3 Monate im Bett liegen – für die Weltraumforschung

Med Uni Graz-Forscher untersuchen Auswirkungen langer Bettlägerigkeit auf unsere Knochen

Was Menschen nicht alles tun – für die Wissenschaft und Forschung. 3 Monate im Bett flach liegen – freiwillig! Obwohl man nicht krank ist. Undenkbar? Nicht für 24 gesunde junge Männer zwischen 20 und 40 Jahren. Sie haben das für eine Studie der Weltraumagentur ESA getan, wo auch die MedUni Graz beteiligt ist.

Die Fragestellung lautet: Was passiert mit dem menschlichen Körper bei ausgedehnter Bettruhe oder Schwerelosigkeit? Bei den sogenannten „Bed Rest Studies“ wird erforscht, welche Veränderungen auftreten, wenn der Körper sich für längere Zeit im Ruhezustand befindet. Die Studien werden an unterschiedlichen Orten in ganz Europa durchgeführt und bieten Forschern der verschiedensten Fachrichtungen Möglichkeiten, diese außergewöhnlichen Umstände an gesunden Probanden zu untersuchen.

90 Tage Ruhe

Die – wie gesagt völlig gesunden – Männer dürfen sich im Rahmen einer Bettruhe-Studie der Europäischen Weltraumagentur nicht aus ihren Betten bewegen. Sie müssen alle Tätigkeiten im Liegen ausführen – essen, waschen (über ein „Duschbett“) oder arbeiten an den eigenes eingerichteten Überkopf-Monitoren. Nur 30 Minuten pro Tag dürfen sie sich auf die Unterarme stützen und so den Oberkörper anheben. Den Rest der Zeit müssen sie völlig flach liegen.

Einige der Probanden absolvieren liegend diverse Übungen. Mit diesen Studien will die Europäische Weltraumagentur die Bedingungen eines Langzeit-Weltraumfluges und dessen Auswirkungen bestmöglich nachstellen. Die Übungen sollen dabei dem durch das Liegen verursachten körperlichen Verfall entgegenwirken. Diese Bettruhe-Studien können aber auch abseits der Weltraumforschung praktische Daten liefern. So können wichtige Erkenntnisse z.B. für Langzeit-Liegende, etwa an Intensivstationen, gewonnen werden.

„Lebendige Knochen“

Ines Fößl aus dem Forschungsteam von Prof. Barbara Obermayer-Pietsch von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der Med Uni Graz untersucht an den 24 Probanden, ob und welche Veränderungen an der Knochenstruktur der männlichen Studienteilnehmer auftreten. Dabei hilft ein besonders hochauflösendes Computertomografie-Gerät. „Damit erhalten wir einen einzigartigen Einblick in die Knochenstruktur, die eine wichtige Rolle in der physikalischen Funktion spielt.

Obwohl Knochen meist als etwas sehr Rigides und Starres wahrgenommen werden, sind sie doch ein lebendiges Gewebe, das sich selbst ständig erneuert und umbaut. So führen regelmäßiges Training und Belastung der Knochen dazu, dass sie widerstandsfähiger gegen Brüche werden und im fortgeschrittenen Alter auch bleiben. Wie sich die durchgehende Bettruhe auf diese Umbauprozesse und damit schlussendlich auch auf die Struktur der Knochen bei gesunden Menschen auswirkt, untersuchen die Forscher:innen der Med Uni Graz in dieser Studie.

12 Männer der Gruppe haben ihre „Liegezeit“ bereits abgeschlossen, die zweite Gruppe startet im Frühling. Die Hauptmotivation der Teilnehmer war übrigens das wissenschaftliche Interesse und die Teilnahme an der Weltraumforschung, so Fößl.

Ach, ja– das sei auch noch erwähnt: Die Probanden erhielten natürlich auch eine finanzielle Entschädigung für die ihnen entgangene Arbeitszeit: Rund 10.000 Euro für drei Monate Bettruhe inkl. Vor- und Nachuntersuchungen. Nun ist es an den Wissenschaftlern, die Ergebnisse zu analysieren, um in der Folge Erkenntnisse für eine zukünftige Mars-Mission zu gewinnen.

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