Die Sonne scheint, der Schatten lehrt

Ausstellungspremiere am Römerhof in Eggersdorf

„Sol lucet, umbra docet“, heißt es im Lateinischen. Und das war am Wochenende bei der Vernissage und Ausstellungseröffnung in Eggersdorf am Römerhof von Franz Wuthe – das Wetter spielte zum Glück mit – der Fall.

Der Kunstphilosoph Božo Raič war der Regisseur und Initiator für einen Nachmittag, an dem die Besucher hautnah erfahren konnten, wie Natur, Kunst und Wissenschaft harmonieren können. Die Natur ist das, was unseren Planeten Erde so besonders macht. Kunst und Wissenschaft sind jene Elemente, die von uns Menschen geschaffen und gestaltet werden. Und wie wichtig die Sonne für das Leben auf der Erde ist, zeigt sich schon darin, dass sich der Mensch von Geburt an dem Lichte zuwendet, die Sonne mit ihrem Licht für sein Leben braucht.

Gemeinsam mit der Botanischen Fakultät der Universität Graz, vertreten durch Dr. Ursula Brosch, erklärten Božo Raič und seine Frau Barbara mit ihrem Team die Übergänge zwischen Natur und Wissenschaft und Kunst. Im Mittelpunkt des Nachmittag stand die Brennnessel als Pflanze in ihrer Vielfalt und ihrem Nutzen. Die Brennnessel bedeutet ja auch für Römerhof-Eigentümer Franz Wuthe einen Schwerpunkt in seiner Arbeit – als Nutz- und Heilpflanze für Mensch und Tier.

Der Aufwand für die Ausstellung war beachtlich. In den Tagen vor der Ausstellung wurden am Römerhof Wege und Ornamente ins hohe Gras gemäht, um Staffeleien und eine Sonnenuhr aufzustellen, an Bäumen Seile für das Aufhängen von Bildern gespannt, Leitungen verlegt. Allein die Vor- und Aufbauarbeiten im Wald und auf der riesigen „Bühnen-Wiese“ des Römerhofs nahmen zwei Wochen in Anspruch. An die 40 Werke von internationalen Künstlern waren dort als Ausstellung in die „Natur gestellt und gehängt“ worden und konnten von den Besuchern bestaunt werden.

„Wir müssen uns gerade in diesen Tagen stärker mit den Übergängen zwischen Natur, Kunst und Wissenschaft beschäftigen“, so Ausstellungsinitiator Božo Raič, ein gebürtiger Kroate, der in Graz Kunstwissenschaft und Ethik promovierte. Er wurde auch als Vortragender und Essayist zur Biennale in Venedig eingeladen. Im Alltag eher oft geringschätzig als Unkraut bezeichnet, bietet die Brennnessel als einfache Pflanze für 50 Schmetterlingsarten (darunter auch der Admiral) eine wichtige Lebensgrundlage. „Jeder soll versuchen, aus seinem Handwerk auch Poesie zu machen“, ist der Kultur-Philosoph überzeugt, dass sich damit auch die Welt verändert. Mit seiner Frau Barbara Raič, einer international tätigen Malerin, bildet er ein Duo, das einander vortrefflich ergänzt.

Ein besonderer Augenblick war auch die Uraufführung der „sinfonia urtica“ (Brennnessel-Symphonie), auch eine Hommage an den vielfältigen Nutzen dieser einfachen Pflanze auf der Waldbühne am Römerhof.

Der bäuerliche Römerhof erlebte mit der Ausstellung „Sol lucet, umbra docet“ nun seine Premiere als Kunst- und Kulturstätte