Mögliches „neues“ Mozart-Werk in Grazer Sammlung identifiziert

In seiner kurzen Lebensspanne hat Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) der Welt ein umfassendes musikalisches Œuvre hinterlassen, das die Musikgeschichte maßgeblich geprägt hat und höchsten Stellenwert genießt. Schon bald nach Mozarts frühem Tod beschäftigte Sammler, Musikliebhaber und letztlich auch die Musikwissenschaft die Frage, was eigentlich alles zum Werk des musikalischen Vielarbeiters Mozart zu zählen sei – eine Frage, die bisher nicht vollständig beantwortet werden konnte und immer noch Thema wissenschaftlicher Untersuchungen ist.
Ein Werk aus den Beständen des Steiermärkischen Landesarchivs in Graz, die „Mailänder Variationen”, erlangt nun neue Aufmerksamkeit: Diese Klavierstücke sind im Köchelverzeichnis, dem Werkverzeichnis von Mozarts Kompositionen, zwar erwähnt, allerdings tragen sie keine Nummer, denn sie galten als „unmozartisch”. Sie wurden bisher lediglich dem Umfeld Mozarts zugeordnet, Angaben zu einem konkreten Komponisten der Variationen gab es nicht.

Klarheit bestand nur über den Anlass für die Entstehung der „Mailänder Variationen”: Am 15. Oktober 1771 heiratete Erzherzog Ferdinand Karl, vierter Sohn von Kaiserin Maria Theresia, in Mailand Maria Beatrice d'Este. Der damals 15-jährige Mozart schrieb für die Feierlichkeiten die Oper „Ascanio in Alba”. Die „Mailänder Variationen” entstanden zeitgleich, die Autorenschaft blieb bisher im Dunkel der Geschichte verborgen. Der Zyklus wurde bisher auch nur dreimal in der musikwissenschaftlichen Literatur erwähnt und nie veröffentlicht.

Paul Duncan, Musikhistoriker am Landesarchiv, hat nun nachgewiesen, dass das Manuskript der „Variationen” aus der Werkstatt des Wiener Kopisten Johannes Traeg (1747-1805) stammt und möglicherweise noch zu Mozarts Lebzeiten angefertigt wurde. Auch ein deutscher Wissenschaftler hat sich mit dem Klavierwerk beschäftigt und ist zu neuen Erkenntnissen gekommen: Carsten Wollin hat das bisher noch nie publizierte Manuskript, das um 1791 in Wien entstanden ist und den Titel „Thema con | Variazioni | per il | Clavi Cembalo | Del Sigre Wolfg: Amade Mozart” trägt, näher unter die Lupe genommen. Mit der nun erfolgten erstmaligen Veröffentlichung durch Wollin legt dieser auch neue Argumente zur Herkunft der „Mailänder Variationen” vor.
Die Conclusio des deutschen Wissenschaftlers zur Autorenschaft führt zu keinem Geringeren als dem musikalischen Wunderkind des 18. Jahrhunderts höchstselbst: Wolfgang Amadeus Mozart. Das wenig bekannte und vermutlich seit zweieinhalb Jahrhunderten nicht gespielte Werk fällt in eine Lücke von mindestens sieben Jahren, aus denen bisher keine Klavierwerke von Mozart bekannt sind.
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