Bodensee „verschwindet“ 5,5 Mal pro Jahr

Internationaler Studie mit TU Graz zeigt: Jährlich verlieren Gletscher so viel Wasser, dass man Weltbevölkerung 30 Jahre lang versorgen könnte

Zahlen, wo man schon ins Grübeln kommt: Seit der Jahrtausendwende haben die 275.000 Gletscher rund um den Globus, in denen riesige Mengen an Süßwasser gespeichert sind, pro Jahr (!) rund 273 Milliarden Tonnen Eis verloren. Das entspricht etwa dem fünfeinhalbfachen Volumen des Bodensees. Damit könnte man die Weltbevölkerung 30 Jahre lang täglich mit drei Litern Wasser versorgen, veranschaulicht Studienleiter Michael Zemp von der Universität Zürich.

Insgesamt haben die Gletscher der Erde seit dem Jahr 2000 rund fünf Prozent ihres Gesamtvolumens verloren. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forschungsteam, dem Tobias Bolch vom Institut für Geodäsie der TU Graz angehört. Die dazugehörige, umfassende Studie, hat das Team gestern (20.2.) im Fachmagazin Nature veröffentlicht. Auffallend ist dabei, dass sich die Eisverluste in den letzten Jahren stark beschleunigt haben: In der zweiten Hälfte des Untersuchungszeitraums (2012 bis 2023) waren sie um 36 Prozent höher als im Zeitabschnitt 2000 bis 2011.

Für ihre Untersuchung haben die Forschenden Gletscherdaten aus verschiedenen Quellen gesammelt, homogenisiert und ausgewertet, darunter Feldmessungen direkt an Gletschern. Aufgrund der großen Menge präziser Daten ist die vorliegende Studie wesentlich verlässlicher als vorangegangene Untersuchungen des globalen Gletscherschwunds, die auf ungenaueren bzw. lückenhaften Daten beruhten.

18 Millimeter Meeresspiegelanstieg

Der Eisverlust der Gletscher seit dem Jahr 2000 hat zu einem Anstieg des Meeresspiegels um 18 Millimeter geführt. Damit ist das Abschmelzen der Gletscher nach der Erwärmung der Ozeane der zweitstärkste Treiber des Meeresspiegelanstiegs, deutlich vor den Masseverlusten des grönländischen und des antarktischen Eisschilds.

Kleine Gletscher schmelzen schneller

Allerdings sind nicht alle Gletscherregionen gleich stark betroffen. Während die größeren Gletscher der antarktischen und subantarktischen Inseln nur 1,5 Prozent ihrer Masse verloren, sind die kleineren in den Alpen und den Pyrenäen mit etwa 39 Prozent am stärksten geschrumpft. „Aufgrund ihrer geringen Höhenlage sind sie von den gestiegenen Temperaturen besonders betroffen“, erläutert Tobias Bolch. „Bei kleinen Gletschern ist der kühlende Effekt auf das Mikroklima der Umgebung nur schwach ausgeprägt – ein weiterer Grund, weshalb sie schneller schmelzen als große Gletscher.“

Schmelzwasserangebot rückläufig

Mit dem Eis der Gletscher gehen wertvolle Süßwasservorräte verloren. „In den europäischen Alpen werden unsere Gletscher den Flüssen immer weniger Wasser liefern“, so Tobias Bolch. Das werde vor allem in längeren Trockenperioden ein Problem: Dann seien Gletscherzuflüsse als kontinuierliche Wasserlieferanten besonders wichtig. Dieser stabilisierende Effekt geht zunehmend verloren.“ Das Forschungsteam betont daher, wie wichtig es ist, den Klimawandel ernst zu nehmen ...

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