Hitlers Exekutive - Die Österreichische Polizei und der Nationalsozialismus

Ausstellung im Graz Museum als Prolog für das Jahresthema „Stadt und Demokratie“

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde vor allem der Opfer des Nationalsozialismus in der Polizei und Gendarmerie gedacht. Die eigene Täterschaft blieb lange unaufgearbeitet. Heute wissen wir, dass die Polizei eine zentrale Rolle bei der Durchsetzung und Aufrechterhaltung der nationalsozialistischen Herrschaft spielte. Ihre „Ordnung und Sicherheit“ baute auf Überwachung, Unterdrückung und Terror auf.

Die Polizei verfolgte, inhaftierte und tötete Menschen, die das Regime als „Gegner“ betrachtete. Dazu zählten auch Kollegen, die anderen politischen Lagern angehörten, Widerstand leisteten oder Menschen in Gefahr halfen. Österreichische Polizisten und Gendarmen waren maßgeblich am Holocaust beteiligt – und wurden nach dem Krieg häufig nicht dafür zur Verantwortung gezogen.

Vom Bundesministerium für Inneres initiiert, beschäftigte sich im Zuge des Forschungsprojekts „Die Polizei in Österreich: Brüche und Kontinuitäten 1938–1945“ ein Team der Universität Graz sowie des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung in Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und Mauthausen Memorial mit zentralen Aspekten der nationalsozialistischen Vergangenheit der österreichischen Polizei.

Über zwei Jahre hinweg wurden in den Archiven des Bundesministeriums für Inneres sowie der Landespolizeidirektionen die Materiallage gesichtet und Erkenntnisse gesammelt. Erstmals konnten wesentliche neue Quellen in die Wissenschaft eingebracht werden. Im Verlauf des Projekts präsentierten die Forschenden ihre Arbeiten auf zwei Tagungen und in Form von Textbeiträgen, die im Mai 2024 gesammelt in der Forschungspublikation erscheinen.

Zu den Ergebnissen der Arbeiten gehört auch die Ausstellung „Hitlers Exekutive. Die österreichische Polizei und der Nationalsozialismus“ mit einem begleitenden Katalog. Im Unterschied zu den anderen Vermittlungsformaten richtet sich die Ausstellung gezielt an ein nicht akademisches Publikum und verfolgt den Anspruch von Science to Public, ohne fundamentales Vorwissen und Geschichtsverständnis vorauszusetzen.

Sie versteht sich als Lehr- und Lernbehelf, der einen grundlegenden Einblick und Einstieg in das Thema bietet und einige der Forschungsinhalte für die schulische bzw. individuelle Beschäftigung zur Verfügung stellt. Die wissenschaftliche Publikation, bietet tiefergehende Analysen.

Die Ausstellung gibt einen Überblick über die Organisation, die Aufgaben und die Gesinnung der Exekutive im Nationalsozialismus samt den Brüchen und Kontinuitäten vor und nach der NS-Herrschaft. Anhand von Biografien zeigt sie die Schicksale und Verhaltensweisen österreichischer Polizisten und Gendarmen – von Freiheitskampf bis hin zu Tyrannei und Mord. Dabei geht es insbesondere darum, unterschiedliche Perspektiven und Handlungsspielräume aufzuzeigen.

Für das Graz Museum wurde die Ausstellung um einen eigenen Teil erweitert. Auch in Graz, der „Stadt der Volkserhebung“, zeigte sich schon früh die Unterwanderung der Polizei durch nationalsozialistische Anhänger. Unmittelbar nach dem „Anschluss“ begann die ideologische Gleichschaltung der Exekutive und schließlich auch der Bevölkerung durch Polizeigewalt. Es werden wesentliche Aufgaben, zentrale Orte und beispielhafte Biografien der Grazer Polizei im Nationalsozialismus dargestellt.

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