Größenwahn

Keinen Kirchenstaat, aber auch kein Kickl-Staat und kein Kickl-Reich

„Euer Wille geschehe“, lässt Herbert Kickl plakatieren. „Sein Reich komme“, folgt die Fürbitte mit dem Rückgriff auf unser „Vaterunser“. Ich stehe der Kirche nicht nahe, sehe darin aber eine Grenzüberschreitung, wo die Verletzung religiöser Gefühle von Menschen beginnt.

Es ist die kalkulierte Provokation aus der Senkgrube des selbst ernannten Volkskanzlers, eine neue Qualität in der politischen Auseinandersetzung.

Allein schon, dass Herbert Kickl einen solchen Slogan plakatieren lässt, zeigt, dass in ihm eine Art Größenwahn wächst und er alle, die anders denken – ethnische und religiöse Minderheiten –, damit verhöhnt und ausschließt. Also nicht verhandelbar. Dies erinnert mich an das Foto, wie Herbert Kickl als Innenminister mit einem weiten Umhang, erhaben auf einem Polizei-Pferd thronend, die Runden dreht. Offensichtlich die Realisierung eines Phantasiebildes aus seiner Kindheit, wie der heute 172 cm „Große“ sich Autorität und Macht vorstellte.

„Ich hab’ das erste Mal richtig Angst vor der Nationalratswahl, es ist zum Fürchten“, äußert sich eine Wählerin bei einer Diskussion. Und sie weist dabei darauf hin, dass nach dem gefallenen, türkisen Heilsbringer Sebastian Kurz in Österreich der blaue Herbert Kickl als solcher folgen könnte. Seine Aussage „ich bin der Einzige auf Eurer Seite“ ist nur durch die Schwäche seiner politischen Mitbewerber möglich geworden. Wie seinerzeit die siebenjährige Tragödie im sogenannten Tausendjährigen Reich. Die damit ihren Anfang nahm, als in Deutschland der damalige Reichstagspräsident Hindenburg Adolf Hitler zum Volkskanzler machte. Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird sich mächtig anstrengen müssen, einen solchen Vorgang zu versagen.

Weil Herbert Kickl gern das Wort „sauber“ in den Mund nimmt. Er ist weit weg von einem Saubermann, ist auch kein Saubermacher. In der FPÖ Graz gab und gibt es noch immer den nicht abgeschlossenen größte Missbrauchsskandal mit Steuergeldern in der Höhe von 2 Millionen Euro. Als eine Gruppe FPÖ-treuer Parteifunktionäre im Grazer Rathaus die völlige Aufklärung und Transparenz der Malversationen und innerhalb der Partei die Trennung von den Mitwissern der Alten Garde forderte, schloss Herbert Kickl mit Unterstützung von Landesparteichef Mario Kunasek diese jungen Saubermacher über Nacht aus der Partei aus.

Einer aus der Alten Garde wurde kürzlich vor Gericht (noch nicht rechtskräftig) wegen Kindesmissbrauchsmaterials zu einer bedingten Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten sowie 14.400 Euro Geldstrafe verurteilt. Gerade er hätte auf Druck der Parteiführung auch im neu zusammengesetzten FPÖ-Gemeinderatsklub Platz finden müssen. Dies lehnten die jungen Aufklärer ab und bildeten daraufhin den Korruptionsfreien Gemeinderatsklub (KFG) im Grazer Rathaus. Dieser tritt als Grazer Bürgerliste KFG bei der Landtagswahl am 24. November an. Die Vertreter der Bürgerliste mit Stadträtin Claudia Schönbacher und Klubobmann Alexis Pascuttini an der Spitze bekamen am eigenen Leib in der „Freiheitlichen Familie“ zu spüren, was man unter Sauberkeit und Transparenz versteht. Sie mussten damit erfahren, dass Herbert Kickls Versprechen eine Lüge ist, das da heißt: Er ist der Einzige, der auf Eurer Seite steht.

PS: Ein Gustostückerl aus des FPÖ-Wahlprogramm. Für eine geplante Volksinitiative braucht es 250.000 Unterschriften. Diese Initiative führt dann zu einer Volksabstimmung und damit möglichen Ablöse einer unfähigen Regierung. Allein die Aushebelung des Parlaments, laut Legalitätsprinzip, die zentrale demokratische Entscheidungsmacht, muss alle Alarmglocken schrillen lassen, heißt es dazu in Kommentaren.

JL

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Bemerkungen :

  • user
    Helmut September 2, 2024 um 3:07 pm
    Mit welcher Leichtigkeit der VOKAKI lügen kann, Hassreden mit Provokationen von sich gibt und dann noch Gebetsinhalte dazu benutzt zeigt den grenzenlosen Charakter auf. "Gute Nacht Österreich:
  • user
    Helmut Sampt September 1, 2024 um 1:13 pm
    Sie sprechen mir aus der Seele.

    H.S.