Ein Oligarch made in styria

Siegfried Wolf weiß, wo „der Barthel den Most holt“

Seit Monaten beschäftigt der aus der Südoststeiermark stammende Siegfried Wolf wieder einmal die Öffentlichkeit. Er, der selbst sehr sparsam ist, wenn es um persönliche Statements in der Öffentlichkeit geht. Aktuell geht es um die Tatsache, dass die Korruptionsstaatsanwaltschaft Siegfried Wolf vorhält und verdächtigt, dass ihm ungerechtfertigterweise mehrere Millionen an Steuern nachgelassen worden seien.

Die Vorgeschichte

Seit dem Jahre 2007 hätte Wolf Einkünfte aus der Schweiz auch in Österreich versteuern müssen. Da er das nicht tat, sparte sich der Investor rund elf Millionen Euro. Durch Zufall wurde von einem Sachbearbeiter im Finanzministerium das Versäumnis entdeckt. Doch Wolf wollte nicht zahlen und daraus ergab sich eine ausufernde Diskussion zwischen seinen Steuerberatern und dem Finanzministerium.

Siegfried Wolf versucht, über sein politisches Netzwerk in seiner Steuerangelegenheit Unterstützung für sein „Nicht-Zahlen“ zu bekommen. Vor dem aktuellen Untersuchungsausschuss erklärte der Leiter der Steuersektion nun, dass für ihn bereits 2016 klar gewesen sei, dass Wolf rund elf Millionen Euro nachzahlen müsse. Letzten Endes erhielt Wolf von der Finanzverwaltung auch durch Intervention von Thomas Schmid einen Millionen-Nachlass zugestanden. Sehr zur Überraschung ranghoher Finanzbeamter im Ministerium. Wolfs Steuerfall sei einzigartig, erklärten sie vor dem U-Ausschuss.

Nun wird gegen Wolf ermittelt, wie es zu diesem für ihn günstigen Ergebnis gekommen ist. Dabei steht auch der Verdacht von Korruptionshandlungen im Raum. Unterstützt habe Wolf, so die WKStA, auch eine Finanzbeamtin. Diese sei in der Folge Vorstand des Finanzamts in Baden geworden.

Im U-Ausschuss selbst entschlug sich Wolf bei vielen Fragen der Aussage – mit dem Hinweis, dass er sich als Zeuge und Auskunftsperson damit selbst belasten könnte. Es wird jedoch sichtbar, wie aktiv Siegfried Wolf Regierungsmitglieder, bis hin zu Ex-Kanzler Sebastian Kurz und Ex-Finanzminister Hansjörg Schelling, für seine Belange aktivierte.

Der aus einfachsten Verhältnissen stammende Siegfried Wolf zählt heute zu den vermögendsten Steirern. Seine einmalige Karriere verdankt er dem ehemaligen Magna-Chef Frank Stronach. Für diesen war er Jahrzehnte so etwas wie seine rechte Hand und wickelte in seinen Funktionen als Magna-Manager praktisch alle wichtigen Investitionen in Europa und natürlich auch in Österreich ab.

Eine besondere Beziehung entwickelte Siegfried Wolf über Magna auch zu Russland und Wladimir Putin bzw. insbesondere zum Oligarchen Oleg Deripaska. Nach seinem Ausscheiden bei Magna übernahm er dort wichtigste Manager- und Gesellschafter-Funktionen. So ist er zum Beispiel noch immer Aufsichtsvorsitzender der Sberbank Europe, die zum Einflussbereich von Deripaska zählt. Die Sberbank ist die größte Bank Russlands. Speziell anlässlich der Winterspiele in Sotschi zeigten gemeinsame öffentliche Auftritte von Putin mit Wolf und Deripaska das gute Verhältnis auf.

Nur am Rande: So gesehen war es kein Zufall, dass beim Rückzug von Frank Stronach aus Österreich es Siegfried Wolf war, der den prominenten Golfclub Fontana bei Wien kaufte und auch andere Immobilien aus dem Portfolio von Frank Stronach übernahm.

Wie Stronach genießt auch Wolf in der Steiermark aufgrund der Investitionen, die Magna tätigte, hohes Ansehen auf allen politischen Ebenen. Von Frank Stronach ist ein Gedanke auch immer wieder von ihm selbst aufgegriffen worden. Und zwar jener von der goldenen Regel. Stronach dazu: „Der Mann, der das Gold hat, macht auch die Regel.“ Siegfried Wolf lernte von Stronach eine weitere Lebensweisheit. Und zwar jene, dass er weiß, wo der Barthel den Most holt. Die Enthüllungen über Siegfried Wolfs Steuerakt machen unmissverständlich klar, dass er weiß, wo es in Österreich langgeht oder wo der Hammer hängt. Denn die Redewendung ist eine jüdische. Der „Barthel“ ist kein männlicher Vorname, sondern das jiddische Wort für „Brechstange“. Und „Most“ ist kein Getränk, sondern das jiddische Wort für „Geld“.

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