„2023 müssen wir vom Reden ins Tun kommen“

Klare Worte beim WKO-Neujahrsempfang im Europasaal in Graz

Der Neujahrsempfang der Wirtschaftskammer Steiermark hat Tradition. Es war nach drei Jahren coronabedingter Pause gestern ein wohltuender, geselliger Jahresauftakt im Europasaal der WKO in Graz. Diesen Anlass nützte Hausgeber und Gastgeber WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk vor 250 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung auch für klare Worte: „2023 muss das Jahr sein, in dem wir Entscheidungen treffen und endlich auch umsetzen.“ Damit gemeint: Planbare Energiepreise, effizientere und vor allem schnellere Behördenverfahren sowie eine offene und ehrliche Debatte über (notwendige) Anpassungen beim Pensionsantrittsalter.

Herks Appell:  „Wir müssen angesichts der großen Herausforderungen endlich vom Reden ins Tun kommen. Zu warten, dass sich Probleme von selbst lösen, ist keine Option“, betonte Herk in seiner Rede. Konkret forderte er „leistbare und planbare Energiepreise“ durch Einführung eines gedeckelten Strom-Gewerbetarifs sowie einen „kompromisslosen“ Ausbau sauberer Energien. „Hier müssen die Behördenverfahren im Sinne der Energiesicherheit und des Klimaschutzes schneller und effizienter werden.“ Sorgen bereitet Herk in diesem Zusammenhang vor allem die mangelnde Entschlossenheit, Innovationen auf den Boden zu bringen und umzusetzen. „Schau’ ma einmal, dann sehen wir schon“ sei keine Strategie für die Zukunft. „Damit muss jetzt endlich Schluss sein! 2023 muss das Jahr der klaren Worte und vor allem der Umsetzung werden.“

Weiters sprach Herk auch den akuten Personalmangel an. Dessen Hauptursache sei die demografische Entwicklung. Heute gäbe es nur mehr halb so viele Jugendliche in einem Altersjahrgang wie noch in den 70ern. Dagegen lasse sich, so Herk, in absehbarer Zeit nur wenig machen. „Sehr wohl können und müssen wir aber über das Pensionsalter diskutieren.“ Denn wir werden immer älter und älter, gehen aber früher in Pension als in den 70er Jahren. Herk: „Das kann so nicht funktionieren! Wir bauen eine Hypothek gegenüber unserer Jugend auf, die ich für absolut unverantwortlich halte. Darum müssen wir 2023 auch bei diesem Thema endlich in die Umsetzung kommen und in einem ersten Schritt das faktische Pensionsantrittsalter an das Gesetzliche anpassen.“

„Über kurz oder lang werden wir aber auch an einer Anpassung dieses Alters an die gestiegene Lebenserwartung nicht vorbeikommen. So ehrlich müssen wir den Menschen gegenüber sein“, so der WKO-Präsident, der sich darüber hinaus auch für Anreize für ein Weiterarbeiten in der Pension stark macht: „Wenn ich heute höre, dass Pensionisten einen Marathon laufen, dann sollte man eigentlich auch für ein gewisses Maß an Arbeit noch fit genug sein. Nicht als Zwang, sondern als lohnendes Angebot. Wer also auch in seiner Pension weiterarbeiten möchte, sollte zumindest von erneuten Pensionsversicherungsbeiträgen befreit sein und über einen entsprechenden Steuerfreibetrag verfügen. Denn ich bin überzeugt davon, dass viele noch gerne weiterarbeiten würden, wenn man ihnen ein lohnendes Angebot macht.

Angesichts der kommenden Pensionierungswelle stecke da ein Riesenpotenzial drin, das in Österreich noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft ist. Aktuell arbeiten bei uns nämlich nur mehr 32,4 Prozent der 60- bis 64-Jährigen, also nicht einmal jeder Dritte. In Deutschland sind es zum Vergleich 63,2 Prozent. Zusätzlich werde man auch an mehr qualifizierter Zuwanderung nicht vorbeikommen.

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