Nachbarschaftlicher Dialog

„Körper und Territorium“ im Kunsthaus Graz

Die Ausstellung „Körper und Territorium“ basiert auf einem kuratorischen Austausch zwischen dem Muzej suvremene umjetnosti (MSU) Zagreb und dem Kunsthaus Graz. Diese Schau versammelte rund 100 Arbeiten, die – nach der These der beiden Kuratorinnen Jasna Jakšić und Radmila Iva Janković – zwei vorherrschenden Tendenzen exemplarisch abbildeten, welche die zeitgenössische Kunst in Österreich bis heute prägen: radikale Performance und feministisches Erbe. Im Kunsthaus Graz wird die Ausstellung erweitert von Kuratorin Katia Huemer mit Positionen aus dem ex-jugoslawischen Raum.

Die Kunstszene in Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg ist durch den Versuch gekennzeichnet, eine eigene Sprache zu entwickeln, gleichzeitig aber mit den Kunstentwicklungen des Westens zu korrespondieren. In dem spezifischen Territorium, das wir heute als Ex-Jugoslawien bezeichnen, entstanden Kunstbewegungen in einem anderen sozialen, politischen und ökonomischen Umfeld als dem des Westens, eine Entwicklung, die beispielsweise durch eine – im besten Fall – Tolerierung der Politik und das Fehlen des Kunstmarktes bedingt war.

Die Auswahl der Arbeiten, die von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart reicht, verweist auf Veränderungen dessen, wie sich Identität in unseren Körper einschreibt oder wie der Körper die auf ihn projizierte Identität zu überwinden vermag. Die historischen Arbeiten in der Schau zeigen, wie die Verletzlichkeit des Körpers, die in der österreichischen Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein dominantes Thema darstellte, in den späten 1960er-Jahren zum Hauptmedium radikaler Formen des politischen Widerstands wurde. Das Körperliche ist exzessiv und obszön, ein Mechanismus der Entgleisung von Nation und Kapital, es ist aber auch Grundeinheit des Widerstands. Die Regulierung des Körpers, aber auch seine Reibung gegen Klassifizierungen und Kategorien werden in einer Reihe neuerer Arbeiten in der Ausstellung verhandelt.

„Körper und Territorium“ ist als nachbarschaftlicher Dialog zu verstehen, in dem verbindende Elemente künstlerischer Praktiken rund um die Themen von Körper und Identität sichtbar werden.

Mit einer Ausstellungsintervention zur Fotografin Inge Morath werden Grenzen aus einer weiteren Perspektive beleuchtet.

„Dieser Landstrich ist eine heimliche Sehnsucht von mir. Machen wir was.“ Dass dieser Satz Inge Moraths im Jahr Null des neuen Jahrhunderts auf eine foto-filmische Reise der Grenzerfahrungen führen und weit über den südsteirisch-slowenischen Raum hinaus zu Buch Grenz.Räume, Film und Ausstellung unter dem Titel Tiefen.Schärfe im Grenz.Raum führen würde, war nicht absehbar. Regie für diesen Grenzgang mit Tiefenschärfe führte der Zufall: Die Magnum-Fotografin mit Weltruf war für eine Ausstellungseröffnung aus Amerika in ihre alte Heimat zurückgekehrt. Und es war einer jener Tage des spontanen „Jetzt“, an dem die Zeichen für ein schillerndes Projekt gutstanden: Graz sollte 2003 Kulturhauptstadt Europas werden, der südliche Nachbar würde dann als erster ex-jugoslawischer Staat Teil der EU sein und Moraths Geburtsstadt wollte zu deren 80. Geburtstag ein rauschendes Fest geben.

Körper und Territorium
Grenzübergreifende Dialoge

Eine Kooperation mit MSU Zagreb
Laufzeit: bis 27.08.2023
Kuratiert von Katia Huemer (Kunsthaus Graz), Jasna Jakšić, Radmila Iva Janković (MSU Zagreb)
Ort: Kunsthaus Graz, Space02

Tiefen.Schärfe im Grenz.Raum
In Memoriam Inge Morath 2023

Laufzeit: bis 25.06.2023
Ein Projekt von Regina Strassegger. In Kooperation mit dem Kunsthaus Graz.
Ort: Kunsthaus Graz, Foyer

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    YstJXQLreaz June 1, 2023 um 6:05 pm
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    ljoIUgJwVbH June 1, 2023 um 6:05 pm
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    bYCazeEUgXPjpJsK June 1, 2023 um 6:04 pm
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    PDoliMheLyjzKS June 1, 2023 um 6:04 pm
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