„Gemeinderatssitzung“ mit 450 Zuhörern

Das ganze nennt sich offiziell Neujahrsempfang mit Essen und Trinken für die Bürger. In Wahrheit ist der Abend in der Steinhalle in Lannach – er dauert etwa sechs Stunden – so etwas wie eine erweiterte Festsitzung des Gemeinderats.
Bürgermeister Josef Niggas, ein Landwirt, weiß, dass man mit „Speck Bürger bei der Stange hält“. Geladen waren Unternehmerinnen und Unternehmer, Vereinsobleute, Persönlichkeiten der Marktgemeinde und verdiente Mitbürgerinnen und Mitbürger. Es kein „Husch-Husch-Empfang“, sondern es wird zelebriert. Moderiert vom Bürgermeister persönlich folgt alles seiner Regie.

Um den ersten Hunger und Durst zu stillen, wird die Vorspeise serviert. So gestärkt folgt erst danach die offizielle, ausführliche Begrüßung. Gefühlt wirkt diese so, dass sich jeder in der Halle angesprochen fühlt. Natürlich unterbrochen jedes Mal durch Applaus.
Erst dann folgt die Suppe. Und nach dieser kommt Josef Niggas zur Sache. Auf einer großen Leinwand hinter ihm auf der Bühne serviert er den Lannachern die Leistungsbilanz für 2023. Da gibt’s Zahlen über Zahlen, aber einige heraus gehoben: Den knapp 4.000 Bewohnern – die Frauen sind ein wenig in der Minderheit – stehen mehr als 4.500 Arbeitsplätze in der Marktgemeinde gegenüber. „Ein Grund, dass es uns in Lannach so gut geht und für die Bürger entsprechende Leistungen erbringen können.“ Detailliert listet Niggas auf, wohin das Geld des 13-Millionen-Euro-Budgets fließt. In die Sozialdienste, Schulen, Kindergärten, Pflegeeinrichtungen und alles steige von Jahr zu Jahr.

Mittlerweile zeigt die Uhr auf 20:30. Sobald Unruhe im Saal aufkommt, bittet der Bürgermeister im Stile eines freundlichen Lehrers weiterhin um Aufmerksamkeit. Als das Jahr 2023 abgehakt ist und etliche im Saal schon nach der Hauptspeise spähen – nix damit! Jetzt beginnt der Bürgermeister mit der ausführlichen Vorausschau für das Jahr 2024. Wieder Zahlenkolonnen mit Fotos der Projekte auf der Leinwand. Schon eine echte Geduldsprobe für die Zuhörer.
Endlich, so um 21:30 Uhr dürfen dann die Absolventen der Hotelfachschule Bad Gleichenberg die Hauptspeise servieren. Mit Fleisch oder vegetarisch.

Nun gibt’s Zeit für das Miteinander an den Tischen. Sichtlich zufrieden mit dem Kulinarischen warten die Lannacher auf die von Bürgermeister Niggas angekündigten Ehrungen. Er nützt die Gelegenheit, um Lehrabsolventen, welche im vergangenen Jahr eine Berufslehre erfolgreich abgeschlossen haben, mit einem finanziellen Geschenk zu belohnen. Bei vielen ist die gesamte Familie im Saal anwesend und entsprechend groß ist der Applaus und der Stolz der jungen Lannacher.
Geehrt wurden auch drei Persönlichkeiten, die sich um das Wohl der Gemeinde besonders verdient gemacht haben, mit der Ehrennadel in Silber der Marktgemeinde Lannach ausgezeichnet: Bruno Kranner und Bernhard Kaltenegger. Dr. Ilse Bartenstein erhält die Ehrenbürgerschaft als Geschäftsführerin von GL Pharma. Ihr Mann Martin Bartenstein, Minister außer Dienst, ist bereits Ehrenbürger. Mit rund 800 Beschäftigten allein in Lannach zählt das familiengeführte Unternehmen nach Magna zu den größten Arbeitgebern in Lannach.

Jetzt wird’s langsam Zeit für die Nachspeise und Kaffee. Es geht auf Mitternacht zu. Der Abend war ein Lehrbeispiel, wie man die Bürger mit der Gemeindearbeit vertraut macht. Ähnliche Abende gibt’s auch zu Weihnachten, für die Senioren, für Geburtstagsjubilare. Diese Form von organisierter Bürgernähe kostet, hat auch seine Kritiker – baut aber Vertrauen auf. Bei der letzten Gemeinderatswahl im Jahr 2020 schaffte die ÖVP mit Josef Niggas neuerlich klar die absolute Mehrheit: 14 ÖVP, 4 OBL, 3, SPÖ.
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