Gewaltiger Ballast

Kehrseite von Karl Nehammers 100-Prozent-Obmann-Wahl

„Luken dicht, zusammenrücken und durch“, lautet die Parole in einer derartigen Phase für jede Partei. Nicht zuletzt auch für die vormalige Kurz-Partei und durch dessen Rücktritt für die wieder auferstandene ÖVP.

„Ich bedanke mich für das Vertrauen in unseren Bundesparteiobmann und gratuliere Karl Nehammer zum beeindruckenden Ergebnis“, so LH Hermann Schützenhöfer in seiner Pressaussendung. „Er hat in einer herausfordernden Zeit die Parteiführung übernommen und macht seine Sache gut. Er ist wie er ist und das ist gut so. Heute haben wir mit diesem Votum gezeigt, dass wir ihm für die Zukunft ordentlich den Rücken stärken. Jetzt heißt es mit den Füßen am Boden zu bleiben, denn Wahlen müssen wir erst gewinnen.“

Die 100-Prozent-Wahl von Karl Nehammer ist für ihn aber auch ein gewaltiger Ballast. Sie bedeutet auch gleichsam den Beginn des Abstiegs, so seltsam das klingen mag. Denn jeder künftige Parteitag – so Nehammer das als Obmann schafft – wird nicht mehr so harmonisch verlaufen und damit weniger Zustimmung für seine Person und Politik bringen.

Bereits bei der TV-Diskussion „Im Zentrum“ am vergangenen Sonntag mit der sichtbar überfordert wirkenden ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner wurde dies offenkundig. Der frühere EU-Kommissar Franz Fischler betonte einmal mehr, dass die ÖVP die Ära Kurz wirklich abhaken und einen völlig neuen Weg einschlagen müsse, will sie künftig politisch wieder erfolgreich sein. An die weniger überzeugend wirkende, amtsjunge ÖVP-Generalsekretärin – sie ist ja die wichtigste Botschafterin von Nehammers künftiger Politik: Die Zeit von Message Control und Politik-Marketing sei vorbei, jetzt gelte es, zu einer Politik zurückzukehren, die dem einzelnen Bürger mit wichtigen Maßnahmen gegen die Teuerung und die Inflation rasch und spürbar helfe. Es werde die Regierung nicht alle tiefgreifenden Veränderungen abfedern können. Doch den Menschen müsse vermittelt werden, dass die Regierung alles Erdenkliche unternehmen werde, um das tägliche Leben leistbar und erträglich zu machen. Dazu seien aber Statements und Äußerungen des Kanzlers Karl Nehammer allein zu wenig, sondern, so Franz Fischler, es brauche einen „Chor“, der ihn dabei unterstütze.

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