Leben, Wirken und Rolle der Frauen im Bergbau am Erzberg

„Wir Klauberinnen“: Ausstellung im Museum für Geschichte gibt Einblicke in die Wirtschaftsgeschichte von Erzberg

Seit Anbeginn des Bergbaus haben Frauen ihren Beitrag zur Gewinnung, Aufbereitung und zum Vertrieb geleistet. Deutlich sichtbar wurde dies zwischen 1912 und 1967 am Erzberg. Die zunehmende maschinelle Erzgewinnung führte in diesen Jahren zur Errichtung von zwölf Sortier- und Klaubanlagen, in denen vorwiegend Frauen händisch das erzhaltige vom tauben, wertlosen Gestein trennten. Abertausende Tonnen von Gestein gingen durch ihre Hände, bevor es zur Weiterverarbeitung abtransportiert wurde. Gearbeitet wurde sechs Tage die Woche im Schichtbetrieb. 

Die Ausstellung „Wir Klauberinnen“ im Grazer Museum für Geschichte beleuchtet dieses wichtige, bislang wenig beachtete Kapitel der steirischen Industriegeschichte. Die Ausstellung spiegelt die Vielschichtigkeit der Lebens- und Arbeitswelt der Klauberfrauen wider. 

„Begonnen hat die Konzeption des Projektes am Küchentisch meiner Großmutter, welche selbst eine Klauberfrau am Erzberg war. Mir war umgehend bewusst, dass ich die letzten noch lebenden Klauberfrauen ausfindig machen muss, um ihre Geschichte, ihre Arbeit und ihr Leben erzählen zu können", beschreibt Kuratorin Karin Hojak-Talaber ihren Zugang zum Thema.

Wie viele Frauen am Erzberg gearbeitet haben, ist nicht bekannt. Die Laufzeit aller Anlagen, die Annahme eines durchschnittlichen Arbeiterinnenstandes sowie durchschnittlicher Arbeitsjahre lassen eine stattliche Zahl vermuten. Dies auch deshalb, weil die für damalige Verhältnisse gut dotierte Arbeit als Klauberin in den entbehrungsreichen Nachkriegs- und Wirtschaftswunderjahren für viele Frauen attraktiver schien als eine Anstellung als Verkäuferin oder Friseurin. Die meisten Klauberinnen mussten aber schlichtweg aus Not am Erzberg arbeiten.

Viele der Klauberinnen trugen ob ihrer Tätigkeit wesentlich zum Familieneinkommen bei. Einige konnten sich mit ihrer Familie ein Eigenheim schaffen oder ihren Kindern eine höhere Schulbildung zuteilwerden lassen. Unbewusst hatten die Klauberfrauen aber auch Anteil an der Emanzipation, waren sie doch weniger das Abziehbild bürgerlicher Vorstellung von Weiblichkeit als vielmehr gestandene Persönlichkeiten im Spannungsfeld zwischen dem patriarchalen Modell der Versorgungsehe, geschlechtsspezifischen Benachteiligungen, Kinderbetreuung und Doppelbelastung mit schwerer körperlicher Lohnarbeit, ständig der Kälte, Nässe und dem Schmutz ausgesetzt.

Die sehr zeitgemäß gestaltete Schau fußt auf der 2021 von Karin Hojak-Talaber herausgegebenen Publikation Rund um den Erzberg. Die beeindruckende Geschichte der Klauberfrauen, die im Museum für Geschichte erhältlich ist. 

Wir Klauberinnen – Wirtschaftsgeschichte vom Erzberg
Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz
Laufzeit: bis 7. Jänner 2024
Kuratiert von Karin Hojak-Talaber
Ausstellungsgestaltung: Annabell Spötl und Sigrid Bürstmayr
www.museumfuergeschichte.at 

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