Ein freundlicher Außerirdischer feiert 20 Jahre

Das Grazer Kunsthaus – die blaue Blase – The Friendly Alien

Heute (27.9.) am Abend gibt’s den feierlichen Festakt mit viel Prominenz und dem folgt ein viertägiges Geburtstagsfest mit dichtem Programm aus Ausstellungen, Talks, Performances, Installationen und Musik.

Ja, das Grazer Kunsthaus ist als Ort, Treffpunkt, Adresse nicht mehr aus der Stadtbild der Landeshauptstadt wegzudenken. Und die Dachlandschaft mit den Noppen oder auch Düsen – wie immer man sie bezeichnen will –, mit der übergehenden Fassade, hat es als Fotomotiv Touristen angetan. Und zumindest das Café an der Straßenbahn-Front ist als Treffpunkt zu einem Hotspot geworden.

Eine einmalige Auszeichnung

Graz war im Jahre 2003 die Kulturhauptstadt Europas. Und das von den Architekten Peter Cook und Colin Fournier gebaute Haus am rechten Murufer nahe der Hauptbrücke – leider nur von oben in seiner Einzigartigkeit zu sehen – ist seit seiner Eröffnung am 27. September 2003 neben dem Schlossberg zum bekanntesten Wahrzeichen von Graz geworden.

Doch die Innen- und Außenwahrnehmung mit dem in die Altstadt hinein gequetschten architektonischen „Solitär“ könnte unterschiedlicher nicht sein. Die in der blauen Blase bemühten, engagiert arbeitenden, stark wechselnden Teams der Künstler:innen und Kunstvermittler:innen haben den Anspruch bzw. gehen davon aus, dass das, was sie tun und schaffen, von der Außenwelt stark wahrgenommen wird. Das ist leider nicht oder nur sehr bedingt der Fall. Wohl wissen und kennen die Grazer den Standort – schon allein durch die Ansage in der Straßenbahn „Nächste Haltestelle Kunsthaus Graz“. Wie das halt bei Ufos so ist. Was drinnen im „freundlichen Außerirdischen“, dem vor 20 Jahren gelandeten Ufo an zeitgenössischer Kunst passiert, das blieb dem Großteil der Grazer und Steirer trotz Ansätzen da und dort bis heute unerschlossen. Weit mehr erfahren da schon auswärtige Besucher und Touristen bei Stadtführungen.

Die Chancen, anlässlich von Jubiläen zum Beispiel ein Stadtteilfest mit dem „Friendly Alien“ – gut vorbereitet und angekündigt – für alle Bürger zu gestalten – leider Fehlanzeige. Oder sprich, die alte und die neue, zeitgenössische Kunst einmal gemeinsam dem Publikum näher zu bringen. Diese gegenüberzustellen, sich damit auseinanderzusetzen, zu diskutieren und sie damit den Menschen vertrauter zu machen, sie ihnen wirklich näher zu bringen. Nicht nur jenen, die kunst- und kulturaffin sind. Also die engagierte, gelingende Kulturvermittlung, nicht nur, wie sie in die Schulen hinein getragen wird, sondern darüber hinaus.

Die Bereitschaft der Politik für den Bau, die finanziellen Mittel bereitzustellen war vorbildhaft. Doch die Bereitschaft, danach so viel Geld fließen zu lassen, damit der gelandete „freundliche Außerirdische“ die Chance bekommt, nicht nur sein Dasein, sondern auch seine Fähigkeiten und Möglichkeiten der Welt zeigen zu können, blieb bisher aus. Schade.

Gestern stellten Direktorin Andreja Hribernik, Kuratorin Katrin Bucher Trantow und Künstler das Geburtstagsfestprogramm vor.

PS: Wie eindrucksvoll und einladend der „freundliche Außerirdische“ für sein Publikum bereit ist, zeigt dieses Foto. Leider in gewisser Weise nur eine Fiktion. Den freien, ungestörten Blick, den großzügigen, frei sichtbaren Eingangsbereich mit einem entsprechenden Vorplatz zum Verweilen und Staunen für die Besucher gibt es nicht. Ein „Geburtsfehler“. Die Wirklichkeit: Direkt vor dem Kunsthaus macht der dichte Verkehr die Annäherung schwierig. Wirklich Abhilfe könnte nur eine großzügige Gestaltung in Form eines architektonischen Wettbewerbs mit Einbeziehung der Mur als Lebensader der Stadt bewirken – sprich den Landeplatz des Ufo sichtbar für alle werden zu lassen. Die ihn kennen lernen wollen. Erst dann wird es heißen: „mission completed.“

Fortsetzung folgt morgen (29.9.): Mogel(ver)packung Kunsthaus?

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