Straßenbeleuchtung, die mitdenkt
Eine steirische Technologie steuert die öffentliche Straßenbeleuchtung nach Bedarf und spart so Unmengen an Energie, CO2 und Kosten. Dabei steuern radarbasierte Sensoren die Leuchten je nach Verkehrsaufkommen. „Licht nur dort, wo es gebraucht wird“, so Lixtec-Gründer Günther Spath.

Günther Spath ist rein beruflich immer schon viel unterwegs gewesen. „Bei jedem Start- und Landemanöver im Flugzeug habe ich auf Lichtermeere hinuntergeschaut. Das hat mich irgendwann so genervt, dass ich etwas unternehmen wollte“, berichtet der Geschäftsführer von MEDS und Lixtec. Tatsächlich wird heute überall nach Möglichkeiten gesucht um Energie einzusparen. Die Mehrheit der Straßenleuchten im öffentlichen Raum strahlt indessen nächtelang unbeirrt im Volllastbetrieb. Die Folgen sind tausende sinnlos beleuchteter (Quadrat-) Kilometer: Energieverschwendung, überflüssiger CO2-Ausstoß und Kosten sowie Lichtverschmutzung zulasten von Flora und Fauna.
Radar, Funk & Internet
Die Umstellung auf dimmbare LED-Leuchten sowie die Definition einer international einheitlichen Schnittstelle gaben den Weg frei für die steirische Technologie, die heute – nach jahrelanger Entwicklung – als „lix.one“ am Markt vorliegt: Es handelt sich um eine Plug-and-Play-Lösung, die sich für alle handelsüblichen LED-Straßenleuchten eignet.

Radargestützte Sensoren erkennen das Verkehrsaufkommen in der Umgebung der Leuchten. Wenn Verkehrsteilnehmer auf der Straße unterwegs sind wird sofort eine normgerechte Beleuchtung sichergestellt, halten sich keine Verkehrsteilnehmer im Straßenbereich auf wird das Beleuchtungsniveau um bis zu 90 Prozent gesenkt. Die Sensorik der Straßenleuchten ist über ein Funknetzwerk verbunden und gibt bei Erkennung das Signal an benachbarte Leuchten weiter. Eine Anbindung ans Internet erlaubt dem Betreiber, Informationen wie Zustand der Leuchten, Energiestatistiken usw. in Echtzeit zu verfolgen und Softwareupdates einzuspielen.
Bis zu 90 Prozent weniger Energie
„Das Einsparungspotenzial ist enorm“, erklärt Spath. „In Wohngebieten sind nachts oft nur wenige Autos und Fussgänger unterwegs, hier sind bis zu 90 Prozent Energieeinsparung möglich. Auf Überlandstraßen, mit höherem Verkehrsaufkommen können wir zwar nur vorübergehend und im geringeren Ausmaß dimmen, aber hier sind Straßenleuchten mit so großer Wattanzahl im Einsatz, dass die Maßnahme energie- und kostenmäßig trotzdem sehr stark ins Gewicht fällt.“ Die Investition der Plugins amortisiert sich je nach Einsatzort und Leistung der Straßenleuchte in drei bis sechs Jahren, „bei einer durchschnittlichen Lebensdauer der Leuchtkörper von 20 bis 30 Jahren eine sehr günstige Rechnung.“

Bewusstseinsarbeit
Einige Projekte wurden in direkter Zusammenarbeit mit Gemeinden umgesetzt, vorrangig läuft der Vertrieb aber über Leuchtenhersteller. Diese sind vor allem was Software und intelligente Technologien betrifft, sehr an Experten-Know-how und Kooperationen interessiert, weil sie selbst kaum Hightech-Entwicklungen im Bereich “Smart City“ Lösungen umsetzen.“ Kontakte knüpfen die Steirer auf internationalen Beleuchtungsmessen, wo sich alles aus der Branche trifft, was Rang und Namen hat.
Böheimkirchen (NÖ) war Anfang 2024 die Pionierin unter den österreichischen Gemeinden. Seither sind vier weitere hinzugekommen. Mit Wien Energie realisierte Lixtec in diesem Jahr das erste gemeinsame Projekt in der Gemeinde Hennersdorf bei Wien, mit der EVN zwei weitere Gemeinden in Niederösterreich. Auch mit der Energie Graz konnte man schon einige kleinere Projekte machen – etwa beim neuen Bus-Terminal in Premstätten oder einem Ratweg in Gratkorn. In Graz jedoch, wo Lixtex seinen Sitz hat, hatte Spath bis dato noch keine Fürsprecher für seine Entwicklung finden können.

Kaum Mitbewerber
Der bisher noch geringe Bekanntheitsgrad der Technologie beruht zum einem Gutteil darauf, dass es kaum Mitbewerber gibt. Europaweit bieten einige Unternehmen ähnliche Lösungen an, die in puncto Leistungsfähigkeit mit lix.one aber nicht mithalten können. Das liegt unter anderem an der radargestützten Sensorik mit 2 Sensoren für jede Seite der Leuchte: „Wir erkennen PKW auf 80 bis 100 Meter, Fußgänger und Radfahrer bis auf 25 bzw. 30 Meter.“ Dagegen machen sich etwa passive wärmeempfindliche Infrarotsensoren sehr unsicher aus, deren Reichweite bei knapp fünfzehn Metern endet. Künftig könnten die Lixtec-Sensoren auch weit komplexere Aufgaben übernehmen, wie etwa Verkehrszählungen mit einer Unterscheidung in die einzelnen Fahrzeugkategorien.

Prestigeprojekt in Indien als Chance
Ein kleines, jedoch prestigeträchtiges Projekt gibt es im kommenden Jahr in Indien. „Beim Bau eines neuen Flughafens in Noida, eine Industriestadt mit rund 640.000 Einwohnern im Norden des Landes, dürfen wir eine Zufahrtsstraße ausstatten“, so Spath. Es sei für lixtec ein Showcase, ein Vorzeigeprojekt, wo man zeigen will, was alles möglich ist. Eine Visitenkarte zu haben in einem großen, aber auch schwierigen Markt wie Indien, sieht man bei Lixtec jedenfalls als Chance.
Minus drei Kraftwerke
Vorreiter in Sachen intelligente Beleuchtungssteuerung im öffentlichen Raum sei übrigens die Schweiz, berichtet Günther Spath. „Das liegt natürlich auch am dortigen höheren Strompreis.“ Dass die Energiekosten nun EU-weit steigen, spielt dem steirischen Unternehmen naturgemäß in die Hände: „In Österreich gibt es etwa eine Million Straßenleuchten, wenn wir jede bedarfsgerecht dimmen, ersparen wir uns die Errichtung von drei Murkraftwerken.“
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