Was ist eigentlich "grüner" Wasserstoff?

Wasserstoff ist in aller Munde – und da vor allem und gerade grüner Wasserstoff, als Energiequelle der Zukunft. Aber was versteht man eigentlich unter grünem Wasserstoff? Das Vorstandsduo der Energie Steiermark, Christian Purrer und Martin Graf, klärt auf: „Grüner Wasserstoff ist die Aufspaltung von Wasser H2O in Wasserstoff und Sauerstoff. Und das passiert mit grünem Strom – in einem Elektrolyseur, das heißt: Mit grünem Strom, in unserem Fall hier in Gabersdorf aus Photovoltaik, spalten wir Wasser in seine Elemente auf und produzieren hier einen reinen Wasserstoff und eben Sauerstoff.“
Auslöser für meine Frage war die heutige Eröffnung der ersten öffentlichen Produktion für grünen Wasserstoff in Österreich in der südsteirischen Gemeinde Gabersdorf. Das Modell-Projekt der Energie Steiermark mit einem Investitionsvolumen von 10,5 Millionen Euro ist auf einem 10.000 Quadratmeter großen Areal entstanden.
„Die Anlage besteht aus einer Photovoltaik-Großanlage mit 6.000m² Kollektorfläche, einem Elektrolyseur für die Produktion von grünem Wasserstoff, einer Trailer-Abfüllanlage und einer Methanisierungs-Einheit. Im Vollausbau können damit bis zu 300 Tonnen grüner Wasserstoff jährlich erzeugt werden“, erläutert Projektleiter Klaus Neumann heute in Gabersdorf. Zum Vergleich: Ein durchschnittliches Wasserstoff-Auto könnte damit eine Strecke von mehr als 40 Millionen (!) Kilometern zurücklegen. Jährlich werden damit insgesamt bis zu 5.200 Tonnen CO2 eingespart.
Erster Großkunde der bundesweit ersten Anlage dieser Art ist das Industrieunternehmen Wolfram Bergbau und Hütten AG, eine Tochter des global agierenden Sandvik-Konzerns. Der Betrieb in St. Martin ist Weltmarktführer bei Wolfram-Pulvern und übernimmt jährlich rund 70 Tonnen des grünen Wasserstoffs für seine Energie-Prozesse.
„Der Vertrag mit der Energie Steiermark ermöglicht uns die Stärkung unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Die Nähe unseres eigenen Standorts in St. Martin im Sulmtal zur Wasserstoffproduktionsanlage ist ein weiterer Beitrag zur regionalen Versorgung unserer hochmodernen Metallurgieanlagen“, so Andreas Bock, Technik-Vorstand der Wolfram Bergbau und Hütten AG.
„Grüner Wasserstoff bildet einen wesentlichen Baustein für die Energiewende. Mit unserer Führungsrolle in diesem bundesweiten Forschungs-Netzwerk positionieren wir uns als wesentlicher regionaler Nachhaltigkeits-Partner, können so unsere Abhängigkeit von Erdgas-Importen weiter reduzieren und gleichzeitig unsere Innovations- und Nachhaltigkeits-Partnerschaft mit der steirischen Industrie ausbauen“, so das Energie-Steiermark-Vorstandsduo Purrer und Graf. „Mit den Erfahrungen des Pilotprojektes Gabersdorf planen wir den systematischen Ausbau der Wasserstoff-Produktion in Zusammenarbeit mit der Industrie – in einem ersten Schritt sind 150 Megawatt geplant. Gleichzeitig arbeiten wir daran, unsere bestehende Erdgas-Netzinfrastruktur fit für die Integration grüner Gase zu machen, hier haben wir Leitungen mit einer Gesamtlänge von rund 200 Kilometer im Fokus, die wir technisch aufrüsten wollen“.
Landeshauptmann Christopher Drexler und sein Vize Anton Lang heute bei der Eröffnung: „Als Landesregierung haben wir das klare Ziel, die Steiermark beim Ausbau der erneuerbaren Energie weiter voranzubringen und unser Bundesland noch unabhängiger zu machen. Dieses Projekt ist ein weiterer Meilenstein auf diesem Weg und ein wesentlicher Beitrag für noch mehr Klima- und Umweltschutz.“
Gefördert wurde das zukunftsweisende Projekt vom Klima- und Energiefonds. Der stellvertretende Geschäftsführer Gernot Wörther: „Österreich will bis 2040 klimaneutral sein. Das bedeutet, dass wir unser Energiesystem sehr rasch umbauen müssen – und erneuerbare Gase, erzeugt und genutzt in der Region, werden in dieser neuen Energiewelt eine wichtige Rolle spielen. Renewable Gasfield, von uns mit 2,9 Millionen Euro gefördert, ist ein Pionier-Projekt, auf das wir sehr stolz sind. Nun gilt es, die Ergebnisse sehr rasch in die breite Anwendung zu bringen. Klar ist, dass innovative Klimaschutz-Technologien ganz schnell in Österreich und international Wirkung erzielen müssen.“
KLIPP vor ORT - Isabella Hasewend
Sei der erste der kommentiert