinien über Betroffene?

Es gibt da keine Jury – egal, wie kompetent sie sich fühlt. Es bleiben nur subjektive Urteile und Befunde für Betroffene. Und Anspruchsberechtigte, die sich so oder so leider ungerecht behandelt fühlen werden.

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