SPÖ-Legende und Vorzeigedemokrat

„Mit Alfred Stingl hat Graz eine große Persönlichkeit verloren. Er hat viele Spuren hinterlassen und war für seine nahbare und bescheidene Art bekannt“, sagt Bürgermeisterin Elke Kahr. Die Grazer SPÖ-Chefin Doris Kampus zeigt sich „extrem tief betroffen. Gemeinsam mit Karl-Heinz Herper war ich am Dienstag noch bei ihm, wir haben ihm zum Geburtstag gratuliert. Da hat er so viel erzählt von früher.“ Es sei ein Privileg gewesen, mit Stingl immer wieder im Gespräch gewesen zu sein. So wird der Verstorbene fast ehrfurchtsvoll beschrieben.

Von 1985 bis 2003 leitete er als Bürgermeister die Geschicke der Landeshauptstadt Graz. Zu den größten Erfolgen seines Wirkens zählten unter anderem das Kulturhaupstadtjahr 2003, die Erklärung der Grazer Altsstadt zum Weltkulturerbe 1999 sowie die Entwicklung von Graz zum renommierten Hochschulzentrum und des Autoclusters.

Der steirische SPÖ Chef Max Lercher hebt den beständigen Einsatz Stingls für soziale Themen hervor: „Sein unerschütterlicher Glaube an das Gute im Menschen hat die politische Arbeit von Alfred Stingl geprägt und hat Viele über Parteigrenzen hinweg inspiriert. Er hat seine Tätigkeit stets dem Anspruch gewidmet, dass die Stadt Graz dem Titel einer Menschenrechtsstadt gerecht wird. Mit Alfred Stingl verlieren wir eine der größten Persönlichkeiten in der Geschichte der steirischen Sozialdemokratie. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, seinen Freundinnen und Freunden sowie seinen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern.“

Stationen seines Lebens
Stingl schloss 1957 die Lehrausbildung zum Schriftsetzer ab und arbeitete anschließend, bis zu seinem Wechsel in die Politik in 1962, bei der Druckerei Leykam. 1968 wurde er zum ersten Mal in den Grazer Gemeinderat gewählt, 1973 in den Stadtsenat. Besondere Verdienste errang er sich als Jugendstadtrat. Gemeinsam mit Franz Hasiba teilte Stingl sich ab 1983 die Bürgermeisterschaft, Hasiba hatte diese in der ersten Hälfte der Funktionsperiode inne, währenddessen fungierte Stingl als Vizebürgermeister. Mit 10. Jänner 1985 übernahm er das Bürgermeisteramt.

Neben sozialen Schwerpunkten wie seinem Einsatz für die Einhaltung der Menschenrechte galt Stingl auch als kulturell sehr interessiert. Auf seine Initiative hin wurde das historische Zentrum von Graz 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe und Graz im Jahr 2003 zur Kulturhauptstadt ernannt.

Stingl war viele Jahre Mitglied in der Geschäftsleitung und im Hauptausschuss des Österreichischen Städtebundes und auch deren Vertreter bei der Europäischen Union, später war er Ehrenmitglied des Städtebundes. Alfred Stingl war Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Natur- und Umweltschutz und Ehrensenator der Technischen Universität Graz. Seit Jahresbeginn 2004 war Stingl ehrenamtlich als Sozial-Ombudsmann für die Aktion Von Mensch zu Mensch der Gratis-Wochenzeitung WOCHE Graz tätig.

Stingl starb am 29. Mai 2025 nach schwerer Krankheit kurz nach seinem 86. Geburtstag.
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