Schön, dass wir noch dabei sind

Österreich ist noch im Turnier. Mit starken Auftritten und Spielglück. Auch oder gerade heute gegen die Türken könnte das Pressing-Team von Ralf Rangnick den Sprung ins Viertelfinale schaffen. Es wäre nach mehreren Anläufen ein historischer Erfolg.

Was allerdings irritiert und als „Fehler des Systems“ gesehen wird: Dass Österreich im Falle eines Sieges über die Türkei – ein Sieg der Niederlande gegen Rumänien vorausgesetzt – noch einmal gegen die „Oranjes“ im Viertelfinale auf den Platz muss. Ein neuerlicher Sieg über die Niederländer wäre aber die wirkliche Sensation und gleichsam der Ritterschlag für das Team auf europäischer Ebene. Denn die Niederländer sind durch ihre Niederlage in der Gruppenphase gewarnt. Sie haben sicher mehr spielerische Brillanz, die sie mit ihren Unterschieds-Spielern im Eins-zu-Eins auf den Platz bringen können.

Ein Fußballspiel dauert bekanntlich zumindest 90 Minuten. Aber diese EM zeigt es deutlich. In Wahrheit sind es netto nur wenige Minuten, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Das ist dem System geschuldet, wie heute Fußball zelebriert wird. Es ist das Klein-Klein-Spiel – „Scheiberl-Spiel“, wie es auf Wienerisch früher geheißen hat. Ein Spieler steht in der Mitte des Kreises. Mit einmal Berühren läuft der Ball von einem zum anderen und der Jäger versucht, dabei den Ball zu bekommen. Sobald ihm das gelingt, kommt der Nächste dran. Das, was da im Training so nach Spaß aussieht, ist die Voraussetzung für das Tiki-Taka, ist das Um und Auf. Solange ich als Mannschaft den Ball führe, kann der Gegner uns kein Tor schießen. Wir aber schon.

Wer dazu noch den Überraschungspass in die Tiefe schafft – nur mit perfekter Technik und Ballführung möglich –, dieses Team wird am Ende den EM-Pokal jubelnd in die Höhe stemmen. Bis jetzt sind es die Spanier, die damit beeindrucken. Sie spielen dieses System perfekt. Im Viertelfinalspiel gegen Deutschland erwartet die Fans beider Länder die Stunde der Wahrheit. Die sogenannten Kleineren haben im Laufe der EM die Großen geärgert – wie auch gestern Slowenien – und auch gefordert. Doch am Ende werden beim Finale in Berlin am 14. Juli sich wieder zwei Große gegenüber stehen.

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