Er war „Erfinder“ des RAILJET

Koralmbahn: Für 150.000 Euro Namen an ÖBB verkauft. Prominenter Steirer wegen Haftstrafe nicht eingeladen.

Mit seinen Ex-Freunden Karl-Heinz Grassser und Walter Meischberger zählt der schillernde Lobbyist Peter Hochegger zu den prominentesten Verurteilten Österreichs. Seine Geständnisse führten im Telekom- und Buwog-Skandal zu den langjährigen Haftstrafen der Angeklagten. Auch für ihn. Hochegger hat nach dem Prozess ebenfalls um eine Fußfessel angesucht.

In Mürzsteg aufgewachsen und familiär verankert ist Peter Hochegger also ein gebürtiger Steirer. In seinem im September erschienen Buch „Die Schattenrepublik“ (edition a) schildert er auch, wie im Jahre 2004 die schwarz-blaue Regierung der verstaubten ÖBB eine neue Unternehmenskultur verordnete. Diese besteht seit damals aus einer Holding mit vier Tochterfirmen.

Politisch in diesen Jahren verantwortlich der seinerzeitige Infrastrukturminister Hubert Gorbach, ein Vorarlberger. Er holte sich mit Stefan Wehinger ebenfalls einen Vorarlberger als Manager – mit Privatbahn-Erfahrung. Dessen Plan: Die ÖBB sollten möglichst viel Geld in Hochgeschwindigkeitszüge investieren, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein. Als echte Alternative zu Flugzeug oder Auto. Mit allen Großstädten und Nachbarländern verbunden.

Wehinger zu Hochegger (Buch-Zitat): „Da kommst du ins Spiel. Bitte überlege dir, wie diese Züge heißen sollen.“ Ein super Auftrag für Hocheggers Agentur, die wochenlang an einem plakativen Namen bastelte. Aber keiner der vorgeschlagenen war zufriedenstellend.

Da kam Hochegger ein längst vergangener Name wieder ins Gedächtnis: „Jet to web – der schnellste Zugang in das Netz.“ So hätte vor langer Zeit ursprünglich die Telekom heißen sollen. Und daraus wurde dann der Name „railjet“. Die schnellste Verbindung zwischen Städten. Alle waren begeistert.

Peter Hochegger ließ diesen Namen für seine Agentur sofort schützen. Sein Freund, der ÖBB-Manager Wehinger, reagierte vorerst verärgert und überrascht, als er erfuhr, dass die ÖBB den Namen nicht mehr eintragen lassen konnte. Hochegger nannte der ÖBB seine Honorarvorstellung dafür: 150.000 Euro. Der ÖBB-Vorstand stimmte zu. Bis heute ist der „railjet“ eine Erfolgsgeschichte. Erst jüngst taufte der Bundespräsident sogar einen „koralmjet“.

Detail am Rande: Die ÖBB hatte Wehinger nicht mehr gebraucht und ihn vor die Tür gesetzt. Als Trostpflaster erhielt Wehinger die Möglichkeit, auf Kosten der ÖBB ein 100.000 US-Dollar teures MBA-Studium in den USA zu absolvieren, so Hochegger in seinem Buch. Zitat: „Als dieser aus den USA zurückkehrte hatte er die Idee für ein Konkurrenzunternehmen in der Tasche. Die Westbahn war geboren. Wehinger kannte alle Schwachstellen der ÖBB und wusste, wo Nachfrage bestand. Als Investor hatte er bereits Hans Peter Haselsteiner gewonnen. 2011 nahm die Westbahn ihren Betrieb auf. Eine österreichische Geschichte: Weil das richtige Parteibuch fehlte, erschuf die ÖBB-Proporz ihren eigenen Konkurrenten, die Westbahn.“

Die Westbahn ist ja mit vier chinesischen Garnituren ab dem Frühjahr 2026 auch auf der Koralmbahnstrecke unterwegs.


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