Sucht „schleicht sich ein“

Egal ob Internetkonsum, Glücksspiel oder Alkohol. Grenze zu Genuss und Unterhaltung ist fließend.

Das waren die Themen bei der heutigen Steirischen Gesundheitskonferenz. Die Expert:innen erläuterten den rund 350 Besucher:innen im Messecongress Graz, wie ein gesunder Internetkonsum gefördert und Suchterkrankungen frühzeitig verhindert werden können. Im Fokus standen dabei konkrete Maßnahmen, die in der Steiermark umgesetzt werden. 

Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß: „Wir setzen in der Steiermark ein breites Bündel an Maßnahmen um. Die Angebote werden dabei auch laufend weiterentwickelt, wobei uns wichtig ist, dabei möglichst bedarfsgerecht vorzugehen.“ Eine österreichweite Studie betreffend Internetkonsum wird erst 2024 vorliegen und damit auch die konkreten Maßnahmen.

„Die Dauerkrisen der vergangenen Jahre haben das Suchtverhalten vieler Menschen negativ beeinflusst. Umso wichtiger ist es, Betroffenen mit gezielten Hilfsangeboten unter die Arme zu greifen, dabei aber auch die Suchtprävention nicht zu vernachlässigen. Die Gesundheitsförderung der ÖGK setzt bereits in den Kindergärten und Schulen an, um Kinder quasi spielerisch für ein gesundes, suchtfreies Leben zu begeistern. Auch in Bereichen wie Ernährung und Tabakentwöhnung sowie bei der Unterstützung von Familien mit Kleinkindern in schwierigen Lebenssituationen gibt es zahlreiche Angebote“, betonen die Vorsitzenden des ÖGK-Landesstellenausschusses, Vinzenz Harrer und Josef Harb. 

Parallel dazu setzt der Gesundheitsfonds Steiermark, so Michael Koren und Bernd Leinich, auf eine ganz enge Koordination der einzelnen Einrichtungen als erste Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige.

Jugendliche benötigen (Sozial-)Kompetenzen für das „Offline-Leben“

Gerade für Jugendliche spiele eine große Rolle, ob sie Kompetenzen wie z. B. das Knüpfen neuer Freundschaften im realen Leben gelernt haben. „Dann kann das digitale Pendant, also etwa die Vernetzung über Instagram oder TikTok, eine Ergänzung sein. Gefährlich wird es dann, wenn Jugendliche im realen Leben aber gar nie gelernt haben, Freundschaften zu schließen“, warnte Scheibenbogen.

Bei Erwachsenen sei es weniger ein Problem, wenn sie mehr Freunde auf sozialen Plattformen wie Facebook haben, als im realen Leben – Erwachsene schicken Freundschaftsanfragen meist nur an Personen, die sie auch real kennen. Bei Jugendlichen ist es aber umgekehrt, deshalb kann eine deutlich höhere Anzahl an Kontakten auf sozialen Plattformen als im realen Leben ein Warnsignal sein. Gerade für Eltern sei es auch wichtig zu wissen, dass ein Gehirn eines Kindes Reizen nicht widerstehen kann – das Frontalhirn ist dazu noch nicht in der Lage. Die WHO empfiehlt daher für Kinder unter zehn Jahren auch maximal eine Stunde Medienkonsum pro Tag (inkl. Radio und Fernsehen).

Viel leichter gesagt, als dann getan, ist die Vorbemerkung zu einer Feststellung des Psychiaters Michael Lehofer. „Die beste Sucht-Prävention ist, ein sinnliches Leben zu führen. In einem erfüllten Leben hat Sucht keinen Platz.“ Über die Therapien im Falle von Suchtverhalten referierten Birgit Strimitzer-Riedler vom Land Steiermark sowie Martin Riesenhuber, der Leiter der Drogenberatungsstelle.

Ein Drittel gefährdet

Einer steirische Studie zum Suchtverhalten im Internet zufolge sind rund ein Drittel der Schüler:innen und neun Prozent der Erwachsenen im Bezug auf ihr Internetverhalten Suchtgefährdet. Knapp 60 Prozent der Jugendlichen nutzen ihr Smartphone auch nach Mitternacht. Bei 18 Prozent zeigen sich klinisch relevante Schlafprobleme.

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