50 Jahre Playboy Deutschland - Ein Stück deutschsprachiger Mediengeschichte

1972 war sozusagen das Jahr, in dem Deutschland sich der Welt als moderne Nation präsentierte. Mit den Olympischen Sommerspielen in München gab es die erste internationale Großveranstaltung auf deutschem Boden seit Ende des Zweiten Weltkrieges, die dann allerdings am 6. September 1972 von der Geiselnahme israelischer Sportler durch palästinensische Terroristen und dem blutigen Ende überschattet wurden.

Mit den Münchner Olympiaparks und der Zeltdach-Konstruktion eines landschaftsarchitektonischen Ensembles gelang dem Büro des Stuttgarter Architekten Günter Behnisch eine Gestaltung, die bis heute von globaler Bedeutung geblieben ist. Das Olympia-Gelände sei ein „architektonisches Symbol für die geistige Freiheit und die heitere Offenheit, die sich die Deutschen nach Diktatur und Krieg erarbeitet haben“, hieß es am 26. August 1972, dem Tag der Eröffnung der Olympischen Spiele in München.

Deutschland-Premiere für US-Magazin-Ikone

Wenige Wochen vor der Olympischen Eröffnungszeremonie und nur wenige Kilometer entfernt von den erbauten Sportstätten wurde ebenfalls Geschichte geschrieben. Medien-Geschichte. In einer Stadtvilla in der Münchner Augustenstraße feierte mit dem deutschen Playboy die US-amerikanische Magazin-Ikone ihre mit Spannung erwartete Deutschland-Premiere. So kann man dies im Vorwort zum Jubiläums-Buch „50 Jahre Playboy Deutschland“ nachlesen. Die Erstausgabe erschien am 1. August 1972. Diese wurde zum journalistischen Symbol für jene geistige Freiheit und Offenheit, die mit dem unaufhaltsamen Siegeszug der sexuellen Revolution das Land veränderte.

Und es war auch kein Zufall, dass die deutsche Playboy-Erfolgsstory ausgerechnet im aufstrebenden München ihren Anfang nahm. Denn die bayerische Hauptstadt ist zu Beginn der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts ein pulsierender, kultureller Schmelztiegel und übt eine starke Anziehungskraft auf (Lebens-)Künstler, Schauspieler, Hippies und Hedonisten aus der ganzen Welt aus. Im Englischen Garten lungern jugendliche, langhaarige „“Gammler“ zu hunderten, sehr zum Ärger der alteingesessenen Münchner. Und in den Kneipen Schwabings trifft sich abends die Kunst-, Theater-, Film- und Literaturszene bei Bier und Brezen zum gepflegten Austausch. Ob Rainer Werner Fassbinder, Uschi Obermaier, Herbert Achternbusch oder auch Mike Jagger – sie alle prägen damals den Ruf Münchens als deutsche Kulturhauptstadt. Es ist die Zeit der großen Münchner Freiheit.

Die Isar-Stadt ist zu dieser Zeit der ideale Nähr- und Resonanzboden, also für ein Magazin, das es in dieser Zeit in Deutschland noch nicht gegeben hatte. Keine Überraschung auch, dass für das Titelthema der Playboy-Premierenausgabe ausgerechnet die „schönen Mädchen von München“ gesucht und gefunden wurden.

Wiewohl die Erstausgabe einen gewaltigen Erfolg brachte, löste diese bei den US-amerikanischen Lizenzgebern nicht nur Jubelstürme aus. Zufrieden war man mit den erotischen Bildstrecken, mit dem traditionellen großen Interview, mit dem feinen Humor, dem Wissenswerten für Genießer und Kulturfreunde und auch mit dem hervorragend gestalteten Cover einer zeitgemäßen Schönheit. Der einzige Störfaktor und Makel der Premieren-Nummer: Der auf der Titelseite eins obligatorische Hasenkopf schaute zum Missfallen der US-Playboy-Chefs in die falsche Richtung. Ein Fall von gewisser Tragweite, der den Anfängen der Erfolgsgeschichte des deutschen Playboy eine tragisch-konische Note verlieh.

1972 startete der Playboy mit wenigen Mitarbeitern. Heute sorgt ein 30-köpfiges Team, bestehend aus Journalisten, Kreativen, Digital-Spezialisten, Vertriebs- und Marketing-Experten, dafür, dass der deutsche Playboy auf allen relevanten Plattformen erfolgreich ist, zieht Playboy-Chefredakteur Florian Boitin im Vorwort Bilanz.

Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Fotografien: über 300 Fotografien
ISBN: 978-3-9824607-0-3
Preis: 50 Euro
Verlag Salz und Silber

 

 

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