Vielfältiges Spiel mit der Linie

Aktuelle Intervention von Renate Krammer im Kunsthaus Graz

Renate Krammer zeichnet Linien. Jeden Tag. Seit vielen Jahren treibt die in der Nähe von Graz lebende Künstlerin in größtmöglicher Konsequenz das Ziehen der horizontalen Linie durch ihr künstlerisches Schaffen vorwärts. Für sie ist der Arbeitsprozess dem Ergebnis gleichwertig. Damit ist Krammer die ideale Partnerin für eine Reflexion der Wall als eine aus der gezeichneten Linie entwickelte dreidimensionale Form.

Die Ausstellungsintervention „Renate Krammer. Linien“ spannt als fünfte Position in Sol LeWitt´s Wall. Performed im Kunsthaus Graz einen Bogen von freihändig gezogenen Linienzeichnungen zu in Reißtechnik gefertigten Maulbeerpapierarbeiten.

Krammers mehrteilige Intervention geht der Linie in zwei Kapiteln nach – Fläche und Räumlichkeit – und reflektiert dabei ganz stringent das Konzept der Wall, die aus einer Linienzeichnung bestand und als Auftrag zum Bauen einer Mauer an die Institution geschickt wurde.

Am Anfang ist das Papier

Die Ausstellung beginnt mit weißem Papier, das als solches Trägerstruktur für das Zeich(n)en ist, auf das es verweist. In seiner Fläche ist es – wie die Linie selbst – jedoch immer auch Körper. Im Sommer 2019 übermalte Krammer pro Tag ein Blatt des Buches Silence des US-amerikanischen Komponisten und Künstlers John Cage mit weißer Acrylfarbe, oft mehrschichtig. Renate Krammer nähert sich damit Cages berühmter Stille an, die niemals absolut sein kann, immer belebt ist. Etwas, was sich in den Linien wiederfindet. Keine ist gleich, alle tragen Zeit und Bewegung in sich.

Renate Krammers Linienvariationen auf Papier und Leinwand zeigen sich in mehrteiligen Serien von Zeichnungen auf der tragenden Architekturrundung des Space01. Dynamik und Rhythmus entstehen dabei nicht nur durch Nähe und Abstand der Linien zueinander, sondern auch durch deren Formkontraste in der spielerischen Auseinandersetzung mit dem Material.

Obwohl Renate Krammer konsequent beim einfachen Gestaltungsmittel der Linie bleibt, potenzieren sich für sie die Ideen und Möglichkeiten im Arbeitsprozess. „Je länger man sich damit beschäftigt, desto mehr Optionen öffnen sich.“ Sie will in ihrer künstlerischen Arbeit an die Essenz, auf den Punkt kommen. Je fokussierter man auf ein Detail sei, desto tiefer gehe es und desto mehr nehme man wahr. Die Multiplikation durch die reduzierte Wahrnehmung sieht Krammer als Metapher für das Leben, als Verbindung zwischen ihrer Kunst und ihrer Lebensgrundhaltung.

Renate Krammer. Linien
@ Sol Le Witt’s Wall. Performed
Laufzeit: 02.02.-10.03.2024
Kuratiert von Alexandra Trost
Ort: Space01
Kunsthaus Graz, Lendkai 1, 8020 Graz
www.kunsthausgraz.at
Eröffnung: 01.02.2024, 19 Uhr mit der Musikperformance Being John Cage von Nick Acorne
Künstlerinnenführung mit Renate Krammer und Alexandra Trost: 13.02., 17 Uhr

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