Zahlreiche Kinderbetreuungsplätze in der Steiermark fehlen

Kinderbetreuungsatlas. Dieser zeigt, wie es um die steirischen Kinderbetreuungseinrichtungen bestellt ist. Nach schwierigen Jahren hat sich die Situation leicht entspannt. „Die Verbesserungen dürfen aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es ganz, ganz große Defizite für die Eltern gibt“, warnt AK-Steiermark-Präsident Josef Pesserl.
Das belegen auch die Zahlen im mittlerweile 11. AK-Kinderbetreuungsatlas. Während sich bei den Krippenplätzen die Lage zwar langsam, aber kontinuierlich bessert – 177 Gemeinden verfügen mittlerweile über Kinderkrippen –, bietet das Betreuungsangebot insgesamt für viele Elternteile weiterhin keine Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

224 der 286 steirischen Gemeinden verfügen sowohl über eine Betreuung für Kinder unter drei Jahren, als auch über einen Ganztagskindergarten und eine Nachmittagsbetreuung in den Volksschulen. 73 davon – sprich rund jede vierte Gemeinde – bietet den 3- bis 6-Jährigen darüber hinaus mindestens 45 Wochenstunden Öffnungszeit und Schließzeiten von nicht mehr als fünf Wochen pro Jahr. „Allerdings fehlen gleichzeitig in 62 Gemeinden zentrale Betreuungsbausteine, 24 Gemeinden können nur eines, acht Gemeinden kein einziges der genannten Kriterien erfüllen“, erklärt AK-Frauenreferatsleiterin Bernadette Pöcheim.
Viele Gemeinden bemühen sich zudem, ihre Tages-Öffnungszeiten anzupassen, sofern ein entsprechender Betreuungsbedarf der Eltern gegeben ist und dieser Bedarf auch durch ausreichend Personal abgedeckt werden kann.

Kostenloser Ganzjahreskindergarten
Trotz punktueller Verbesserungen: Weiterhin fehlen in der gesamten Steiermark zahlreiche Betreuungsplätze. Und auch der Personalmangel in den Betreuungseinrichtungen bleibt Thema. Durch die Novelle des steirischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes im Herbst 2023, die etwa höhere Gehälter sowie eine schrittweise Reduzierung der Gruppengrößen umfasst, hat sich die Lage zwar etwas gebessert.
Dennoch stellt das Finden eines leistbaren Betreuungsplatzes für ihr Kind viele berufstätige Eltern vor Probleme. „So werden diese dadurch gezwungen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren oder – noch schlimmer – ihre Beschäftigung sogar aufzugeben“, so Cordula Schlamadinger, Leiterin der Kinderdrehscheibe.

AK-Präsident Josef Pesserl verweist auf andere Bundesländer: So führt das Burgenland ab 2025 den Ganzjahreskindergarten ohne Ferienschließzeiten an. Zudem ist die Betreuung in Kindergärten – wie auch in Wien und Kärnten – kostenlos. Pesserl will dies auch in der Steiermark: „Die Politik ist gefordert, ausreichend finanzielle Mittel für die Gemeinden zum Ausbau und Betrieb von Kinderbetreuungseinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Und es braucht mehr Personal für die Betreuungseinrichtungen sowie mehr Ausbildungsplätze in elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen.“
Rechtsanspruch gefordert
Um die Lage zu bessern, fordert die Arbeiterkammer einen bundesweiten Masterplan zur Kinderbetreuung sowie ein einheitliches Rahmengesetz für die Mindestöffnungszeiten. Pesserl: „Am Ende sollte dann ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für alle Kinder ab dem 2. Lebensjahr stehen, wie er in Deutschland seit mehr als zehn Jahren existiert.“