Sind Senioren wirklich die Gefahr auf der Straße?

Verhandlungsführer des Europäischen Parlaments und des Rates haben sich gestern (25.3.) in Brüssel auf neue Führerscheinregeln geeinigt. Eingeführt wird ein digitaler Führerschein, eine Probezeit für Fahranfänger und das „begleitete Fahren“ auf für Lastkraftwägen. Ein vor allem in Österreich viel diskutierter Punkt ist die Gültigkeit von Führerscheinen und die damit verbundenen Gesundheitschecks. Der Führerschein-Check ab 70 ist hierzulande vorerst vom Tisch, während es in anderen Ländern wie etwa Dänemark, Schweiz, Großbritannien oder Griechenland bereits verpflichtend ist.
Und wie stehen die Österreicher:innen selbst dazu? Das hat eine aktuelle AutoScout24-Trendstudie, durchgeführt von Integral Markt- und Meinungsforschung im Jänner 2025, unter 500 Österreicher:innen erhoben. Demnach sprechen sich 55 Prozent der Befragten für eine regelmäßige Überprüfung der Fahrkompetenz im höheren Lebensalter aus. Vor allem junge Menschen und Stadtbewohner:innen befürworten strengere Regeln für sicheres Fahren im Alter, insbesondere wenn sie über alternative Mobilitätsoptionen verfügen.

Aber sind es überhaupt die älteren Fahrzeuglenker, welche die meisten Unfälle verursachen? Laut Statistik Austria verursachten Pkw-Lenker:innen unter 20 Jahren sowie jene ab 75 Jahren im Zeitraum 2018 bis 2022 anteilsmäßig am häufigsten Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden. Im Gegensatz dazu waren PkwLenker:innen zwischen 45 und 49 Jahren am seltensten als Verursacher:innen in Unfälle verwickelt. Junge Fahrer zählen also zur größeren Risikogruppe, nicht zuletzt da sie durch riskantes Verhalten und hohe Geschwindigkeit schwerwiegendere Unfälle verursachen. Senioren haben zwar häufiger Fahrfehler, sind aber insgesamt nicht die Hauptverursacher von Unfällen.
Auch der ÖAMTC begrüßt es, dass es „im Sinne des diskriminierungsfreien Zugangs zur Mobilität auch künftig keine verpflichtenden medizinischen Checks für Senior:innen“ geben wird. Man praktiziert bereits im Rahmen der „Fahrfitness-Checks“ ein Programm für die Selbsteinschätzung der persönlichen Pkw-Fahrfähigkeiten zum Einsatz. „Bei der Führerschein-Verlängerung soll es ein offenes, flexibles System geben, das den EU-Staaten zugesteht, bestehende Regelungen beizubehalten – oder anlassbezogen, z. B. bei entsprechender Vorgeschichte des:der Lenker:in, zu reagieren", so ÖAMTC-Juristin Ursula Zelenka.

Entscheidend für eine unfallfreie Teilnahme am Straßenverkehr ist eben nicht das Alter oder ein irgendwann zustande gekommenes Testergebnis, sondern der aktuelle Gesundheitszustand des:der Lenkenden – und Alter ist keine Krankheit. Im Mittelpunkt muss die Fähigkeit stehen, Situationen und Risiken richtig einzuschätzen und entsprechend zu handeln.
Viele Länder, etwa Deutschland, haben gute Erfahrungen mit freiwilligen Feedback-Fahrten für ältere Menschen gemacht. Diese leisten einen positiven Beitrag zum Erhalt der Fahrfertigkeiten und dienen ganz ohne unangenehme Drucksituation der Verkehrssicherheit.
Sei der erste der kommentiert