Amerikas blonder Mussolini

Banger Blick auf den 8. November, dem Wahltag in den USA

Es wirkte gespenstisch, schien ein unwirklicher Moment. Um zwei Uhr früh unserer europäischen Zeit lief im deutschen Fernsehen der Klassiker „Raumschiff Enterprise“ in seiner Ursprungsfassung mit Captain Kirk und Mister Spock. Er und andere seiner Crew wurden gerade von den Feinden gefangen genommen. Mitten in diese Szene erklang plötzlich die Kennmelodie für das Nachrichten-Studio und eine Sprecherin verlautbarte, dass auf Donald Trump ein Schuss-Attentat verübt worden sei, er aber dieses mit einem Streifschuss überlebt habe.

Und dann sah man die Bilder, die jetzt alle Welt kennt – mit der in den Himmel gestreckten Faust, umringt von den ihm mit dem eigenen Körper schützenden Beamten des Secret Service. Und auch die ersten Kommentare dazu, dass die göttliche Vorsehung ihn vor noch Schlimmerem geschützt habe.

Mir als älteren Menschen kam unmittelbar darauf das Bombenattentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 in den Sinn. Auch er überlebte und seine Propagandisten sprachen ebenfalls von der Vorsehung und die Parole darauf lautete: „Jetzt erst recht!“

Donald Trump ist damit für seine Anhänger bereits zu einem Märtyrer geworden – als Opfer. Der 20-jährige Attentäter entpuppte sich als bekennender Republikaner. Umso rätselhafter ist daher sein Motiv. Wäre er ein Anhänger der Demokraten gewesen – keiner kann abschätzen, welche Folgen das nach sich gezogen hätte. In Amerika, einer tief gespalteten Nation.

Eines ist klar: Das Attentat hat die Voraussetzungen für die Präsidenten-Wahl am 8. November 2024 tiefgreifend verändert. Keiner weiß allerdings heute, was in den kommenden Monaten geschehen wird und wie die Wähler darauf reagieren werden.

Klar scheint, dass Trumps Anhängerschaft sich noch einmal enger um ihn schart. Ob ihre Zahl durch das Attentat auch gewachsen ist und weiterhin zunehmen wird – das hängt nicht zuletzt von den Demokraten ab. Diese befinden sich in einem Dilemma, an ihrer Spitze steht ein offensichtlich ob seines Alters wegen überforderter Joe Biden.

In den USA herrscht eine Stimmung, die wir auch im kleinen Österreich registrieren müssen. Mehr und mehr fühlen sich die Bürger als „Fremde im eigenen Land“. Die Menschen kommen sich vor, als stünden sie in einer endlosen Schlange, derweil sie geduldig warten, um dran zu kommen, sehen sie weiter vorne Menschen, die sich mit Hilfe des Staates vordrängen. Migranten werden aus ihrer Sicht bevorzugt, Schwule kriegen eine Extrawurst, Flüchtlinge – ob aus der Ukraine oder sonstwo her – den roten Teppich ausgelegt. Alle spielen das Opfer.

Während sie als Bürger schuften und der Staat aber aus ihrer Sicht die Falschen belohnt. Sie kommen nicht voran. Die anderen hingegen werden als die Bedauernswerten genannt. So auch in den USA. Das sind eben Rassisten, Sexisten, Homophobe, Fremdenhasser, Islamophobe. Ihnen stehen dann also die Wutbürger gegenüber und die gibt es auf beiden Seiten. Eines haben sie gemeinsam: Sie fühlen sich benachteiligt und vergessen.

Das Ende der ersten Präsidentschaft von Donald Trump ist bekannt. Er hat seine Niederlage nie anerkannt in der Präsidenten-Wahl, fühlte sich um den Sieg betrogen. Durch Manipulation des Ergebnisses. Daraufhin rief er seine Anhänger aus ganz Amerika zum Marsch auf Washington auf. Dieser führte dann zum Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner 2021. Wie seinerzeit Benito Mussolini 1922 zum Marsch auf Rom aufgerufen hatte und sich damit die Macht sichern wollte.

Barack Obama verkörperte mit seinem Lebensweg und seiner Präsidentschaft „the American dream“. Donald Trump verkörpert als Milliardär mit all seinen Prozessen in Sachen Steuerbetrug und anderen Vergehen genau das Gegenteil. Selbst das republikanische „Wall Street Journal“ hat ihn als „nut“, als „Durchgeknallten“ tituliert. Daher kann man dem Wahltag am 8. November in den USA und dem Ausgang nur mit Bangen entgegensehen. 

JL

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