Die Fußball-Kirche im Dorf lassen

… besser als Scheuklappen-Euphorie

Ich würde mich freuen, würde es Österreich zur WM schaffen. Denn dann wäre dies ein Hinweis dafür, dass der heimische Fußball, repräsentiert durch das Team, etwa das gleiche Niveau hat, wie der Kosovo, Kap Verde, Usbekistan, Jordanien oder Bosnien-Herzegowina. Und da werden noch einige andere Fußball-Zwerge dazu kommen.

Man sollte deshalb die Kirche im Dorf lassen und weniger Scheuklappen-Euphorie in den Medien verbreiten. Denn die Qualifikation ist nur bedingt ein Merkmal für die WM-Tauglichkeit. Denn niemand wird bestreiten, dass im Fußball-Land Italien der technisch weitaus bessere Fußball gespielt wird als in Jordanien, Bosnien oder bei uns. Wiewohl die Italiener Gefahr laufen, als eine der ganz großen Fußball-Nationen die WM-Teilnahme nicht zu schaffen.

Durchaus verständlich, dass nach 28 Jahren erstmals wieder eine WM-Qualifikation etwas Erfreuliches wäre. Aber sie ist nicht mehr, als wenn ein Einzelsportler oder ein Team bei Olympischen Spielen oder bei einer WM antritt. Noch dazu, wo erstmals 48 Teams bei der kommenden Fußball-WM um den Titel kämpfen. 16 davon stellt Europa. Nur deshalb wären wir überhaupt dabei, um den Stellenwert richtig einzuordnen.

Wenn man allerdings die Berichterstattung des ORF und der privaten TV-Sender, aber auch der Printmedien beobachtet, wie „Krone“ und Co., dann verbreiten die eine Stimmung, die alles wiederspiegelt – nur eines nicht: vernunftvollen Realitätssinn. Da wird gejubelt, als stünde Österreich bereits im WM-Viertelfinale.

Ein Blick auf das gegenwärtige Abschneiden der heimischen Spitzenklubs in den europäischen Cup-Bewerben ermöglicht eine klare Sicht und Antwort. Der heimische Fußball spielt europaweit keine wirkliche Rolle. Klubs aus den Dritten Ligen außerhalb Österreichs spielen zumindest auf gleichem Niveau wie Stripfing. Ein Verein, der gegenwärtig gerade mit einem Konkursverfahren kämpft.

Weil der Alpine Ski Weltcup gerade gestartet ist. England ist, soweit ich mich erinnern kann, keine Ski-Nation. Dort ist der Skilauf so populär wie bei uns Rugby oder Frisbee. Der Brite Laurie Taylor schaffte beim Slalom in Levi den 4. Platz. Leider wird unserer Fußball-Team mit den hochbezahlten Profis eine solche Überraschung nie gelingen. Kroatien, Dänemark, Norwegen, selbst Slowenien, viel kleiner als Österreich von der Bevölkerung her, zählen in manchen Sportarten sogar zu den ganz Großen. Österreich wartet seit Jahrzehnten auf ein solches Husarenstück. Warum ist das so?

JL

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