Richtigstellung zu Verlassenschafts-Konkurs von Gerhard Hirschmann
„… zumindest mit 100.000 Euro soll er bei seinem Tod überschuldet gewesen sein, ist also als ,Pleitier‘ verstorben …“, hieß es in unserem am 25.1.2021 nachfolgenden veröffentlichten Bericht zum Konkurs über die Verlassenschaft des am 27. September 2019 verstorbenen Gerhard Hirschmann. Der Betrag war falsch. Laut KSV besteht eine Überschuldung von nur 47.322,27 Euro. KLIPP entschuldigt sich dafür.
Damit wird aber die im nachfolgenden Bericht gemachte Anmerkung, ob Gerhard Hirschmann tatsächlich überschuldet war und das angestrebte Konkursverfahren noch zweifelhafter und wirft noch mehr Fragen auf, wie gerechtfertigt dieses überhaupt ist.
Vor wenigen Monaten erstmals Gerhard Hirschmann Preis für kritisches Denken verliehen
Es war aufgrund von Corona nur ein kleiner, aber prominenter Kreis, den das Land Steiermark und die Stadt Graz in die Aula der Alten Universität in Graz geladen hatte. Anlass war die erstmalige Verleihung des „Gerhard Hirschmann Preises für kritisches Denken“. Dieser war am 27. September 2019 im Alter von 68 Jahren auf einer Bahnfahrt von Wien nach Graz einem Herzinfarkt erlegen. Gerhard Hirschmann galt als einer der großen Visionäre in der steirischen ÖVP, bis er 2003 aus der Politik in die Energiewirtschaft wechselte. Die erste Preisträgerin ist die aus Graz gebürtige ehemalige Korruptionsstaatsanwältin Christina Jilek, 37. Eine Jury mit Ex-Industriellen-Präsidenten Jochen Pildner-Steinburg und Altlandeshauptmann Franz Voves hatte sie dazu „gewählt“.
Intern stieß diese Wahl nicht auf Begeisterung der damaligen steirischen türkisen ÖVP. War doch die Oberstaatsanwältin der WKStA maßgeblich dafür verantwortlich, dass der damalige Kanzler Sebastian Kurz wegen Verdachts der Falschaussage auf die Anklagebank muss. Wenige Tage nach der Preisverleihung – ein zeitlicher Zufall – trat Kurz dann als Kanzler zurück. Wie es das Protokoll vorsah, würdigten Christopher Drexler und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer die Arbeit von Christina Jilek. Aber mehr noch: Natürlich die Verdienste und Leistungen von Gerhard Hirschmann für die steirische ÖVP. Dieser war auch geschäftsführender Parteiobmann in der Ära von Josef Krainer. Er schlug Gerhard Hirschmann nach seiner Wahlniederlage im Jahr 1995 als Landeshauptmann-Nachfolger vor. Hirschmann lehnte aus privaten Gründen – weil seine Scheidung bevorstand – allerdings ab und schlug seinerseits Waltraud Klasnic vor.
Ende des Jahres, genauer gesagt am 28. Dezember 2021, kam es nun zu einer „unliebsamen Überraschung“. Über Gerhard Hirschmanns Verlassenschaft wurde zweieinviertel Jahre (!) nach seinem Tod das Konkursverfahren eröffnet. Mit 47.322,27 Euro soll er bei seinem Tod überschuldet gewesen sein, ist also als „Pleitier“ verstorben. Und wollen seine Gläubiger im Konkursverfahren wenigstens einen Teil ihrer Forderungen, sprich Gelder, wieder zurückhaben oder besser gesagt retten.
Den Konkursantrag musste der zuständige Notar als Verlassenschaftskurator einbringen, weil keines der beiden Kinder aus seiner geschiedenen Ehe das Erbe antreten wollte. Der erfahrene und erfolgreiche Unternehmer Heinz Glössl aus Frohnleiten, ein langjähriger Wegbegleiter des Verstorbenen: „Das hat der Gerhard nicht verdient.“ Glössl empfindet das wörtlich als „Sauerei“, da Hirschmann stets für die Kinder da war.
Bis zu seinem Tod war Hirschmann in einer Lebensgemeinschaft mit seiner langjährigen Partnerin, mit gemeinsamem Haushalt und Wohnort in Graz. Da er aber nicht mehr heiratete („wir sind auch so glücklich“), fließt der früheren Familie, genauer gesagt seiner geschiedenen Frau, seine gut dotierte Politiker-Pension zu.
Das Konkursverfahren wirft nicht nur für Heinz Glössl, sondern auch im Umfeld Hirschmanns etliche Fragen auf. Gerhard Hirschmann hat nach seinem Ausscheiden aus der Politik und Energiewirtschaft sich ab dem Jahre 2005 eine Existenz als selbstständiger Unternehmer, Berater und Projektentwickler aufgebaut. Er hat dabei auf sein weit verzweigtes Netzwerk aus Politik und Wirtschaft, nicht nur in der Steiermark, zurückgreifen können und dieses auch erfolgreich genützt. Mit vielen bekannten Namen, wie zum Beispiel „Lebensfreund“ Hermann Schützenhöfer (Originalton bei Hirschmanns Beerdigung). Der ehemalige ÖVP-Landesgeschäftsführer und ÖVP-Vertrauensanwalt Candidus Cortolezis wiederum war Gerhard Hirschmanns Anwalt und bis zu Hirschmanns Tod auch sein Geschäftspartner.
„Vom Dreckberg zum Goldberg“
Als Berater und Unternehmer nützte Gerhard Hirschmann seine landes- und österreichweiten Kontakte bei der Realisierung von Projekten, wie etwa bei der Umstellung auf LED-Beleuchtung im Lande. Gerade im letzten Jahr vor seinem Tod äußerte er sich wiederholt zufrieden über den Verlauf seiner Geschäftserfolge dort. Als weiteres Beispiel nannte er den „Schlackenberg“ in Eisenerz. Dieser war viele Jahre praktisch unverkäuflich. Seitdem die Schlacke allerdings für die Zementerzeugung (weil CO2-neutral) verwendet wird, ist daraus ein Millionengeschäft geworden.
Zum Masseverwalter bestellte das Gericht im Konkursverfahren (GZ 27S58/21p) laut Aussendung des KSV 1870 die Grazer Anwältin Marisa Schamesberger. Die Anmeldefrist für die Gläubiger endet am 22. Februar 2022. Die erste allgemeine Prüfungstagsatzung über die Forderungen der Gläubiger gibt es am 8. März darauf. Da wird „sichtbar“, wer diese über Hirschmanns Tod hinaus geblieben sind.
Gerhard Hirschmann war in seiner Tätigkeit als Unternehmer keiner mit dem Profil eines „Bilanzbuchhalters“. Ob der im Leben stets großzügige Ex-Politiker aber wirklich als „Schuldner“ verstorben ist oder ob nicht so mancher seiner Schuldner ihre Schulden gegenüber dem verstorbenen Geschäftspartner schlicht und einfach aus persönlichen Überlegungen nicht beglichen haben, wird sich erst weisen. Man darf gespannt sein auf das Verfahren.
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