Als politisches „Hochamt“ inszeniert

SPÖ-Parteitag in Premstätten: Max Lercher mit 90 Prozent zum Hoffnungsträger gewählt

Parteitage mit der Wahl eines neuen Vorsitzenden einer politischen Gruppierung sind vergleichbar mit dem „Hochamt“, der Festversammlung von religiösen Glaubensgemeinschaften. So auch jener der steirischen SPÖ mit 500 Delegierten und noch einmal so vielen geladenen Gästen. Ort des Geschehens am vergangenen Samstag (20.9.) die Premstätten-Halle am Schwarzl-See im Süden von Graz.

Derartige, wichtige feierliche Anlässe in politischen Parteien bedürfen einer wochenlangen, intensiven Vorbereitung, sind inszeniert und werden zelebriert. Ihr Ablauf erfolgt nach Ritualen – in diesem Fall in einer Polit-Blase. Der Star des Tages kommt nicht einfach, sondern er tritt auf und zieht mit Gefolge in die festlich geschmückte Halle ein. Begleitet von Musik und Applaus. Drinnen im Saal das Fest, eine Art Klausur des harten Kerns der Mitglieder und Gläubigen. Draußen gelassen der „Rest der Welt“ für diesen Tag.

Einzug von Max Lercher:

Die wichtigste Botschaft gleich zu Beginn des programmierten Jubeltages: 90 Prozent Zustimmung gab es für den Obmann-Kandidaten Max Lercher erbrachte die Direktwahl durch die Mitglieder. Knapp 50 Prozent der 15.000 steirischen Genossen hatten sich beteiligt und gaben ihm diesen Vertrauensvorschuss. Ohne Gegenkandidaten für sie kein vorgegebenes Dilemma. Also eine einfache Ja-Nein-Entscheidung.

Verkündung des Wahl-Ergebnisses:

Jetzt sei er sich sicher, den Richtigen (nach seiner Niederlage) angerufen zu haben, herzte Lerchers Vorgänger Anton Lang diesen, als ihn der Parteitag für seine Arbeit und den Einsatz ehrte und Lang seinen letzten großen Auftritt hatte. Er selbst – erst im Oktober 2024 als steirischer SPÖ-Chef in der ersten Mitglieder-Direktwahl mit 96 Prozent bestätigt – war offensichtlich nicht der Richtige. Mit seinem bitteren Ende bei der Landtagswahl am 24. November 2024.

Das Ergebnis für Lang und die von ihm geführte SPÖ war mit 21,36 Prozent ein historisches Debakel. Anton Lang war bis zum Wahltag optimistisch, vom Landeshauptmann-Stellvertreter zum Landeshauptmann aufzusteigen. Er wollte Christopher Drexler von der ÖVP ablösen. Für beide war es das erste (und gleichzeitig letzte) Antreten als Spitzenkandidat.

Lachender Dritter bekanntlich damals Mario Kunasek (FPÖ). Dieser schaffte mit seiner Partei erstmals einen blauen LH in der Steiermark. Die SPÖ stürzte in ein Tal der Tränen. Erstmals seit dem Beginn der Zweiten Republik ist sie nicht mehr in der achtköpfigen Landesregierung vertreten. Sie musste auf die Oppositionsbank. Frühestens im Jahr 2029 könnte sich das wieder ändern.

Nur dieses politische Erdbeben machte den ehemaligen JUSO-Vositzenden nun zum Obmann-Kandidaten für die gesamte steirische SPÖ. Mit diesem Rucksack an Erwartungen seiner Genossen will der gebürtige Murauer durch eine kantige Politik – „klare Linie mit Max Lercher“ – die Lebensrealitäten, so sein Slogan, der Menschen im Lande verbessern helfen.

Der 38-Jährige war schon auf dem Weg aus der Politik in die Privatwirtschaft. Seine Karriere begann Lercher 2005 als Obmann der Sozialistischen Jugend. Diese brachte ihn in den Landtag. Später (2024 bis 2017) war er auch Landesgeschäftsführer seiner Partei. Bis ihn Kurzzeit-Kanzler Christian Kern sogar als Bundesgeschäftsführer der SPÖ (2018 bis 2019) in Wien installierte. Er aber nach dem Ausscheiden Kerns von Pamela Rendi-Wagner und ihrem Gefolge „in die Wüste geschickt“ wurde.

In der Folge entschied sich Lercher für das Lager des Burgenländers Hans Peter Doskozil. Der Außerordentliche Parteitag am 3. Juni 2023 in Linz wählte diesen zum Bundesparteivorsitzenden. Mit Doskozil sah auch Max Lercher für sich eine neue Zukunft in der Bundes-SPÖ. Allerdings nur wenige Tage.

Bis sich herausstellte, dass es bei der Stimmenauszählung der Delegierten zu einem unentschuldbaren Fehler gekommen war und Andreas Babler zum wirklichen Sieger wurde. Als Leiterin der Wahlkommission fungierte Michaela Grubesa – damals Landtagsabgeordnete der steirischen SPÖ und schon Lerches Lebensgefährtin. Die Obersteirerin legte als Folge dieses Vergehens ihre politischen Funktionen später zurück. Die beiden haben einen gemeinsamen heute fünfjährigen Sohn.

Schon auf dem Weg in die Privatwirtschaft – Lercher war damals noch Nationalratsabgeordneter, wollte nicht mehr kandidieren – holte ihn Anton Lang im Dezember 2024 als Obmann-Kandidat in die Partei zurück. Seit Anfang 2025 zieht Max Lercher durch die Lande, drückt viele Hände und versucht Vertrauen für die SPÖ zurück zu gewinnen. Mit Versprechen, wie „Deine Lebensrealität ist mein Auftrag“ oder „Mit Leistung sich wieder was leisten können“.

Ob sich seine Leistung für ihn und die steirische SPÖ lohnt – das Zeugnis dafür werden ihm die Steirer erst bei der Landtagswahl 2029 ausstellen.

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