Schwere Frostschäden im Obstbau

Apfel, Zwetschke, Kirsche und Marille haben am meisten gelitten

Vielen heimischen Obstbauern ist das Katastrophenjahr 2016, mit einem Schaden von mehr als 200 Millionen Euro, noch in schlechter Erinnerung. Auch die folgenden Jahre (2017/2020/2021) waren wiederkehrend frostig. Und: Aufgrund der Erderwärmung beginnt die Vegetation immer früher. In Kombination mit Frostnächten, die grundsätzlich um diese Zeit nicht ungewöhnlich sind, stellt der verfrühte Vegetationsbeginn auch in Zukunft eine zunehmende existentielle Bedrohung dar.

Nach den sommerlichen Rekordtemperaturen Anfang April mit teils über 30 Grad ist nun der Winter zurück gekehrt. Vor allem die niedrigen Temperaturen in der Nacht machen den heimischen Obst- und Weinbauern zu schaffen. Manfred Kohlfürst, Präsident des Bundes-Obstbauernverbandes mit eigenem Betrieb in St. Marein bei Graz, sagte heute gegenüber der „Kleinen Zeitung“: „Es ist generell das ganze Obst betroffen. Wenn es so kalt ist und die Temperaturen für längere Zeit unter zwei Grad gehen, frieren die kleinen Früchte, die schon auf den Bäumen sind, ab.“

Laut Herbert Muster, dem Leiter des Obstbaureferates in der Landwirtschaftskammer, sind die Bauern gewarnt. Bis zu minus ein Grad wäre noch zu verkraften. Am meisten gelitten haben bislang Apfel, Zwetschke, Kirsche und Marille. Entspannt sei die Lage lediglich bei spät austreibenden Sorten wie etwa Holunder oder Aronia – überall sonst herrsche Bangen um die Ernte. „Die Lage ist fatal, extrem anstrengend und frustrierend für die Betriebe. Mit jedem Tag, wo es kritische Temperaturen gibt, wird die Situation schlechter, die Erträge werden kleiner. Das ist nicht nur für die Obstbauern, auch für die Bäume ein Stress“, sagt Muster gegenüber dem ORF.

Zwischenbilanz der Österreichischen Hagelversicherung

Aufgrund des überdurchschnittlich warmen März ist die Vegetation schon weit vorangeschritten. So gab es in disponierten Lagen im Burgenland, in Niederösterreich und der Steiermark Nächte mit bis zu minus 8°C. Die Konsequenz der frühen Vegetation einerseits und der tiefen Temperaturen anderseits: Die prognostizierten Frostschäden in der Landwirtschaft sind leider eingetreten und haben den Obstbau – hier vor allem das Steinobst mit den Marillen, Zwetschken, Nektarinen und Kirschen, teilweise auch das Kernobst mit Äpfeln und Birnen – schwer getroffen. Bei Marillen sind punktuell Totalausfälle zu erwarten. „Aktuell gehen wir nach ersten Bewertungen durch unsere Sachverständigen davon aus, dass ein Drittel der gesamten Obstfläche, also rund 4.000 Hektar, von Frostschäden betroffen ist. Der Gesamtschaden beträgt aus heutiger Sicht rund 35 Millionen Euro“, so der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger, in einer ersten Zwischenbilanz Anfang April: „Erst wenn die Temperaturen weiter ansteigen und erkennbar ist, wie sich die Kulturen weiterentwickeln, wird das endgültige Schadensausmaß sichtbar sein. 

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