Immobilienmarkt: Verunsicherung spürbar

Die strengeren Richtlinien bei der Vergabe von Krediten für den Ankauf von Wohnraum zur Mitte des Vorjahres führen offensichtlich zu einer Verunsicherung der Interessenten. So bedarf es zumindest 20 Prozent Eigenmittel dafür und die Kreditraten dürfen nur maximal 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens ausmachen. Will jemand eine neue Wohnung ankaufen, so durfte das Geldinstitut die „alte Wohnung“ nicht als Eigenkapital-Ersatz für den Kredit unterlegen. Diese Bestimmung wurde auf Drängen der Geldinstitute nun abgeändert. So kann die „alte Wohnung“ (Haus) schon zu 80 Prozent als Eigenkapital-Ersatz angerechnet werden, auch wenn sie noch nicht verkauft ist. Die Banken sehen darin aber noch immer eine Bevormundung, die man nicht braucht.
Letzten Endes führt dieser Umstand dazu, dass die Nachfrage nach Wohnbau-Krediten stark rückläufig ist. Dafür, so heißt es, sind aber auch weitere Faktoren maßgeblich – wie zum Beispiel die gestiegenen Bau-, Grundstück- und Energiekosten und auch die Inflation, sowie die gestiegenen Zinsen.
Bis zum Vorjahr waren die Zinsen noch niedrig und daher auch die Nachfrage nach Immobilien groß, so Fachgruppenobmann Gerald Gollenz. „Am steirischen Immobilienmarkt gab es auch 2022 durchwegs Preissteigerungen, die teilweise auch im zweistelligen Prozent Bereich lagen. Sowohl Wohnbau als auch Betriebsgrundstücke sind gestiegen, einzige Ausnahmen sind die Bezirke Deutschlandsberg und Leoben bei den Betriebsgrundstücken.“

Bei den Baugrundstücken verzeichnet man in der Steiermark eine Zunahme von knapp acht Prozent – mit einem Durchschnittspreis von 106,91 Euro pro Quadratmeter. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Immobilienpreisspiegel des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder. Auch bei neuen und gebrauchten Eigentumswohnungen (2.357,05 Euro/m2 bzw. 1.334,60 Euro/m2), Reihenhäusern (1.327,50 Euro/m2) und Einfamilienhäusern (1.533,11 Euro/m2) führt die grüne Mark das österreichweite Preisranking der günstigsten Durchschnittspreise an. Wobei weite Teile des Ballungsraumes Graz hier natürlich eine Ausnahme bilden.
Wo man in der Steiermark am günstigsten wohnt
Regional betrachtet fällt die Preisentwicklung höchst unterschiedlich aus. Am günstigsten sind Baugrundstücke im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld (49,97 Euro pro Quadratmeter), gefolgt von der Südoststeiermark (53,96 Euro) und von Murau (61,22 Euro). Am teuersten sind Baugründe dagegen in Graz (353,23 Euro), gefolgt von Graz-Umgebung (156,14 Euro). Bei neuen bzw. gebrauchten Eigentumswohnungen heißen die Preissieger Murtal (1.957,98 bzw. 964,54 Euro pro Quadratmeter) bzw. Voitsberg (2.025,14 Euro) und Murau (973,86 Euro).

Am oberen Ende der Preistabelle findet man hier jeweils wieder die Landeshauptstadt mit einem Durchschnittspreis von 3.750,55 Euro pro Quadratmeter bei Erstbezug beziehungsweise 2.228,96 Euro pro Quadratmeter bei gebrauchten Immobilien. Beim Mietzins dagegen schwankt der durchschnittliche Quadratmeterpreis zwischen 5,89 Euro (Murau) und 9,44 Euro (Graz).
Gollenz mit der Entwicklung im Detail: „Bei neuen als auch gebrauchten Eigentumswohnungen fiel die Steigerung quer durch das gesamte Bundesland im einstelligen Prozentbereich aus, Ausreißer sind 2022 nicht erkennbar. Natürlich sind nach wie vor die Preise in Graz und Umgebung am höchsten, bei den Neubauwohnungen kommen die Bezirke Leibnitz und Weiz und bei den gebrauchten Wohnungen ebenfalls Leibnitz und die Südoststeiermark näher heran. Auch bei den Preisen für Einfamilien – und Reihenhäuser sehen wir weitere Anstiege und weiterhin keine Rückgänge, am günstigsten kauft man Einfamilienhäuser wie schon im Vorjahr in den Bezirken Murau und Murtal, die teuersten Reihenhäuser gab es neben den Bezirken Graz und Graz Umgebung in der Südoststeiermark. Bei den Mietwohnungen gibt es quer durch alle Kategorien und Bezirke mit Ausnahme Leoben moderate Steigerungen, die Höhe der Mieten befindet sich in der Steiermark nach wie vor auf einem guten und auch leistbaren Niveau“, betont der Obmann.

Markt für Betriebsgrundstücke wieder leicht im Steigen
Die Preise für Betriebsgrundstücke sind 2022 ebenfalls gestiegen, am meisten in den Bezirken Leibnitz, Graz und Umgebung sowie Liezen und Voitsberg, wo die Steigerung überall jenseits der 6-Prozent-Marke ausgefallen ist. Am teuersten sind die Preise einmal mehr in Graz, wo der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Gewerbegründe bei 265,62 Euro liegt – im Schlusslichtbezirk Murau kann man dieselbe Fläche um nicht einmal ein Fünftel erwerben (44,88 Euro). Bei neuwertigen Büroflächen schwanken die Mietpreise zwischen 5,69 Euro (Murtal) und 12,04 Euro pro Quadratmeter (Graz). Ähnliches gilt für Geschäftslokale, wo die Preise zwischen 5,53 Euro (Murtal) und 36,27 Euro in der Landeshauptstadt liegen.
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