Heimat für Webseiten und Co.

Er bietet steirischen Kulturinitiativen und Kunstschaffenden Serverplatz für ihre Webseiten, Mailadressen und Cloud-Lösungen zum Teilen von Dokumenten an. Die Rede ist vom Verein mur.at, der 1999 von Jogi und Reni Hofmüller, Winfried Ritsch und Wolfgang Reinisch gegründet wurde. Um die 400 Mitglieder (Forum Stadtpark, Elevate Festival, Theater im Bahnhof, Camera Austria u.v.a.) und über 1.000 User nutzen dieses sichere, unkommerzielle und unabhängige Alternativangebot zu Google und Co.
„Mit einem solidarischen Beitrag können Teile der Kosten finanziert werden“, so Geschäftsführer Andreas Zingerle. Der Aufruf SoMiBe (Solidarischer Mitglieds Beitrag) des Grazer Netzkunst-Vereins hat im Jänner enorm erfolgreich seine 6. Runde absolviert. Das Finanzierungsziel konnte nicht nur im zweiten Lauf schon erreicht werden – es wurde sogar ein Überschuss von 2.077 Euro erreicht. Die ungewöhnliche Art, einen Mitgliedsbeitrag einzuheben, verzichtete somit nicht nur auf unbequeme, unsexy Erinnerungen oder Aufforderungen. Kalkuliert wurde mit vier Runden, dieses Jahr waren nur zwei nötig.
Wer bei mur.at Mitglied ist, kann sich den jährlichen Beitrag nicht nur selbst aussuchen. Die Mitglieder können sogar ein wenig mehr bezahlen, wenn sie andere damit unterstützen möchten oder das Gefühl haben, dass es das Angebot einfach wert ist. Wer in finanziellen Schwierigkeiten ist, kann auch völlig diskret ein Nullangebot abgeben. Hier stehen Eigenverantwortung, Fairness, Mitdenken und Solidarität vor Zwang und Zeigefinger.

Erdiges Vorbild für den SoMiBe
Der Verein mur.at bietet der freien Szene in Graz Platz und digitale Werkzeuge für die Arbeit und Kommunikation im Netz. Angeboten werden neben Serverplatz und Mailadressen auch Chatprogramme, kollaboratives arbeiten in der Wolke, Lösungen für Videokonferenzen und mehr. Finanziert wird dieses enorm wichtige, breit gestreute und gut betreute Angebot fast komplett über Förderungen aus der öffentlichen Hand. Seit 2017 muss der Verein wegen Kürzungen aber auch selbst ein wenig Geld bei seinen Mitgliedern einheben. Aus dieser Not wurde schnell eine Tugend gemacht und mit dem SoMiBe eine unkomplizierte, elegante und nicht zuletzt aufregende Variante der Einhebung eines Mitgliedsbeitrages entworfen. Vorbild war die Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi), wo die Verbraucher schon vor der Ernte landwirtschaftliche Produkte erwerben und somit den Bauern einen risikofreien Anbau erleichtern können. Parallelen gibt es auch zu Crowdfunding Aktionen. Das Software Programm für den SoMiBe wurde aber vor fünf Jahren extra für diesen Zweck von Gründungsmitglied und langjährigem Geschäftsführer Jogi Hofmüller geschrieben.
Mehrwert, der viel tiefer geht
Eine Mitgliedschaft bei mur.at kann aber noch viel mehr, als die technischen Anforderungen für den künstlerischen Alltag zu bieten. Bei mur.at werden Fair Pay, Ressourcenschonung und regionale Produkte große geschrieben. Wie bei den Steier-Äpfeln im Supermarkt, macht es ökologisch sehr viel Sinn, wenn die Server in der Region zuhause sind oder mit Ökostrom betrieben werden. „Mit dem SoMiBe hat mur.at für jede Person aus dem Kunst und Kulturbereich eine Möglichkeit der Teilhabe an vertrauenswürdigen, digitalen Basis-Diensten geschaffen, die es ihnen ermöglicht, im Internet ihre Datenhoheit, ihre Datensicherheit und ihre Privatsphäre zu wahren,“ erklärt Geschäftsführer Andreas Zingerle.

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