Ein Drittel der steirischen Schüler leidet unter Mobbing

In der Steiermark gibt es rund 150.000 Schülerinnen und Schüler, gleichzeitig aber nur 30 Schulpsychologen an den 850 Schulen. „Allein dieser Umstand zeigt, dass dieses Thema überhaupt nicht ernst genommen wird. Und wir hoffen, dass wir mit diesen Vorschlägen einen Anstoß in der Politik geben können, sich mit diesem Thema ernsthaft und intensiv zu beschäftigen – und auch an Lösungen zu arbeiten“, so AK-Präsident Josef Pesserl heute bei der Präsentation einer neuen Studie, die auf nachhaltige Lösungsmöglichkeiten setzt.
Denn (Cyber-)Mobbing und Gewalt in Schulen stellen seit Jahren eine zunehmende Herausforderung dar, die nicht nur den Alltag von Schüler:innen, sondern auch deren langfristige Lebensqualität beeinträchtigt. Ein Drittel der steirischen Schüler leidet unter Mobbing. Die AK Steiermark versucht seit mehr als einem Jahrzehnt, diesen Entwicklungen entgegenzuwirken.
Das Meinungsforschungsinstitut bmm hat 19 Pädagogen, Psychologen und Experten für die qualitative AK-Studie befragt. „Mobbing beginnt oft bereits im Kindergarten“, so die Studienautorin Claudia Brandstätter heute bei der Präsentation. Dies hätten die Experten aus ihren Erfahrungen heraus gesagt. „Der Leidensdruck aller Beteiligten und der Gesellschaft ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen.“
Laut Brandstätter gibt es konkrete Ansätze, die es im Schulalltag über alle Schulstufen hinweg zu leben gilt. Am wichtigsten dabei ist die frühzeitige Intervention – am besten innerhalb von 48 Stunden. Denn schnellstmögliche Erkennung und Reaktion sind entscheidend, um Mobbing zu verhindern. Dass die Voraussetzung dafür ein entsprechendes Vertrauen ist, versteht sich von selbst. Dieses gilt es aufzubauen, da nur eine stabile Beziehung zwischen Schülern, Lehrern und Eltern die Grundlage für erfolgreiche Interventionen bildet.

Man müsse alle Beteiligten – Eltern, Lehrer, Experten – ins Boot holen, so Brandstätter, damit die Pädagogen mit der Aufgabe nicht allein gelassen werden. „Es gilt, rechtzeitig zu handeln, eine starke Schulkultur aufzubauen und im Unterricht sozial-emotionales Lernen zu stärken.“
Dass es bereits funktionierende und erprobte Methoden gibt, zeigt das Beispiel Schweden, wo schon seit den 1980er Jahren entsprechend investiert wird – auch in bestmöglich ausgebildetes Personal. So gibt es dort einen Schulpsychologen und Sozialarbeiter pro Schule.
Zum Start von entsprechenden Maßnahmen in Richtung einer Gesellschaft ohne Mobbing sollten, so Josef Pesserl, „Modellregionen entwickelt werden, die man mit entsprechenden Rahmenbedingungen ausstattet, was personelle, finanzielle Ressourcen betrifft – und die gemeinsam mit Expertinnen und Experten Konzepte erarbeitet, wie man Mobbing gemeinsam bewältigen kann.“
Sei der erste der kommentiert