Innovationspreis Steiermark 2022: die Sieger stehen fest!

Es ist soweit: Nun stehen die ersten Gewinner des neuen Innovationspreises Steiermark fest. Im Bereich Nachhaltigkeit siegten die Packnatur Entwicklungs- und Produktions GmbH aus Neudau (Kleinst- und Kleinunternehmen), die AVL List GmbH (Mittel- und Großunternehmen) und das Grazer Kompetenzzentrum acib (Institutionen der angewandten Forschung und Entwicklung). Die Digitalisierung ist fest in Leobener Hand: Der Preis geht an die Luxinergy GmbH (Kleinst- und Kleinunternehmen), die AT&S AG (Mittel- und Großunternehmen) und das Materials Center Leoben (Institutionen der angewandten F&E).

„Die ausgezeichneten Unternehmen und Forschungseinrichtungen unterstreichen auf beeindruckende Art und Weise, warum die Steiermark eine der innovativsten Regionen in Europa ist. Die Preisträger bearbeiten höchst erfolgreich die beiden großen Themen unserer Zeit – die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit – und entwickeln dabei Lösungen, die einen enormen Mehrwert für die Gesellschaft bringen“, so Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl, die den Innovationspreis Steiermark als Nachfolger des Fast Forward Award initiiert hat.

Insgesamt wurden 90 Projekte eingereicht. Aus diesen wurde vom Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) anhand von Innovationskriterien eine Shortlist mit drei Finalisten in jeder der sechs Kategorien erstellt. Die Sieger wurden von einer Fachjury unter dem Vorsitz der Vizerektorin der Montanuniversität Leoben Martha Mühlburger gekürt.

NACHHALTIGKEIT

Kleinst- und Kleinunternehmen: Packnatur Entwicklungs- und Produktions GmbH

30.000 Tonnen Kunststoffnetze kommen in Europa für Lebensmittelverpackungen pro Jahr zum Einsatz. Die Packnatur Entwicklungs- und Produktions GmbH tritt an, diese durch nachhaltige Alternativen zu ersetzen: Die Packnatur® Netzschläuche aus Lenzing™ Modal Buchenholzcellulose werden im oststeirischen Neudau regional produziert und haben der Umwelt bereits mehr als 980 Tonnen Plastik erspart. Die Cellulose-Faser baut sich innerhalb von 12 Wochen biologisch ab. Sie ist frei von Petrochemie oder Mikroplastik und in Europa sowie den USA heimkompostzertifiziert. Die Schläuche eignen sich für Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Zitronen, Orangen, rote Rüben, schwarzen Rettich, Avocados, Muscheln und vieles mehr. Künftige Anwendungsgebiete für adaptierte Produkte liegen im Non-Food-Bereich (Christbäume, Anheizholz), der Landwirtschaft (Heuballen- und Hagelschutznetze) sowie im technischen Bereich (Bauschutznetze, Schipistenbegrenzungen u. Ä.).

Mittel- und Großunternehmen: AVL List GmbH

Die AVL List GmbH hat einen vollautomatisierten Prozess inklusive der dazugehörigen Anlagen entwickelt, der ultrakompakte Fahrzeugbatteriemodule im industriellen Maßstab bauen kann. Ausganglage war eine bis dato existierende „Entwicklungslücke“ zwischen manuell hergestellten Prototypen und großindustriell produzierten Serien-Batteriemodulen. Es war also zeitaufwändig und teuer, Pilot-Batteriemodule ins industrielle Umfeld zu „übersetzen“. Die Forschungsleistung von AVL liegt einerseits im neuen ultrakompakten Batteriemodul mit sehr niedriger Bauhöhe und höchster Energiedichte, das sehr flexibel in unterschiedliche Fahrzeugmodelle integriert werden kann. Andererseits stellt die intelligente Pilotproduktions- und Recycling-Anlage, die digitale Entwürfe, Planungen und Simulationen heranzieht und vollautomatisch unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen der Großserienfertigung produzieren kann, einen entscheidenden USP dar.

