Wie geht Vorlesen?

Heute am 28. März ist der Österreichische Tag des Vorlesens. Viele von uns können sich noch an Geschichten der Kindheit erinnern, die einem Oma, Opa, Mama, Papa oder sonst wer vorgelesen haben. Vorlesen versprüht irgendwie eine besondere Magie. Und auch in der heutigen Zeit hat das Geschichtenerzählen nach wie vor eine große Bedeutung. Das zeigt sich auch daran, dass aus den heimischen Bibliotheken sehr viele Bücher für die Kleinsten ausgeliehen werden, wie Michaela Haller, Geschäftsführerin des Lesezentrum Steiermark im KLIPP-Telefonat bestätigt.
Insgesamt sei Vorlesen ein ganz einfaches Mittel für Persönlichkeits-, Sprach- und Gehirnentwicklung unserer Kinder, so Haller. „Dadurch bekommen Kinder überhaupt erst einmal ein Gefühl dafür, dass Bücher einen Stellenwert im Alltag haben.“

Vorgelesen werden kann ab jedem Alter – auch schon beim Baby. Aus der Kindesentwicklung weiß man, dass sich Babys von sechs bis 18 Monaten anfangen, für alles Mögliche zu interessieren. Doch worauf kommt es beim Vorlesen überhaupt an? „Idealerweise sollte ein ruhiger Ort gewählt werden, wo man sich wirklich auf das Kind und das Vorlesen konzentrieren kann“, so Haller. „Auf keinen Fall ,nebenbei’ auf’s Handy schauen oder dergleichen“, warnt sie. Ein Setting also, wo man sich eben nur dem Kind widmet.
… viel mehr, als ein Buch nehmen und rein schauen
Beim Vorlesen wird auch die Beziehung zwischen vorlesender Person und Kind gefestigt. „Denn Vorlesen heißt immer dialogisches Vorlesen. Das wissen leider nicht alle Leute. Michaela Haller erklärt: „ Ich setz’ mich ja nicht mit dem Kind hin und lese ihm das Bilderbuch vor. Sondern ich setze mich hin und sage: ,Ja, schau. Was ist denn da? Da ist eine Maus. Was macht denn die Maus? Auch wenn das Kind nicht antwortet. Das spielt keine Rolle. Kinder lieben diese Interaktionen und lernen so auch, wie Dialog funktioniert.“

Setting zum Wohlfühlen
Haller: „Attraktiv kann das Vorlesen immer dann sein, wenn ich das Kind einbeziehe, das Vorlesen zu einem besonderen Event mache. Wenn ich ein Setting schaffe, das Wohlfühlen bedeutet. Denn: Vorlesen ist viel mehr als ein Buch nehmen und rein schauen.“
Gerade in der heutigen Zeit wichtig ist die Tatsache, dass Vorlesen auch die Konzentration schult. „Klarerweise altersgerecht angepasst. Ich kann nicht mit einem Baby eine Stunde lang vorlesen. Das wird es nicht spielen.“ Kinder gewöhnen sich daran, dass ihnen vorgelesen wird und lernen, bei einer Sache zu bleiben.

„Lies’ du mir was vor“
Selbst wenn Kinder selbst schon lesen können, mögen es viele, dass ihnen dennoch vorgelesen wird, so Haller. „Da kommt wieder die Beziehungskompetente ins Spiel und man kann das dann auch umdrehen und sagen: Lies’ du mir was vor.“
Zum Stichwort digitale Medien: „Vorlesen kann ich nur von einem analogen (Bilder-)Buch“, stellt Haller klar. Zumal Kinder ja auch haptisch sind. Sie möchten begreifen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. „Das heißt: Wird das Buch in den Mund genommen, dann wird’s in den Mund genommen. Das ist schon okay. Zumindest bis zu einem gewissen Alter“, schmunzelt Haller.
Das Lesezentrum Steiermark ist die zentrale Fachstelle für die öffentlichen Bibliotheken in der Steiermark. Es unterstützt die 186 öffentlichen Bibliotheken des Bundeslandes in ihrer Arbeit und fördert aktiv die Lesekultur und Lesekompetenz in der Region.
In den Lies-Was-Wochen: 23. April (Welttag des Buches) bis 15. Mai gibt es in den steirischen Bibliotheken besondere Veranstaltungen zum Thema Lesen und Vorlesen für Kinder und Jugendliche.
Weitere Infos dazu und auch Tipps zum richtigen Vorlesen finden Sie hier: www.leseland-steiermark.at
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