Der Faden ist gerissen

Die kommenden Weihnachten wird Lena Hoschek sicher in einem völlig anderen privaten und geschäftlichen Umfeld erleben als vor zehn Jahren. Es war im September 2014. Lena Hoschek, die steirische Kleidermacherin schwebte bei ihrer Hochzeit auf Wolke 7. Nach der standesamtlichen Trauung im Park des Schlosses Eggenberg in Graz folgte eine Woche später die kirchliche Trauung im Schloss Stainz. Dort gaben sich Lena Hoschek und Mario Frajuk im engsten Freundes- und Familienkreis das Ja-Wort.
Die Grazer Designerin trug eine Eigenkreation ihres Couture-Labels „Lena Hoschek Atelier“ – entstanden in 160 Arbeitsstunden. Ein bodenlanges Kleid aus Seidenduchesse mit hochwertigsten Materialien – von Hand aufgenähte Spitze aus dem Hause „Goutarel“ in Lyon, „Akoya“-Perlen von „Schöffel“, ein 3,5 Meter langer Schleier aus Baumwollspitze.


Im Haar trug die Designerin eine Vintage-Tiara aus Seidenblumen – vor Jahren in Amsterdam gekauft und für ihre Hochzeit aufbewahrt. Der Bräutigam zollte mit seinem Gewand seiner Heimat Tribut: Mario Frajuk wählte einen Anzug von „Maßschneider Woschner“ aus Leoben.
Als es steil mit ihrer Karriere bergauf ging, gab Lena Hoschek der freien Journalistin Hedi Grager ein sehr offenes, persönliches Interview. Die junge Frau mit dem steirischen Panther als Tattoo am Unterarm – das gibt’s sicher selten, möglicherweise nur ein Mal. Die noch dazu einerseits „wilde Jungs“ mag, die mit ihr die Nächte durchmachen, aber auch Musik und Geschwindigkeit. „Ich höre gerne Punk, Rock, Heavy Metal, aber auch Swing, Blues – ohne Musik kann ich einfach nicht sein. Dazu gehören auch schnelle Autos, vor allem die aus den 40er- und 50er-Jahren, wie ein Mustang oder Aston Martin. Mm, was noch … wäre ich ein Mann, würde ich sagen Wein, Weiber und Gesang“, beschreibt sich die Grazer Modedesignerin Lena Hoschek damals im Gespräch.
„Ich liebe das Weibliche und mache meine Mode eigentlich für Männer, denn eine Frau sollte Kleider tragen, die ihre Formen und Konturen gut zur Geltung bringen. Das schönste Kleidungsstück, das eine Frau besitzen kann, ist ein Dirndl.“ Trachten hält die heute 43-jährige Steirerin sowieso für essenziell: „Im Dirndl schaut jede Frau fantastisch aus.“

Lena Hoschek über sich: „Ich war eigentlich ein richtig sonniges Kind, zwar schon relativ schlimm und fordernd, aber auch einfach zu mögen. Während meiner Volksschulzeit wollte ich schon mal Jetpilotin werden oder als Teenager Snowboardprofi. Ich war auf der einen Seite ein richtiges Mädchen, liebte schöne Kleider und spielte gern mit Puppen, aber nachdem ich mit zwei Brüdern aufgewachsen war, mochte ich auch alles, was Jungs so mögen – raufen oder schnelle Autos. Aber eines habe ich immer schon gewusst: Ich will meine eigene Firma.“
Unter den Kunden von Lena Hoschek finden sich prominente Namen wie die US-Schauspielerin Sarah Jessica Parker, die niederländische Königin Maxima oder die amerikanische Tänzerin Dita Von Teese. Im nächsten Jahr hätte Hoschek ihr 20-jähriges Firmenjubiläum gefeiert.
Doch nun ist offensichtlich „der Faden gerissen“. Vor zwei Jahren kam es zur Scheidung. Eine private Tragöde. Und jetzt im Oktober musste Lena Hoschek mit ihrem Unternehmen Insolvenz anmelden. Sie betreibt zwei Standorte – Graz-Joanneumring und Wien-Seilergasse – sowie einen Online-Shop und beschäftigte zuletzt rund 50 Mitarbeiter:innen. Dass ihr das alles zusetzt, ist verständlich. Mittlerweile habe sie zum Rauchen aufgehört und Alkohol trinkt sie auch keinen mehr, wie sie im „Krone“-Interview (10.11.) sagt. Mit ihrem Unternehmen weiter machen wolle sie aber auf jeden Fall, bekräftigt sie. Und sie hofft, „dass sie irgendwie wieder alles gut machen kann.
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