Österreichische Liga für Menschenrechte in der Steiermark
Am 10. Dezember lädt das Militärkommando Steiermark zum „Internationalen Tag der Menschenrechte der Vereinten Nationen 2025“ in die Belgierkaserne in Graz ein. Im Rahmen des Festaktes wird Hofrat Dr. Dietmar Dragaric von der Österreichischen Liga für Menschenrechte in seinem Statement auch die Initiative „Nationale Gedenkstätte Graz“ präsentieren.
Bis heute ist die ehemalige SS-Kaserne ein „Ort der Unruhe“. Dieser Umstand ist ein Beweggrund für das Zustandekommen der Initiative für eine Nationale Gedenkstätte Graz.
Mit der Initiative haben sich die Initiatoren klarerweise an Bundespräsident Alexander Van der Bellen als Oberbefehlshaber des Österreichischen Bundesheeres gewandt.
In diesem Brief heißt es:
Werter Herr Bundespräsident!
Appell gegen das Vergessen
„Wir haben die moralische, ethische und politische Verantwortung für die Aufarbeitung der Geschichte von militärisch genutzten Liegenschaften“, erklärte der damalige Verteidigungsminister Norbert Darabos im Jahre 2010 bei der Präsentation des Forschungsprojektes „Neue Erkenntnisse zu NS-Verbrechen in Grazer Kaserne“. „Es geht hier auch um die Familien der Opfer, und wir werden nicht ruhen, bis alles geklärt ist.“
Seit seiner Gründung (1955) setzt sich das Bundesheer immer wieder mit der Vergangenheit der Streitkräfte auseinander. Eines der wichtigen Anliegen für das Heer von heute ist es, jene Epoche aufzuarbeiten, in der es in Österreich gar kein eigenes Bundesheer gab: Die leidvolle Zeit der NS-Diktatur.
Ziel: restlose Klärung
Schwerpunkt der Aufarbeitung war und ist, mehr über die Identität und den Verbleib der sterblichen Überreste der Opfer zu erfahren, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges unter anderem am Areal der heutigen Belgier-Kaserne ermordet worden waren. Die systematische Gewalt von Gestapo und Gauleitung traf dabei vor allem Widerstandskämpfer, Kriegsgefangene, KZ-Insassen, Agenten und Zwangsarbeiter, aber auch abgeschossene US-Piloten.
Verbleib und Identität der sterblichen Überreste
Insgesamt vermuten die Forscher Dieter Binder, Georg Hoffmann und Nicole-Melanie Goll 149 bis 219 Mordopfer, von denen 142 unmittelbar nach dem Krieg exhumiert wurden. Anhand von zeitgeschichtlichen Zeugenberichten und alten Luftaufnahmen der US-Armee konnte das Team nun Bombentrichter am Kasernenareal identifizieren, in denen möglicherweise die Überreste weiterer Ermordeter verscharrt wurden.
„Die notwendige Weiterverarbeitung der Kenntnisse bedarf nun einer koordinierten und gemeinsamen Vorgehensweise mit den hierfür verantwortlichen Ministerien wie Innen-, Außen- und Justizministerium“, betonte Darabos schon im Jahr 2010. In diesem Jahr feiern wir „80 Jahre Zweite Republik“. Leider ist bis heute die restlose Klärung nicht erfolgt. Mit ihrer Initiative „Nationale Gedenkstätte Graz“ hoffen die Österreichische Liga für Menschenrechte und deren Unterstützer, dieses schändliche Kapitel endlich zu einem Abschluss zu bringen. Und dem Appell: „Hütet Frieden und Freiheit. Denn sie starben für sie.“ Diese Inschrift ist Teil einer Gedenktafel, die „Tage der Menschenrechte“ 1980 von der Österreichischen Liga für Menschenrechte gestiftet wurde und am Schießplatz Feliferhof angebracht ist.
Gezeichnet ist das Schreiben mit:
Initiative für Nationale Gedenkstätte Graz
HR Dr. Dietmar Dragaric, Österreichische Liga für Menschenrechte
Oberst i.R. Manfred Oswald (Initiator Erinnerungskultur)
Jürgen Lehner (Steiermarkmagazin KLIPP)
Die Unterlagen dafür wurden in den letzten Wochen auch politischen Parteien, Organisationen und Körperschaften übermittelt. Die Zahl der Unterstützer wächst von Tag zu Tag. Zu ihnen gehörten unter anderem (alphabetisch):
Benedek Wolfgang (Universität Graz)
Grabovac Daniela (Antidiskriminierungsstelle)
Hermann Nikolaus (Honorarkonsul Kroatien)
Kahr Elke (Bgm. Stadt Graz)
Klimt-Weithaler Claudia (KPÖ Landtagsklub)
Knes Dominik (ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus)
Kunasek Mario (Landeshauptmann Steiermark)
Mernyi Willi (Vorsitzender Mauthausen Komitee)
Shetty Yannick (Klubobmann Neos Parlamentsklub)
Štucin Marko (Slowenischer Botschafter in Wien)









Sei der erste der kommentiert