Kaffee, der keiner sein darf
Es ist das Lieblingsgetränk von Herrn und Frau Österreicher und ihm zu Ehren hat der Österreichische Kaffeeverband vor 23 Jahren den 1. Oktober als „Tag des Kaffees“ auserkoren. Ein Steirer widmet seine Leidenschaft einem Kaffee, der keiner sein darf – dem „Steirerkaffee“ aus Lupinen. Wir haben Johann Krois in Feldkirchen bei Graz besucht.
Schon beim Betreten des Hofes duftet es verführerisch nach Kaffee. Und als ich später dann den ersten Schluck koste – hmm, schmeckt nussig, leicht nach Karamell. Der Kaffee hat sogar eine richtige Crema. Aber Johann Krois korrigiert mich gleich und klärt auf: „Es ist kein Kaffee, sondern eben ein Kaffee-Ersatzmittel zu 100 Prozent aus Lupinen. Laut Lebensmittelgesetz muss das auch auf dem Packerl deklariert sein. Denn nur was echter Bohnenkaffee ist, darf sich auch Kaffee nennen.“
Seit jeher betreibt Krois einen landwirtschaftlichen Betrieb. „Wir haben auch eine Milchwirtschaft gehabt mit Direktvermarktung von Milchprodukten, die wir aber vor einigen Jahren beendet haben“, erzählt er. Damals hat seine Frau ein Jobangebot bekommen, wieder in ihren Beruf als Juristin einzusteigen und er hat sich auf die Suche nach Alternativen gemacht.
„Im Jahr 2015 habe ich mich intensiv mit dem Thema Kaffee zu beschäftigen begonnen“, kommt er auf den Grundgedanken zu sprechen, Kaffee anzubauen. Rasch musste er jedoch erkennen, dass es keine frostbeständigen Sorten gibt, die bei uns wachsen und ist dann durch Zufall auf Lupinen-Kaffee gekommen. „Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts war die Süßlupine für die Herstellung eines kaffeeähnlichen Getränks vor allem in Deutschland weit verbreitet. Erst als Importkaffee später zunehmend erschwinglich wurde, ist die Lupine verschwunden, zu einem Nischenprodukt geworden“, erzählt Krois.
Vom Grazer Feld ins Häferl
„Die Lupine sollte so früh wie möglich angebaut werden – heuer war das am 8. März. Geerntet habe ich in diesem Jahr am 26. Juli“, kommt Krois auf den Anbau zu sprechen. Wobei man in der Produktion ein wenig eingeschränkt sei, weil man die Lupine am selben Feld nur alle vier bis fünf Jahre anbauen kann. „Sie ist sehr pilzanfällig und wenn sie zu oft am gleichen Feld ist, nimmt das überhand und die Pflanze wird sie krank. Dagegen gibt es auch kein Mittel“, erklärt er.
Nach der Ernte werden die Bohnen gereinigt, getrocknet, geputzt und in der Folge sortiert, bevor es in die Röstung geht. „Es bleiben so ca. 1.000 Kilogramm pro Hektar übrig. Mein Ziel war und ist es immer, dass ich das, was ich produziere – und das sind jetzt fünf Tonnen pro Jahr – auch selbst vermarkten kann“, was dem 52-Jährigen auch gelingt.Seit knapp drei Jahren gibt es seinen „Steirerkaffee“ in Hofläden und online zu kaufen.
Während unseres Gesprächs läuft gerade die Röstung einer Partie Bohnen. „Der Röstvorgang ist für den Geschmack entscheidend. Die Lupinen-Bohnen werden mittels Heißluft bei rund 200 Grad schonend geröstet“, erklärt er. In der Folge werden die Bohnen dann gemahlen, wobei es nicht leicht war, den richtigen Mahlgrad für die Kaffeezubereitung zu finden. „Da die Lupine Wasser speichert, werden die Bohnen sehr grob gemahlen. Das ist zwar perfekt für die klassischen Zubereitungsarten in der Espressomaschine, mittels Siebträger, French-Press oder der guten alten Filterkaffeemaschine, aber eben nicht für den Vollautomaten.“ Dafür ist sein „Steirerkaffee“ nicht geeignet, da bei diesen Geräten der Mahlgrad zu fein ist.
Abgesehen von der Regionalität des Produktes – „vom Anbau bis zur Verpackung hat der Kaffee rund 15 Kilometer hinter sich“ – spricht auch ein weiteres Faktum für den Lupinen-Kaffee: Anders als Getreide-Kaffeeersatz ist er auch glutenfrei und enthält keine Kaffeesäure. Dadurch ist er auch deutlich freundlicher für den Magen“, betont Krois und weiter: „Ich sage immer: „Er macht nicht munter, aber glücklich.“ Ich schmunzle … wohl wahr!
IH
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