Kleine Zeitung mit neuer Spitze
Morgen mit 1. Juli ist es soweit, aber schon seit einem halben Jahr klar: Oliver Pokorny führt künftig als Chefredakteur die „Kleine Zeitung“. Pokorny arbeitet bereits seit 2024 in der Führungsetage der Styria Media Group AG. Hubert Patterer bleibt dieser als Herausgeber der „Kleinen Zeitung“, also als Eigentümervertreter, erhalten. Generaldirektor der Styria Media Group ist Markus Mair.
Die Styria Media Group AG mit rund 3.000 Mitarbeitern ist über eine eigene Vereins- und Stiftungskonstruktion letztendlich im Einflussbereich der Katholischen Kirche angesiedelt. Formal steht dem jeweiligen steirischen Diözesanbischof ein Vetorecht bei entscheidenden Beschlüssen, die in der Aktiengesellschaft getroffen werden, zu. Mit der Media Print zählt die Styria Media Group mit ihrem Headquarter in Graz zum zweitgrößten privaten Medienunternehmen in Österreich. Ihr Flaggschiff ist die zur Medienplattform entwickelte 120 Jahre alte „Kleine Zeitung“ als zweitgrößte Verkaufs-Tageszeitung in Österreich.
Für Oliver Pokorny der bedeutendste Karriere-Schritt in seinem Berufsleben. Er führte von 2018 bis Jahr 2023 die Regionalredaktion der Steirer Krone mit etwas mehr als Dutzend Journalisten. Bis es Hubert Patterer gelang, Pokorny völlig überraschend für die „Kleine Zeitung“ abzuwerben. Als seinen Nachfolger, also mit einer völlig neuen Perspektive für Pokorny.

An ihren drei Standorten in Graz, Klagenfurt und Wien beschäftigt die „Kleine Zeitung“ rund 200 Redakteurinnen und Redakteure, dazu kommen noch pauschalierte und freie Mitarbeiter.
An der Seite von Pokorny Christina Traar, in der Wiener Redaktion als Chefredakteurin. In Klagenfurt Wolfgang Fercher, dort seit 2021 in dieser Funktion. In seiner Ausgabe vom Februar 2025 titelt die Fachzeitschrift „Journalist:in“ die Personalie als „Die neue Dreifaltigkeit“. Oliver Pokorny wird nach eigenen Angaben die Digitalisierung und Regionalisierung vorantreiben, aber zugleich auch den Standort Wien und Print stärken, erklärt er im „Journalist:in“-Gespräch. Wohl die einzige Zukunftsstrategie für weitere erfolgreiche Jahre.
Bei einem Studien- und Arbeitsbesuch in Norwegen hatten Hubert Patterer, Thomas Spann (damals Geschäftsführer), Redaktionsmanager Olbrich und Co. ihr Aha-Erlebnis. Sie erkannten am Beispiel der Regionalzeitung in Bergen, dass nur die totale Verschränkung zwischen digitalem und Print-Journalismus Zukunftschancen sichert. Der Slogan „digital first“ bedeutet nur, dass auf den Online-Plattformen praktisch nahezu in Echtzeit gearbeitet und veröffentlicht wird. Es darf keine „Parallelwelt“ in der Redaktion geben.

Laut ÖAK (Österreichische Auflagenkontrolle) sind von den 250.000 verkauften „Kleine-Zeitung“-Exemplaren nur 6.000 nicht abonniert, aber schon 60.000 ePaper-Abos. Pokorny: „Für eine nachhaltige Transformation wird das nicht reichen. Wir müssen digital überproportional zulegen. Aktuell haben wir 70.000 Digital- und 180.000 Print-Abos. Das ist eine sehr gute Basis. Österreichweit haben wir die besten Voraussetzungen und die werden wir nutzen. Unser größtes Potential liegt sicher im digitalen, regionalen Qualitätsjournalismus. Die ,Kleine Zeitung’ verfügt wohl über eine besonders gute Basis für die digitale Transformation, aber wir müssen gerade auch im digitalen Regionaljournalismus noch mehr Tempo aufnehmen. Viele Verlage sagen, das Letzte, was uns bleiben wird, ist Mikrojournalismus. Das halte ich für Unfug einer teils mieselsüchtigen Branche, die zum Herbeireden des eigenen Untergangs tendiert.“ (Journalist:in 02/2025)
Weitere Stationen in Oliver Pokornys Berufsleben waren die Antenne Steiermark, Kommunikationschef beim Konzern Andritz AG und eben zuletzt bei der „Krone“.
Stichwort „Krone“: Zusehends zum Problem für die Tageszeitungen wird die Zustellung am frühen Morgen für die Abonnenten. Immer weniger Interessenten bewerben sich für diese Jobs. Seit 2024 gibt es daher erstmals eine Kooperation mit der Media Print. Vorteilhaft für beide auch aus Kostengründen. Über 40 Jahre war ein solches Projekt kein Thema. Nur die Zusteller da und dort, in einzelnen Rayons, waren klüger und sozusagen ihrer Zeit voraus – kooperierten inoffiziell und geheim.
Aufhorchen lässt der neue „Kleine-Zeitung“-Chefredakteur Oliver Pokorny im „Journalist:in“-Interview mit der Ankündigung: „Wir arbeiten intensiv an einem neuen Digitalprodukt, in dem das Bewegtbild eine wesentliche Rolle spielen soll. Unser Track-Record (Erfolgsbilanz) war hier bislang nicht berauschend, da müssen wir deutlich besser werden.“
Sei der erste der kommentiert