Putin quält Europa – die Welt – vorsätzlich

Gleich vorweg gesagt. Auch ich weiß natürlich nicht, wie, ob und wann der Krieg in der Ukraine enden kann.

Was ich aber weiß: Wir alle wissen, erleben, dass Wladimir Putins Überfall auf die Ukraine, klarer gesagt „Plutins Überfall“, seit mehr als zehn Wochen täglich weltweit für Top-News in der Nachrichten, TV- und Medienwelt sorgt. Und dies wird leider noch viel länger dauern, als wir hoffen.

Mit den Ukrainern hat er ein 50-Millionen-Volk in Geiselhaft genommen, wissend und kalkulierend, dass er sie aufgrund der russisch-militärischen Überlegenheit quälen, foltern kann. Mal mit Luftschlägen, Raketen, dann wieder mit Panzern, dann wieder mit „normaler“ Infanterie. Längst hätte die Ukraine – wie das auch in Syrien der Fall war – von Putin bombardiert und zerstört werden können. Doch das ist nicht sein Plan. Länder, die man erobern oder auch besetzen will, kann man nicht vorher völlig zerbomben.

Wladimir Putin führt der Nato und dem übrigen Europa vor, wie machtlos die Supermacht USA und die Europäer sind, wenn er seine Armee, die sich auch auf Panzer und Soldaten stützt, natürlich mit Luftunterstützung, am Boden einsetzt. Da die Nato keine Bodentruppen schicken wird, wie sie täglich sich beeilt festzuhalten, fühlt sich Putin noch unbesiegbarer.

Die ganze Welt hält er damit in Atem und Putin revanchiert sich damit, für die Demütigung, die Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion seitens der Amerikaner und des Westens erfahren musste. Aus der Weltmacht Sowjetunion war plötzlich durch Gorbatschows Demokratisierungspolitik (Glasnost) ein eher harmloser bzw. zahnloser Tiger geworden. Vorher galt doch die Devise: „Wer uns fürchtet, der respektiert uns auch.“

Der Amerikanismus hatte gesiegt – für Wladimir Putin ein Schock. War er doch im mächtigsten Geheimdienst und dem gefürchtetsten Spionage-Apparat der Welt sozialisiert und sozusagen „erzogen worden“. Da und dort hat er seine Haltung bei öffentlichen Auftritten im Fernsehen oder Interviews angedeutet, aber sich wie der Wolf im Märchen „Hänsel und Gretel“ verhalten. Dabei hat Putin sprichwörtlich „Kreide gefressen“, um die Menschen zu beruhigen.

Er hat in den 20 Jahren an der Spitze Russlands persönlich erfahren, dass man Russland zwar als Sport-Nation achtet, aber nicht ausreichend als Militärmacht, gleichsam auf Augenhöhe mit der USA oder China. Eine Missachtung der Atommacht Russland und Putins und seiner Nomenklatura, die Geheimdienste, die das Land fest im Griff haben. Die Spitzen dort teilen sich die Macht in Russland heute noch genauso wie vor Jahrzehnten, haben diese nie abgegeben. KGB-Mann Wladimir Putin wurde 1999 von Boris Jelzin und der herrschenden Nomenklatura aus dem Zylinder gezogen. Als Jelzin und sein Clan sich zurückzogen, aber sich per Gesetz vor jeder Strafverfolgung schützen ließen. Das ist Russland.

All die Vorwürfe in Richtung Europa und Nato, Russland fühle sich bedroht, sind willkommene Anlässe, aber nicht entscheidend für die Haltung Russlands. Denn die in Russland stationierten Raketen erreichen die europäischen Hauptstädte genauso schnell, wie jene des Westens in Moskau, Petersburg oder sonstwo einschlagen und in Minuten alles zerstören.

Und warum Wladimir Putin im eigenen Land die Mehrheit der Menschen hinter sich hat: Russlands offizielle Medien werden in den letzten Jahren nicht müde, daran zu erinnern, wo überall auf der Welt die Amerikaner im Namen der Nato Angriffskriege geführt haben. Ob in Afrika, in Mittelamerika, Südamerika, in Libyen oder am Balkan und natürlich auch im Nahen Osten. Weil sie dort ihre Interessen, ihr Modell von Demokratie und Freiheit implementieren wollten und dagegen keinen Widerspruch zulassen. Putin betont dabei auch, dass diese Länder die westliche Form der Demokratie oder Einmischung in dieser Form nie gewollt haben.

Also wozu die Aufregung jetzt, so Putin. Einzig und allein beim Kampf gegen den IS-Terror gab es eine Allianz mit der Nato und den westlichen Ländern. Aber der Kampf gegen den Terrorismus einigt ja praktisch alle Staatsmächte. Zwei Beispiele aus der Zeitgeschichte. Israels erster Präsident David Ben-Gurion war jener Mann, der das Hauptquartier der britischen Besatzungsmacht in die Luft sprengen ließ. Es gab dort hunderte Opfer auf Seiten der britischen Besatzungsmacht in Palästina. Der Terrorist aus Sicht der Briten überlebt und wurde Israels erster Staatsführer. Ein friedliches Beispiel. Vaclav Havel saß Jahre in sowjetischen oder kommunistischen Gefängnissen, bevor er nach der Wende Anfang der 1990er-Jahre zum Staatspräsidenten Tschechiens gewählt wurde.

Gerechtigkeit ist letzten Endes nichts anderes als der Vorteil des Stärkeren.

Der Schein regiert die Welt und die Gerechtigkeit ist nur auf der Bühne (Friedrich Schiller). Oder anders gesagt: Gerechtigkeit ist das Brot jeder Nation, sie hungert immer danach.

JL

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