„Hausverstand, statt Bürokratie“

Während Gäste in der Steiermark mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt werden, serviert man den Wirtinnen und Wirten ein ganz anderes Menü: einen ungenießbaren Mix aus Vorschriften, Formularen und endlosen Genehmigungsverfahren. „Und das kostet nicht nur Nerven, sondern vor allem Geld: Fast 10 Prozent der Personalkapazitäten im Gastronomiebereich müssen für bürokratische Verpflichtungen aufgewendet werden“, heißt es gestern vor Journalisten in der WKO Steiermark.
Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der WKO, Johann Spreitzhofer: „Wenn die steirische Wirtshauskultur bestehen soll, muss die Politik jetzt handeln.“ Bürokratie in der Gastronomie sei kein einzelnes Hindernis, sondern ein Netz aus zahllosen Vorschriften, das die Branche immer weiter fesselt. Unzählige Aufzeichnungen und Nachweise in den Bereichen Lebensmittelhygiene, Arbeitssicherheit, Steuervorschriften, Betriebsanlagen und Abfallwirtschaft werden verlangt – oft ohne erkennbaren Mehrwert.

Gelbe Karte, statt voreiligen Strafen
Im Sport haben sich überbordende Regeln immer schnell selbst entlarvt. „Tennis und Fußball machen es vor: Klare Regeln, transparente Entscheidungen und eine nachvollziehbare Zeitlinie sorgen für Fairness. Genau das braucht auch die Gastronomie in der Steiermark“, so Gastronomie-Obmann Klaus Friedl. „Daher wünschen wir uns die gelbe Karte. Heißt konkret: Betriebe werden erst beraten was verbessert werden muss und erst dann wird gestraft.“
Keine endlosen Wartezeiten mehr
Während Gastronomen Unterlagen für Investitionsvorhaben fristgerecht einreichen, warten sie monatelang auf Rückmeldung der zuständigen Behörden. Dafür gibt es künftig die Rote Karte. „Wenn eine Entscheidung nicht innerhalb einer klar definierten Frist getroffen wird, gilt das Projekt automatisch als genehmigt. Ein Wirt wartete über ein Jahr auf die Genehmigung seiner Wärmepumpe – das ist schlicht unzumutbar. Wer die Spielzeit überzieht, verliert automatisch,“ so Hotellerieobmann Alfred Grabner.

Konkrete Lösungsvorschläge
Um zeitnahe Entlastungen zu erwirken, wurde von der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft gemeinsam mit Gastronominnen und Gastronomen außerdem ein konkreter Katalog mit Lösungsvorschlägen erarbeitet. Dieser umfasst Lösungsvorschläge in sechs Bereichen: Dokumentationspflichten reduzieren, Hygienevorgaben mit Maß und Ziel, Gleichwertigkeit & Technologieoffenheit in der Gewerbeordnung, Verfahren beschleunigen, Verwaltungsstrafrecht auf vernünftiges Maß reduzieren, Sofort-Hilfe im Bürokratienotfall sowie Leistungsanreize speziell für ältere Mitarbeiter:innen.
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