Jonglieren mit Umfragen

Vorspiel zur steirischen Landtagswahl 2024

Die veröffentlichten Ergebnisse von Umfragen vor Wahlen sollen nicht nur die aktuelle Wählerstimmung widerspiegeln. Abhängig davon, ob sie von einer politischen Partei in Auftrag gegeben und präsentiert werden, hofft man damit auch Anhänger zu beruhigen bzw. noch unentschlossene Wähler darauf aufmerksam zu machen und auf gewisse Art auch zu beeinflussen.

Ende Jänner präsentierte der „Standard“ eine Umfrage die für die ÖVP Steiermark ernüchternd ausfiel. Wäre Ende Jänner der steirische Landtag gewählt worden, würde die FPÖ laut dieser Umfrage mit 26 Prozent vor der SPÖ mit 24 und der ÖVP mit 20 Prozent auf dem ersten Platz liegen. Durchgeführt wurde diese Online-Umfrage im Auftrag des „Standard“ vom Market-Institut. Dieses hat seinen Sitz in Linz und zählt nach eigenen Angaben zu den drei anerkanntesten Marktforschungsinstituten in Österreich. Landeshauptmann Christopher Drexler konterte, indem er daraufhin am Sonntag (11.2.) ein Umfrageergebnis präsentierte, das die ÖVP vorne sieht.

Einen Tag zuvor hat die ÖVP zur Steiermark-Konferenz in Graz in die Seifenfabrik geladen, um sich gemeinsam auf das politische Jahr 2024 einzustimmen. Bundeskanzler Karl Nehammer und LH Christopher Drexler waren vor 700 Gästen die Hauptredner und letzterer ging auch indirekt auf die Umfrageergebnisse ein: „Wichtiger als Umfragen und Zahlen sind Ziele. Für die Steirerinnen und Steirer. Während die anderen sich mit Wahlkampf beschäftigen, arbeiten wir weiter – trotz Wahljahr, um nichts weniger intensiv.“ Bei der letzten Landtagswahl im Jahr 2019 schaffte die ÖVP 36,05 Prozent.

Durchgeführt wurde die von Drexler angesprochene Umfrage im Auftrag der ÖVP vom Institut M&R in Wien, über das es im Internet nur sehr wenig Informationen gibt, nicht einmal eine Homepage. Was aber nicht die inhaltliche Kompetenz in Frage stellt. Dieser Umfrage zufolge würde die ÖVP mit 28 Prozent der Stimmen mit Platz eins rechnen können – ein deutliches Minus von 8 Prozent gegenüber 2019. Die in der „Standard“-Umfrage angegeben 20 Prozent für die ÖVP wären für Drexler und seine Partei ein Debakel, von dem am Ende des Tages auch politische Beobachter nicht ausgehen. Der ÖVP-Chef hat ja als „Motivation“ für mögliche Drexler-Wähler bereits klar gesagt, dass er als Vize-Landeshauptmann nicht zur Verfügung stehen werde.

Die FPÖ käme in der ÖVP-Umfrage auf 25 Prozent, würde auf Platz zwei landen. Die SPÖ wäre mit 24 Prozent knapp dahinter auf Platz drei. Grüne und KPÖ würden mit neun, bzw. acht Prozent Kopf-an-Kopf liegen, die NEOS würden auf sechs Prozent der Stimmen kommen und im Landtag bleiben. Die Umfrage wurde allerdings bereits im November des Jahres 2023 online durchgeführt. Sowohl bei der von der ÖVP in Auftrag gegebenen Umfrage wie auch bei jener vom „Standard“ wurden knapp 800 wahlberechtigte Personen befragt.

Ein wichtiger Faktor in solchen Umfragen ist die sogenannte „Schwankungsbreite. Diese beträgt üblicherweise 3,5 Prozent. Bei der Veröffentlichung der Umfrageergebnisse wird aber dezidiert nicht immer klar darüber informiert, wie und ob die Schwankungsbreite in den Prozentzahlen berücksichtigt wurde oder nicht. Eingedenk dieser Teilinformation kann sich jeder Leser sein eigenes Bild machen.

In einer weiteren vom „Standard“ veröffentlichten Umfrage sieht nur jeder dritte Steirer das Land laut Umfrage auf dem richtigen Kurs. Laut dieser Umfrage wird aber die ÖVP als dominierende Partei in der Steiermark eingeschätzt. Ob und inwieweit ihr das zum Vorteil gereicht, darüber sagt die Veröffentlichung der Ergebnisse nichts aus.

Links:
Standard: FPÖ in Steiermark-Umfrage auf Platz eins(29.1.2024)
Standard: Nur jeder dritte Steirer sieht Land laut Umfrage auf dem richtigen Kurs(5.2.2024).

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