Tag 6 vor dem Herzschlagfinale

Mit Hannes Kartnig am Sonntag als „Glücksbringer“

„Es woa a Wauhnsin“, kommt der ehemalige Sturm-Präsident Hannes Kartnig sofort ins Schwärmen, als KLIPP ihn auf den ersten Meistertitel von Sturm im Jahre 1998 anspricht. Wiewohl der Titel bereits am 13. April 1998 feststand – mit einem 5:0-Sieg über Austria Wien. Sturm Graz holte den Titel letztendlich mit einem Vorsprung von sagenhaften 19 Punkten auf Rapid. Die Übergabe des Meistertellers erfolgte erst am 16. Mai 1998. Und zwar in der letzten Runde nach dem 2:0-Sieg über die Admira im Stadion Liebenau, heute Merkur Arena.

„Es war mein Ziel – und das habe ich bei Heinz Schilcher immer wieder deponiert –, dass wir den ersten österreichischen Fußballmeistertitel für die Steiermark holen wollen“, so Kartnig. Nachdem sonst Wiener Klubs, Innsbruck, Linz und Salzburg davor schon die Meisterschaft holen konnten. Maßgeblich verantwortlich für den Erfolg waren Mario Haas, Ivica Vastic und Hannes Reinmayr. Zu ihrer Zeit auch „magisches Trio“ genannt, erzielten die drei doch 46 Tore in dieser Saison.


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Die Übergabe des Meistertellers erfolgte durch den (verstorbenen) ÖFB-Präsident Beppo Mauhart und ÖFB-General Gigi Ludwig. Erstmals in der 89-jährigen Klubgeschichte durften die Schwarzweißen in Liebenau den Meisterteller jubelnd in die Luft stemmen.

Mario Haas: „Es war einfach perfekt. Wenn uns Trainer Ivica Osim das Feiern hätte verbieten wollen, dann hätte er es an diesem Tag bestimmt nicht geschafft.“ Franco Foda: „Die Meisterfeier in der Stadt war dann Wahnsinn. Man hat gemerkt, dass die Leute auf diesen Titel lange gewartet haben.“

Tomislav Kocijan: „Das kann man nicht vergessen. Die erste Meisterfeier in Graz war ein einmaliges Erlebnis im Leben. Zuvor mit Salzburg sind wir auch mit Cabrios durch die Stadt gefahren. Aber in der Herrengasse, mit dem ganzen Konfetti. Das hat Kartnig organisiert, das war wirklich einmalig. Das vergisst man nicht!“

Kabarettist und Sturm-Fan Paul Pizzera: „Ich habe das erste Mal in meinem Leben gespürt, was positive Massenhysterie ist und wie schön es sein kann, wenn Menschen gemeinsam feiern. Was ich jedoch am allermeisten mit dem Meistertitel assoziiere, ist der einzigartige Trainergeist des Ivica Osim: Zum einen, weil er gezeigt hat, wie sympathisch permanente Unzufriedenheit sein kann und zum anderen, weil er es geschafft hat, sogar einem profanen Straßenbahnhaltegriff etwas Edles zu verleihen.“ (Zitate aus „Kleine Zeitung, 16. Mai 2023)

Hannes Kartnig erinnert sich logischerweise nahezu an jedes Detail: „Wir hatten damals genügend Zeit, die Meisterfeier vorzubereiten und alles zu organisieren.“ Große Unterstützung kam auch aus dem Rathaus mit Bürgermeister Alfred Stingl. Zu einem wirklichen Festzug für die Spieler und den Verein wurde der Autokorso ausgehend vom Stadion Liebenau bei trockenem Wetter in Cabrios. Auf dem Weg bis zum Hauptplatz – so schätzte man – begleiteten rund 80.000 Fans die Triumph-Fahrt. Und der Ex-Präsident: „In der engen Jakoministraße gab’s dann praktisch kein Durchkommen mehr. Frauen haben von den Fenstern aus Unterwäsche runter geworfen – Bhs und so Sachen. Ein Stück davon landete genau bei Ivica Osim. Und wer ihn kannte, der weiß, wie erstaunt seine Reaktion war.“ Am Hauptplatz selbst spielten dann unter anderem die Stoakogler und die EAV auf. „Weil Graz ,brennen’ sollte, gab es ein Feuerwerk das damals eine halbe Million österreichische Schilling kostete. Aber es bleibt unvergesslich.“ Die Gesamtkosten von fünf Millionen Schilling deckten bereitwillig die Sponsoren.

Der Abschied von Hannes Kartnig als Präsident bei Sturm war ja dann „unrühmlich“. Er ging in Streit und wurde später auch zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Einer der schärfsten Gegner – der heutige Präsident Christian Jauk. Er trug viel dazu bei – natürlich streng vertraulich –, dass Zeitungen damals über Missstände, Konflikte und den autokratischen Führungsstil von Hannes Kartnig berichten konnten. Anlässlich des 70ers von Kartnig erfolgte ein später Friedensschluss zwischen den beiden. Und Christian Jauk hat Hannes Kartnig zum Finale am Sonntag eingeladen. Als Glücksbringer? Hannes Kartnig: „Ich hoffe, denn ich bin zum ersten Mal nach meiner Präsidenten-Zeit wieder in Liebenau dabei.“

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