rotahorn Literaturpreis: erstmals drei Preisträger

Aber grundverschieden im Stil

Die Fachjury mit Barbara Frischmuth, Valerie Fritsch und Andreas Unterweger, Julian Kolleritsch, Bernd Melichar, Christoph Hartner und Heinz Sichrovsky konnte diesmal zwei erste Preise mit jeweils 4.000 und einen zweiten Preis (3.000 Euro) namhaft machen.

„In der Steiermark und in ganz Österreich gibt es viele Nachwuchstalente, die im Verborgenen schöpferisch tätig sind. Mit dem rotahorn möchten wir diesen Literaturschaffenden eine gesellschaftliche Blatt-Form bieten“, begründet Hans Roth sein Engagement bei der feierlichen Verleihung des 14. rotahorn Literaturpreises im Grazer Minoritensaal.

Unkonventionell war schon der Auftritt von Max Höfler, einem der beiden ersten Preisträger. Er entledigte sich seiner Straßenkleidung und unterhalb kam seine „Arbeitsmontur“ zum Vorschein – Skianzug und Skihelm. Max Höflers Stärke ist „erweiterte Literatur“. Die Jury zeichnete ihn für sein neues Buch „ALLES ÜBER ALLES. oder warum“ aus. Dieses gibt alternative Antworten auf Trivial-Pursuit-Fragen. Trivial Pursuit ist ein bekanntes Brettspiel, bei dem man Fragen zum Allgemeinwissen korrekt beantworten musst. Warum dreht sich am Äquator die Erde schneller? Max Höfler hat die Antworten parat: Es sind die Beschleunigungskräfte des flotten Springbocks und des zackigen Impalas, die den Untergrund zum Rotieren bringen, und in den Hochleitungen sollte einst der Lambrusco und Veltliner für die Haute Volée rinnen.

Sie schreibe ebenso unaufdringliche wie eindringliche Prosa – leicht lesbar, und dennoch alles andere als oberflächlich, heißt es in der Jury-Begründung für Thea Mengeler. „Ähnlich agiert sie in der Wahl ihrer Themen, die zuerst auf Marginales zu zielen scheinen, dann jedoch ins Schwarze der gesellschaftlichen Aktualität treffen. So verhandelte etwa ihr Debütroman „Connect“ die Faszination, die Gurus auf eine überforderte Generation ausüben. Ihr neuer Roman „Nach den Fähren“ (Wallstein 2024) hingegen spielt auf einer vormals beliebten Urlaubsinsel. Das Leben kommt zum Stillstand, die meisten Bewohner verlassen die Insel, nur ein paar wenige harren aus. Hoffend auf eine Rückkehr der Fähren und isoliert voneinander gehen sie den immergleichen Tätigkeiten nach. Das Leben dieser Übriggebliebenen ändert sich erst, als ein Mädchen namens Ada auf unerklärliche Weise im Sommerpalast erscheint und die Nähe zu dem ehemaligen Hausmeister sucht ...

Den zweiten Preis erhielt die ukrainische Schriftstellerin und Journalistin Yuliia Iliukha. Der Erzählband der Neo-Grazerin mit dem Titel „Meine Frauen“, der im Herbst bei Thanhäuser sowie in den USA erscheint, berichtet von Kriegserlebnissen ukrainischer Frauen in kristalliner Weise. Iliukha macht die individuellen Erfahrungen des Krieges sichtbar, die für uns hinter der anonymen Masse verborgen sind. Sie gibt dem Krieg ein Gesicht, viele Gesichter. Ihre Sprache ist dicht, kompromisslos und wird auch sperrigen Schicksalen gerecht.

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