Grazer Forscher arbeiten mit Flüssigsalzreaktor

Klimawende: Kernenergie ohne Menschheitskiller Uran und Plutonium nutzen ist machbar

Seit seinem Ausscheiden aus der SFL als Wissenschaftlicher Leiter führt der Kernphysiker Mario Müller seit 2019 ein Entwicklungsteam in Graz-Grambach. Sein Partner ist Florian Wagner. Er ist der Gründer der erfolgreichen Hedge Fonds Qbasis und Emerald Horizon. Das erreichbare Ziel: Die Kernkraft als permanente Energiequelle zu nutzen – aber ohne die verheerenden Menschheitskiller Uran und Plutonium. Niemand geringerer als Bill Gates lässt seit Jahren ebenfalls darüber forschen.

Die neuen Grundpfeiler in dieser Forschung: Ein Reaktor, der Flüssigsalz bestückt ist und mit Thorium arbeitet. Dieses Element (Material) kommt sogar in Österreich abbaubar vor. Mit der Verwendung von Thorium als Energieträger ist kein militärischer Nutzen verbunden, also der Bau einer Atombombe ausgeschlossen.

Und das Plädoyer des Kernphysikers Mario Müller – „ich bin seit meiner Jugend Atomkraftgegner“ – ist von den Argumenten her logisch nachvollziehbar. „Den Klimawandel allein mit volatilen Energiequellen und Energiespeichern zu stoppen und damit die Klimawende zu schaffen, ist naiv“, so der Wissenschaftler. „Es braucht ein System, das 24 Stunden und 7 Tage die Versorgungssicherheit gewährleistet. Und dies ist mit dem in der Entwicklung befindlichen Flüssigsalzreaktor mit Thorium möglich.“

Man wolle damit auch aufzeigen, was für ein Nutzen durch die Kernphysik möglich ist. Dies zeige sich ja bereits in der Medizin, wo man mit der Kern- und Teilchenphysik unglaubliche Fortschritte in der Diagnose, aber auch in der Therapie geschafft hat. Uran und Plutonium, das per se spaltbar ist, darf in Österreich außer für medizinische Zwecke nicht verwendet werden. Und das sei gut und richtig so, erklärt Mario Müller.

Und mit welcher Methode wird in dem Flüssigsalzreaktor Energie erzeugt – friedliche Kernenergie? Thorium ist ein bisher verkanntes Material. Es liegt auf Halde, kommt zum Beispiel auch in Niederösterreich und in Südkärnten abbaubar vor. Die Besonderheit: Es ist per se nicht spaltbar, aber ein unheimlich guter Energieträger. Im Unterschied zu Uran und Plutonium kann es ohne eine spezielle Technologie energetisch nicht genutzt werden. „Und dieses Verfahren entwickeln wir“, erklärt Kernphysiker und Atomkraftgegner Mario Müller. Die im Thorium „schlummernde Energie“ wird im Flüssigsalzreaktor durch eine externe Neutronenquelle freigesetzt. Sie ist mit dem Reaktor verbunden. Das Revolutionäre dabei: „Wenn wir diese von außen einschalten“, so Müller, „wird Energie frei. Wenn wir sie ausschalten, dann stoppt dieser Prozess. Sofort. Es gibt keine klassische Kettenreaktion mit verheerenden Folgen, wie bei einem klassischen Atommeiler. Mit Thorium kann auch kein Plutonium gewonnen werden, das ja bei jeder Kettenreaktion im klassischen Atomkraftwerk entsteht.“

Ein weiterer gewaltiger Vorteil: „Wir arbeiten nicht an einem klassischen Atommeiler“, so Forschungsdirektor Müller. „Wir müssen die Dinge klein machen.“ Das heißt, man setzt nicht auf den Anlagenbau, sondern bleibt im Maschinenbau. Der Flüssigsalzreaktor, an dessen Prototyp bereits gebaut wird, ist von seiner Größe her ein Container. Die „Kleinheit“ des Reaktors verändert praktisch auch sämtliche Folgekosten. Beim klassischen Atommeiler baut man praktisch ein ganzes Werk und eine Stadt herum. Es braucht riesige Netzausbauten, um die Energie eines klassischen Atommeilers zu nutzen. Der Flüssigsalzreaktor mit Thorium ermöglicht eine dezentrale Energieversorgung.

Wenn das alles so logisch und auch von der Technologie her vernünftig und gut lösbar ist – warum ist diese Technologie nicht schon verwendet worden? Atomkraftgegner und Kernphysiker Mario Müller: „Weil die klassische Uran-Industrie in ihrer Kooperation mit der Waffenlobby und der militärischen Industrie das – einfach ausgedrückt – verhindert hat. So gab es bereits ein mit Thorium angetriebenes Flugzeugtriebwerk. Das hätte den Vorteil gehabt, nie wirklich landen zu müssen. Das Projekt wurde aber nicht weiter verfolgt, weil damit das Militär für den Bau der Atombombe kein Plutonium bekommen hätte.“

Was ist nun das größte Risiko für einen Thorium-Reaktor? Eine Antwort des Präsidenten der Österreichischen Nationalbank nach einer Enquete: „Das größte Risiko ist, ihn nicht zu bauen.“

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Bemerkungen :

  • user
    Arturo Romer January 28, 2024 um 4:41 pm
    Sehr geehrter Herr Dr. Müller,
    Ihr Projekt ist sehr interessant. Vor rund 30 Jahren habe ich schon mit dem Nobelpreisträger Carlo Rubbia darüber diskutiert. Machen Sie Fortschritte? Ich hoffe sehr, dass Sie die notwendige finanzielle Unterstützung finden. Sie müssen im Rahmen der Information unterstreichen, dass mit diesem Th-Reaktor (inkl. Protonenbeschleuniger) das Problem der radioaktiven Abfälle durch Transmutation weitgehend gelöst wird. Auch die Abfälle der letzten 60 Jahre! Es handelt sich nicht nur um PU-239.
    Mit freundlichen Grüssen Arturo Romer

    Indirizzo:
    Prof. Dr. Arturo Romer, theoretischer Physiker
    Vicolo del Mulino 3
    CH-6648 Minusio