Institutionen der angewandten F&E: Austrian Center of Industrial Biotechnology (acib)

Trotz aller bisherigen Bemühungen steigt der weltweite CO2-Ausstoß nach wie vor drastisch an. Weltbevölkerung und Wohlstand wachsen ebenso wie die Lebensmittelproduktion. Speziell der Proteinbedarf nimmt stetig zu und wird sich bis zum Jahr 2050 fast verdoppeln. Die acib GmbH und das Start-up Econutri verwandeln gemeinsam schädliche Treibhausgase in hochwertiges Protein. Kern der Innovation ist die Fähigkeit eines Mikroorganismus namens „Cupriavidus necator“, CO2 als Nährstoffquelle zu nutzen und damit unterschiedlichste biobasierte Substanzen aufzubauen. Das Ergebnis sind einerseits hochwertige Proteine für unterschiedliche Zwecke, andererseits könnte aus der Technologie zukünftig umweltfreundliches Bioplastik hervorgehen. Eine Pilot-Produktionsanlage ist derzeit im Bau; folgende großtechnische Anlagen haben das Potenzial, den CO2-Ausstoß in Österreich maßgeblich zu verringern und Technologieführerschaft in diesem so zukunftsreichen Bereich zu erreichen.

DIGITALISIERUNG:

Kleinst- und Kleinunternehmen: Luxinergy GmbH

Die Luxinergy GmbH, ein Spin-off der Montanuniversität Leoben, hat ein innovatives Harzsystem inklusive 3D-Drucker für die Produktion von medizinischen Heilbehelfen wie Orthesen und Prothesen entwickelt. Das Material ist widerstandsfähiger als herkömmliches und kann mit einer bioziden Schicht ausgestattet werden, die Bakterien und Viren abtötet. Diese Eigenschaften erhöhen den Tragekomfort der an die Patienten individuell angepassten Heilbehelfe maßgeblich. Die Fertigung der Medizinprodukte erfolgt schneller und kostengünstiger als durch traditionelle Herstellungsverfahren und reduziert den Abfall um bis zu 90 %. Künftig wird die Luxinergy GmbH das Materialsystem unter anderem für den 3D-Druck von kieferorthopädischen Zahnschienen und für industrielle Anwendungen optimieren.

Mittel- und Großunternehmen: AT&S AG

Allein in Österreich leiden 1,8 Millionen Menschen unter Beeinträchtigung ihres Hörvermögens, nur etwa 400.000 davon tragen ein Hörgerät. Das liegt u. a. am schlechten Stigma vergangener Geräte, die im Geräuschalltag häufig nur eigeschränkt eine Hilfe waren. Moderne miniaturisierte Hörgeräte sind Träger zahlreicher Mikrochips. Sie kommunizieren mit Smartphones und Autos und werden demnächst Gespräche simultan übersetzen. An der Schnittstelle dieser Trends – Miniaturisierung versus steigende Komplexität – setzt die Innovation von AT&S an. Das Unternehmen hat eine Minileiterplatte aus speziellen Materialien entwickelt, die die beschriebenen Probleme gleichzeitig lösen. Das System aus flexibler Leiterplatte und aufgebrachter Adapter-Minileiterplatte ist kompakt und gewährt den Herstellern maximale Freiheit. Eine weitere Miniaturisierung für künftige technische Anforderungen ist bereits geplant.

Institutionen der angewandten F&E: Materials Center Leoben

Gas-Sensoren sind bereits weitreichend in der Industrie im Einsatz. Sie überwachen Produktionsprozesse, sorgen für Sicherheit am Arbeitsplatz oder unterstützen das Gebäudemanagement. Die Nanotechnologie eröffnet nun völlig neue Wege zur Miniaturisierung der Sensoren. Mehrere winzige Sensoren auf einem Mikrochip ergeben Multi-Gas-Sensoren, also „künstliche Nasen“, deren neue Anwendungschancen vor allem in der Consumer-Elektronik liegen. So können sie etwa die Luftqualität im privaten Haushalt messen (Stichwort Smart Home), Krankheiten über Atemluftanalyse früherkennen oder flächendeckendem Umweltmonitoring im Internet of Things dienen. Das Materials Center Leoben (MCL) hat hochminiaturisierte Nano-Sensoren entwickelt, die gesundheitsschädliche und umweltbelastende Gase mit nie dagewesener Exaktheit messen. Die Sensorstrukturen sind deutlich kleiner als ein Zehntel Millimeter, die Nanodrähte etwa tausendmal dünner als ein menschliches Haar und die Nanopartikel noch hundertmal kleiner.

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