Höchstes Holzgebäude der Welt steht in „Brumunddal“

„... wie bitte? Wo liegt das?“ Steirer-Startup Woodplan ist in Norwegen ein wichtiger Projektpartner.

Das Holz fühlt sich gut an. Wir, vom KLIPP-Team, sitzen an einem Tisch aus Brettsperrholz im Büro des Startups Woodplan am Grazer Lendplatz. Es liegt versteckt im Erdgeschoß einer ehemaligen Wäschefabrik. „Wir spüren gerne die Sachen, die wir planen“, merkt Woodplan-Chef Alan Hofmann an.

Entwickelt wurde Brettsperrholz in Österreich maßgeblich am Holzbauinstitut der TU Graz. Pionierarbeit leistet der damalige Vorstand Professor Schickhofer. Die Idee hinter dieser Entwicklung: die Wertschöpfung des Holzes mit dem Sägebrett als Ausgangsmaterial zu erhöhen. Hofmann: „Diese werden in der Vorfertigung kreuzweise in Schichten verklebt und lassen eine schöne Oberfläche zu.“ Die Nachfrage nach dem so genannten KLH-Produkt (Kreuzlagenholz, in Englisch: cross laminated timber CLT) steigt von Jahr zu Jahr. „Weltweit kommen bereits ca. 75 Prozent von Brettsperrholz aus Österreich“, so Hofmann. Das Meisterwerk dieser Entwicklung wurde vor wenigen Monaten seiner Bestimmung übergeben. Es ist das 85,4 Meter hohe Mjostarnet-Hochhaus in Brumunddal, Norwegen.

Es ist das höchste Holzgebäude der Welt mit Büros, einem Hotel und Wohnungen. Von der Aussichtsplattform gibt es einen gewaltigen Rundblick über den See Mjøsa. Dieser liegt auf der Strecke zwischen Oslo und Lillehammer. Den Ausblick müssen sich die Besucher allerdings mit dem Eigentümer des Gebäudes „teilen“. Ihm gehört das Penthouse, das die zweite Hälfte der Aussichtsplattform einnimmt. Er, heute ein erfolgreicher Geschäftsmann, kommt selbst aus Brumunddal und wollte seinem Heimatort mit dem Leuchtturmprojekt gleichsam etwas Bleibendes zurückgeben. Als Alan Hofmann 2015 Woodplan („Holz mit Plan“) als Startup gründet, war seine Leidenschaft für den Baustoff Holz bereits gegeben. „Ich habe das von meinem Großvater übernommen. Holz fühlt sich immer warm an und auch der Geruch – es wirkt einfach sauber.“

Der Kontakt mit einem norwegischen Büro brachte Hofmann seinen Premierenauftrag. „Mein erstes Projekt war eine Forschungsund Radarstation in Spitzbergen – weit über dem Polarkreis. Schon die Transportlogistik dafür – vom Zug auf LKW, auf Schiff, dann wieder abladen – war eine Herausforderung.“ Ganz besonders natürlich auch beim 88 Meter hohen Mjostarnet-Tower. „Wir, Woodplan, haben nicht die Hauptkonstruktion gemacht“, erklärt Alan Hofmann, „dafür waren neben dem norwegischen Projektpartner Woodcon – in Skandinavien und weltweit tätig – noch viele norwegische Unternehmen verantwortlich.“ Das steirische Startup war für die Vertikalerschließung verantwortlich. „Mein Team – wir sind zu sechst – hat die zwei Stiegenhäuser und drei Liftschächte geplant. Die haben eine Höhe von 72 Metern. Das Holz dafür kommt aus Bad St. Leonhard im Lavanttal von Stora Enso.

Im Holzbau heißt es: Zuerst denken und dann handeln“, betont Woodplan-Chef Alan Hofmann. „Wir begleiten ein Projekt als Schnittstellendienstleister. Das heißt, wir sammeln die Daten von Architekten, Planern, Statikern ein. Das ist unsere Blackbox. Und wir kreieren daraus ein vorgefertigtes, virtuelles Gebäude. Ein Gebäude ist rund sechs Wochen, bevor es montiert wird, fix und fertig geplant – auch vom Ablauf her. Im Unterschied zu traditionellen Bauten – da kann es durchaus sein, dass man unten beginnt und es noch nicht klar ist, wie es oben fertig wird.“ Für den Mjostarnet-Tower, aber auch für andere Projekte in Skandinavien, gehen die in Österreich vorgefertigten Bauteile, Bauelemente mit der Eisenbahn nach dem Norden. Die bis zu vier Tonnen schweren Holzelemente werden dann vor Ort installiert. 

„Wir haben bisher rund 100 Projekte in Norwegen, Schweden, Island, Dänemark, mittlerweile auch zwei in Österreich abgewickelt. Auf Holzbaustellen geht’s rasch voran. Ein Einfamilienhaus steht in zwei Tagen.“ Und warum die nördlichen Länder? Dort gäbe es klarerweise auch viel Holz, aber dieses wächst dort nur sehr langsam. Aus Sicht von Alan Hofmann ist Holz ein idealer Baustoff, da vor allem die Planung fernab von der Baustelle erfolgen kann. In Österreich entstehe gerade in der Seestadt Aspang ein Leuchtturmprojekt in Sachen Holzbau. „Wir sind dort aber nicht dabei.“ Die Perspektive von Woodplan-Chef Alan Hofmann auch mit Blick auf das Klima: „Die nächsten Generationen werden Holz als Baustoff viel stärker nützen. Jede Minute wächst in Österreich ein Familienhaus nach.“

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