Kein Ohrwurm-Wettbewerb

Der Sieg beim Eurovision Song Contest im Jahr 2014 von Conchita Wurst als ersten queeren Künstler mit dem Song „Rise Like a Phoenix“, der mächtigen Stimme, dem exzentrischen Outfit war speziell. Österreich blieb damit in der europäischen Musikszene in Erinnerung.
Die Euphorie für den Triumph von Johannes Pietsch alias JJ in Basel tut in diesen schwierigen Zeiten Österreich gut. Und für den ebenfalls queeren Countertenor natürlich der wichtigste Tag in seinem Künstlerleben.

Eines ist aus meiner Sicht allerdings schade: Songs, die das Zeug zu einem „europäischen Evergreen“ haben – für die gibt’s kaum eine Chance auf vordere Plätze beim Eurovision Song Contest. Der ESC ist kein Ohrwurm-Wettbewerb mehr, sondern ein Statement anderer Art. Keine Passage von „Wasted Love“ bleibt wirklich im Ohr. Wer erinnert sich noch an die Sieger-Melodie vom Vorjahr?
Wichtig für Österreich ist aber das kommende Jahr. Als Austragungsland für den nächsten Contest steht uns die europäische Bühne offen, können wir Sympathie-Punkte in Europa sammeln. Für Österreich eine tolle, wenn auch nicht kostenlose Werbung.

Dem Song Contest gelingt, woran die Politik regelmäßig scheitert: Europa sowie viele andere Länder zusammen zu bringen. Offensichtlich löst einzig Musik emotional die stärksten positiven Reaktionen aus. Der ESC kreiert und feiert für einige Wochen die Idee eines liberalen Europas. Zumindest ein Mal im Jahr. Ein guter Anfang, wenn man Optimist bleiben will.
JL
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