ÖVP und SPÖ keine Mehrheit mehr

Aktuelle „Kleine-Zeitung“-Umfrage für Landtagswahl

Mit knapp 60 Prozent der Stimmen verfügen die Drexler-ÖVP und die Lang-SPÖ im Landtag über eine klare Mehrheit. Laut der am Sonntag (5. Mai) veröffentlichten „Kleine-Zeitung“-Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut Peter Hajek gibt es – zumindest würde jetzt gewählt werden – im steirischen Landtag keine Mehrheit mehr für die beiden Koalitionspartner. Christopher Drexlers ÖVP fällt auf 22 Prozent und Anton Langs SPÖ auf 21 Prozent zurück.

In der Gunst der steirischen Wählerinnen und Wähler liegt die FPÖ klar voran: Bei der Landtagswahl käme sie derzeit auf rund 29 Prozent (2019: 17,5 Prozent). Zweiter deutlicher Wahlgewinner wäre die KPÖ. In der Hajek-Umfrage erreichen die Kommunisten mit 11 Prozent fast doppelt so viel Stimmen wie bei der Wahl 2019 (5,99 Prozent). Damit überholen sie derzeit sogar die Grünen (10 Prozent). Die Neos können mit leichten Zugewinnen rechnen – sie steigen von 5,4 auf 6 Prozent.

Weit entfernt von Spitzenwerten ist die Zustimmung der Wählerinnen und Wähler für die Spitzenkandidaten der einzelnen Parteien in der Landeshauptmann-Frage. Ein Drittel der Wähler hält keinen der sechs Genannten für geeignet.

Nicht überraschend heißt es nach der Veröffentlichung der Umfrage aus den Parteien – was auch stimmt: Es handle sich dabei um eine Momentaufnahme der politischen Großwetterlage. Wie volatil die Wählerinnen und Wähler reagieren, wird sich bei der EU-Wahl am 9. Juni und den Nationalratswahlen im Herbst zeigen. So viel steht aber heute schon fest: Hoch werden ÖVP und SPÖ die Wahlen nicht mehr gewinnen, um ein Zitat einer österreichischen Fußball-Legende abzuwandeln. Als wir/Österreich gegen Spanien zur Halbzeit 0:5 zurücklag/en.

Schützenhöfers später Zahltag?

Im Oktober 2021 trat Sebastian Kurz als Kanzler zurück – schon eine kleine Ewigkeit her in der heutigen Politik. Kaum jemand erinnert sich auch noch an den Corona-Minister und Arzt Wolfgang Mückstein.

Völlig in Vergessenheit geraten ist ein spezielles steirisches Ereignis, das neun Jahre zurück liegt. Bei der Landtagswahl im Mai 2015 schaffte der amtierende Landeshauptmann Franz Voves knapp, mit der SPÖ stimmenstärkste Partei zu bleiben. Fünf Jahre vorher hatte er sich mit Hermann Schützenhöfer (ÖVP) völlig überraschend auf eine Koalition geeinigt. Diese funktionierte gut, beschloss die Gemeindefusionen (von 546 auf 283), verlor aber dennoch knapp zehn Prozent der Stimmen. Ohne großen Widerstand überließ Voves Hermann Schützenhöfer die Funktion des Landeshauptmannes am grünen Tisch. Er rettete damit das politische Überleben seines mittlerweile zum Freund gewordenen Gegenüber. Voves verzichtete sogar auf die angebotene Halbzeitlösung der ÖVP, eine indirekte Rache an Spitzenfunktionäre in seiner Partei, die sich Hoffnungen darauf gemacht hatten.

2019 gewann Schützenhöfer im Sog von Sebastian Kurz und mit der Vorverlegung der Landtagswahl diese in überzeugender Art (36,05 Prozent) vor Anton Lang (23,02 Prozent).

Niemand hat Hermann Schützenhöfer im Sommer 2022 gezwungen, abzutanken. Es gab auch keinen gesundheitlichen Grund dafür. Schützenhöfer war nur von der „Angst und Sorge“ getrieben (O-Ton Schützenhöfer), den richtigen Zeitpunkt zu verpassen. Wiewohl er den steirischen Wählerinnen und Wählern zugesichert hatte, die gesamte Wahlperiode zu bleiben, da und dort wenige Wochen vor seinem Rückzug sogar noch von einer neuerlichen Kandidatur gesprochen hat, praktisch eine Unwahrheit.

Der passende Zeitpunkt für seinen Rückzug aus der Politik wäre jetzt in diesen Monaten gekommen, wie sich zeigt. Christopher Drexler hätte sich an der Seite von Hermann Schützenhöfer und mit dessen Unterstützung viel besser als deklarierter Kronprinz präsentieren können. Wiewohl er in den letzten beiden Jahren fleißig unterwegs und bemüht ist, schaffte er es bisher nicht, sich den Landeshauptmann-Bonus zu erarbeiten. Zu distanziert, heißt es an den Stammtischen, sei er und wenig nahbar, im Gegensatz zu seinem Vorgänger.

Hermann Schützenhöfers Abgang ist von „ganz oben“, als Landeshauptmann, erfolgt. Schafft sein Schützling Christopher Drexler die Wiederwahl nicht (die Mini-Chance einer 3er-Koalition mit den Grünen bleibt), dann kann Schützenhöfer seinen Standard-Satz wiederholen: „Ich habe in der Politik schon alles erlebt – ich war ganz oben und auch schon ganz unten …“

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der erste der kommentiert