Das Duo Marko-Mateschitz

Mit Max Verstappen begann für Red Bull ein neues, vielversprechendes Kapitel. Der junge Niederländer, dessen außergewöhnliches Talent Helmut Marko früh erkannte und ohne Zögern förderte, wurde 2016 im Alter von nur 18 Jahren mitten in der Saison von Toro Rosso ins A-Team befördert. Nachdem sich Lewis Hamilton und Nico Rosberg beim Rennen in Barcelona mit einem Crash in Runde eins aus dem Rennen befördert hatten, gewann Max Verstappen gleich seine allererstes Rennen für Red Bull. Der Teenie schreibt Geschichte – als jüngster Grand-Prix-Sieger aller Zeiten. Damals in einem Interview nach dem Rennen, auf die Frage, ob er schon begriffen habe, was passiert ist: „Ja, ich glaube, ich habe gewonnen.“
Helmut Marko in der ORF-Dokumentation„Von der Partytruppe zum Weltmeisterteam“: „Wir wussten schon vorher, dass er etwas Besonderes ist, aber mit diesem Rennen hat er es bewiesen.“

Unter Markos Führung und mit dem Rückhalt von Mateschitz wurde das Team sukzessive um den Jungstar aufgebaut. Doch damit war Red Bull Racing nicht an der Spitze zurück. Der Renault-Motor blieb unzuverlässig und die Lücke zu Mercedes zu groß. Siege gibt es nur dann, wenn die anderen Fehler machen und Titel – keine Chance. Es gab eine team-interne Rivalität zwischen Verstappen und Ricciardo. Letzterer musste einen Team-Partner zur Kenntnis nehmen, der auf Anhieb auf seinem Niveau gefahren ist.
Im Jahr 2019 verlässt Daniel Ricciardo das Team und nach Jahren der Probleme, wagen die Bullen den längst überfälligen Motor-Wechsel. „Mit dem Wechsel zu Honda sind wir wieder zu einem Sieger-Team geworden“, so Helmut Marko.

2021 dann eine der verrücktesten Formel-1-Saisonen. Helmut Marko in einem ORF-Interview: „Das war ein Kampf von einer derartigen Intensität – sowohl sportlich, politisch, menschlich. Also da ist schon alles ans äußerste Limit getrieben worden.“ Den Show-Down dann beim Saisonfinale in Abu Dhabi. Max Verstappen und Lewis Hamilton gehen punktegleich ins Rennen. Hamilton dominiert das Rennen und rast dem Titel entgegen. Doch kurz vor Ende ein Crash und eine Safety-Car-Phase, die Verstappen zurück ins Spiel bringt.
Mit frischen Reifen kann er Hamilton überholen, führt in der letzten Runde zum ersten Mal und holt sich in diesem packenden Finish seinen ersten (drei weitere sollten folgen) Weltmeistertitel. Helmut Marko: „Das war für Red Bull Racing, also für das Team, ganz wichtig, zu zeigen, dass wir wieder gewinnen können. Auch für Honda, dass wir wieder erfolgreich sein können.“ Und dieser Erfolg hält an, denn 2022 beendet Red Bull Racing die achtjährige Mercedes-Dominanz und wird endlich wieder Konstrukteursweltmeister.

Unter Markos strategischer Leitung investiert Red Bull massiv in die eigene technische Infrastruktur – ein entscheidender Schritt war die Gründung des hauseigenen Motorenwerks „Red Bull Powertrains“ in Milton Keynes. Ziel ist es, sich unabhängig zu machen und nicht mehr den Launen externer Hersteller ausgesetzt zu sein – ein ehrgeiziger Plan, der Markos und Mateschitz' Langzeitdenken widerspiegelt. Auch die Kooperation mit Ford ab 2026 ist Teil dieser Vision.
Marko bleibt – auch nach dem Tod von Dietrich Mateschitz 2022 – der zentrale Taktgeber im Hintergrund. Mit seiner unverblümten Art, seinem Gespür für Talente und seiner bedingungslosen Loyalität zu Mateschitz’ Vision ist er der letzte Vertreter der Gründergeneration im aktiven Tagesgeschäft.

Das Heimrennen in Spielberg am Sonntag (29.6.) ist so etwas wie eine Vorentscheidung in der laufenden Weltmeisterschaft. Bisher dominieren McLaren mit Oscar Piastri (198 Punkte) und Lando Norris (176 Punkte), Max Verstappen folgt auf dem dritten Platz (155 Punkte). Die Bullen mit Verstappen brauchen ein gutes Ergebnis in Spielberg, um weiterhin eine Chance zu haben.
Auch für Helmut Marko dürfte das eine entscheidende Phase sein. Bleibt Verstappen bei Red Bull, dann dürfte auch der 82-jährige Helmut Marko noch die eine oder andere Saison „an Bord bleiben“. Zumal ab 2026 ein neues Reglement gilt – mit völlig neuen Motor-Typen und weiteren wichtigen Veränderungen. Helmut Marko vor Wochen: Es scheint, dass wir 2026 gute Karten haben und daher gut gerüstet sind.
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